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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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verletzen, ertränken und zerreißen können. Es gibt davon so viele, dass niemals jemand alle bestimmt und klassifiziert hat. Nicht einmal die Hexer. Auch er selbst hatte selten im Ysgith und überhaupt in Niederangren gejagt. Das Land war kaum besiedelt, die wenigen Menschen, die am Rand der Sümpfe lebten, hatten sich daran gewöhnt, die Ungeheuer als Teil der Landschaft zu betrachten. Sie hatten Respekt vor ihnen, doch es fiel ihnen selten ein, einen Hexer anzuheuern, dass er sie ausrotte. Selten, aber gelegentlich doch. Geralt kannte also das Ysgith und seine Gefahren. Zwei Schwerter und ein Bogen, dachte er. Und Erfahrung, meine Praxis als Hexer. In der Gruppe müsste es gelingen. Insbesondere, wenn ich voranreite und ein Auge auf alles habe. Auf durchgefaulte Stämme, Haufen von Algen, Grasballen, Pflanzen, sogar Orchideen. Denn im Ysgith sieht mitunter eine Orchidee nur wie eine Blüte aus, ist in Wahrheit aber eine giftige Krabbspinne. Ich werde Rittersporn kurzhalten müssen, darauf achten, dass er nichts anfasst. Zumal es dort nicht an Pflanzen mangelt, die ihre Chlorophylldiät gern mit einem Happen Fleisch anreichern. Solche, deren Triebe im Kontakt mit der Haut ebenso kräftig wirken wie das Gift einer Krabbspinne. Und natürlich das Gas. Der giftige Brodern. Wir werden darüber nachdenken müssen, wie wir Mund und Nase abschirmen...
    »Also, was ist?« Regis riss ihn aus seinen Überlegungen. »Akzeptierst du den Plan?«
     »Ja. Brechen wir auf.«
     
    Irgendetwas hat mich damals bewogen, erinnerte sich der Hexer, den anderen nichts von der Absicht zu erzählen, das Ysgith zu durchqueren. Und Regis zu bitten, auch nichts auszuplaudern. Ich weiß selber nicht, warum ich damit gezögert habe. Heute, wo alles komplett und total im Eimer ist, könnte ich mir einreden, ich hätte Milvas Verhalten bemerkt. Die Probleme, die sie hatte. Die offensichtlichen Anzeichen. Doch das wäre nicht wahr. Nichts habe ich bemerkt, und was ich bemerkte, habe ich ignoriert. Wie ein Vollidiot. Und wir ritten weiter nach Osten und bogen vorerst nicht zu den Sümpfen ab.
    Andererseits war es gut, dass wir damit gewartet haben, dachte er, während er das Schwert zog und mit dem Daumen die rasiermesserscharfe Schneide berührte. Wären wir damals sofort zum Ysgith geritten, hätte ich diese Waffe nicht.
     
    Seit dem Morgen hatten sie keine Truppen gesehen oder gehört. Milva ritt voran, weit vor den anderen. Regis, Rittersporn und Cahir redeten.
    »Hoffentlich lassen sich diese Druiden dazu herbei, uns in Bezug auf Ciri zu helfen«, sagte der Dichter besorgt. »Ich bin schon Druiden begegnet, und ihr könnt mir glauben, das waren verschlossene Griesgrame, menschenscheue Sonderlinge. Es kann passieren, dass sie überhaupt nicht mit uns reden wollen, geschweige denn Magie anwenden.«
    »Regis«, erinnerte ihn der Hexer, »kennt jemanden bei denen vom Caed Dhu.«
    »Nicht, dass diese Bekanntschaft drei- oder vierhundert Jahre alt ist?«
    »Sie ist viel jünger«, versicherte ihn der Vampir mit einem rätselhaften Lächeln. »Übrigens, Druiden sind langlebig. Sie halten sich ständig an der frischen Luft auf, inmitten der ursprünglichen und unverfälschten Natur, und das wirkt sich bestens auf die Gesundheit aus. Atme kräftig durch, Rittersporn, fülle deine Lunge mit Waldluft, dann wirst du auch gesund.«
    »Von dieser Waldluft«, sagte Rittersporn abfällig, »wird mir bald ein Fell wachsen, verdammt. Nachts träume ich von einer Kneipe, von Bier und einem Bad. Und die ursprüngliche Natur soll der ursprüngliche Teufel holen, übrigens zweifle ich an ihrem heilsamen Einfluss auf die Gesundheit, vor allem auf die seelische. Besagte Druiden sind dafür das beste Beispiel, denn das sind absonderliche Irre. Sie haben einen totalen Flitz, was ihre Natur und deren Schutz angeht. Wie oft bin ich Zeuge gewesen, wenn sie den Herrschern ihre Petitionen überbrachten! Nicht jagen, keine Bäume fällen, keine Abwässer in die Flüsse leiten und dergleichen Unsinn. Aber der Gipfel der Dummheit war, als eine ganze Delegation mit diesen Mistelkränzen zu König Ethain von Cidaris kam. Ich war gerade dort...«
    »Was wollten sie?«, interessierte sich Geralt.
    »Wie ihr wisst, ist Cidaris eins von den Königreichen, wo sich der Großteil der Bevölkerung vom Fischfang ernährt. Die Druiden verlangten, der König solle die Verwendung von Netzen mit einer bestimmten Maschenweite befehlen und alle streng bestrafen, die Netze mit engeren

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