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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Stein.«
    »Bleibt hier.« Geralt zog mit einer raschen Bewegung das Schwert aus der Scheide auf dem Rücken. »Bewacht die Weiber und gebt auf die Pferde acht. Wenn Ghule angreifen würden, würden die Pferde unruhig. Ich gehe und sehe nach, was das war.«
    »Du wirst nicht allein gehen«, widersprach Zoltan entschieden. »Damals bei dem Weiler habe ich dich allein gehen lassen, weil ich vor den Pocken Schiss hatte. Und zwei Nächte lang konnte ich nicht schlafen, so habe ich mich geschämt. Nie wieder! Percival, wo willst denn du hin? Nach hinten? Du willst doch das Monster gesehen haben, da gehst du jetzt voran. Keine Angst, ich folge dir.«
    Vorsichtig gingen sie zwischen die Grabhügel, bemüht, in dem Unkraut nicht zu rascheln, das Geralt bis über die Knie reichte, dem Zwerg und dem Gnom aber bis zum Gürtel. Als sie den Dolmen erreichten, den ihnen Percival bedeutet hatte, trennten sie sich geschickt, um dem Ghul mögliche Fluchtwege abzuschneiden. Doch die Strategie erwies sich als vergeblich. Geralt wusste, dass es so sein würde - sein Hexermedaillon zuckte nicht einmal, es gab keinerlei Signal.
    »Hier ist niemand«, stellte Zoltan fest, während er sich umschaute. »Keine lebende Seele. Es ist dir doch nur so vorgekommen, Percival. Blinder Alarm. Du hast uns umsonst Angst eingejagt, wirklich, dafür verdienst du einen Tritt in den Hintern.«
    »Ich hab's gesehen!«, plusterte sich der Gnom auf. »Ich habe gesehen, wie er zwischen den Steinen durchgesprungen ist! Dünn war er, schwarz wie 'n Steuereintreiber...«
    »Sei still, dummer Gnom, sonst werd' ich dir...«
    »Was ist das für ein seltsamer Geruch?«, fragte Geralt plötzlich. »Riecht ihr nichts?«
    »In der Tat.« Zoltan schwenkte seinen Riecher hin und her. »Stinkt sonderbar.«
    »Kräuter.« Percival zog die Luft durch seine empfindliche, zwei Zoll lange Nase. »Wermut, Basilikum, Salbei, Anis ... Zimt? Ki d'yeabl...?«
    »Wonach stinken Ghule, Geralt?«
    »Nach Leichen.« Der Hexer blickte sich rasch um, suchte Spuren im Gras, dann kehrte er mit ein paar schnellen Schritten zu dem eingesunkenen Dolmen zurück und schlug mit der flachen Schwertklinge leicht gegen den Stein.
    »Komm raus«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Ich weiß, dass du da drin bist. Dalli, sonst stochere ich mit Eisen in dem Loch.«
    Aus der perfekt getarnten Höhlung unter den Steinblöcken erklang ein leises Krächzen.
    »Komm raus«, wiederholte Geralt. »Wir tun dir nichts.«
    »Wir krümmen dir kein Haar«, versicherte Zoltan mit süßer Stimme, hob den Sihill über das Loch und verdrehte bedrohlich die Augen. »Nur Mut!«
    Geralt schüttelte den Kopf und bedeutete ihn mit einer entschiedenen Geste, zurückzutreten. Aus der Höhlung unter dem Dolmen erklang wieder ein Krächzen, und es roch durchdringend nach Kräutern und Wurzeln. Alsbald erblickten sie einen graumelierten Kopf und dann ein Gesicht, das eine edel gekrümmte Nase zierte, die keineswegs einem Ghul gehörte, sondern einem feingliedrigen Mann in mittleren Jahren. Percival hatte sich nicht geirrt. Der Mann erinnerte tatsächlich ein wenig an einen Steuereintreiber.
    »Kann ich mich hervorwagen?«, fragte er und blickte aus schwarzen Augen unter leicht angegrauten Brauen zu Geralt hoch.
    »Ja.«
    Der Mann arbeitete sich aus dem Loch heraus, klopfte sich die schwarze Kleidung ab, um die Mitte hatte er eine Art Schürze gebunden, und rückte den Tornister zurecht, was zu einer neuen Welle von Kräutergerüchen führte.
    »Ich schlage vor, dass die Herren die Waffen wegstecken«, erklärte er mit ruhiger Stimme, während er den Blick über die ihn umringenden Wanderer schweifen ließ. »Sie werden nicht vonnöten sein. Ich, wie Ihr seht, trage keinerlei Waffe. Niemals. Ich habe auch nichts bei mir, was man als lohnende Beute bezeichnen könnte. Ich heiße Emiel Regis. Ich stamme aus Dillingen. Ich bin Barbier.«
    »In der Tat.« Zoltan Chivay grinste leicht. »Barbier, Alchimist oder Kräutersammler. Nichts für ungut, werter Herr, aber ihr stinkt tüchtig nach Apotheke.«
    Emiel Regis lächelte sonderbar, mit geschlossenem Mund, und breitete entschuldigend die Arme aus.
    »Der Geruch hat Euch verraten, Herr Barbier«, sagte Geralt, während er das Schwert in die Scheide steckte. »Hattet Ihr besondere Gründe, Euch vor uns zu verstecken?«
    »Besondere?« Der Mann richtete die schwarzen Augen auf ihn. »Nein. Eher allgemeine. Ich hatte einfach vor Euch Angst. Die Zeiten sind so.«
    »Stimmt«,

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