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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Glück teilhaben. Die Scheune explodiert in einem einzigen großen Aufschrei, im Applaus von Dutzenden von Händen.
    »Falka, du Teufelin«, sagt Flamme nach Luft ringend. »Wenn wir die Räuberei einmal satt haben, ziehen wir in die Welt und verdienen unser Brot als Tänzerinnen...«
    Auch Ciri atmet schwer. Sie ist außerstande, ein Wort zu sagen. Sie lächelt nur krampfhaft. Über ihre Wange rinnt eine Träne.
    Plötzlich Geschrei in der Menge, Durcheinander. Kayleigh stößt heftig einen stämmigen Dörfler zurück, der Dörfler stößt Kayleigh, es blitzen erhobene Fäuste. Reef springt herzu, im Licht der Fackeln blitzt ein Stilett auf.
    »Nein! Aufhören!«, schreit Flamme durchdringend. »Keine Schlägerei! Das ist die Nacht des Tanzes!« Die Elfe nimmt Ciri bei der Hand, beide springen auf den Fußboden. »Musiker, spielt! Wer zeigen will, wie er springen kann, her zu uns! Na, wer traut sich?«
    Die Bassgeige brummt monoton, in das Brummen dringt das langgezogene Stöhnen des Dudelsacks ein, darauf der hohe, wilde Gesang der Fiedeln. Die Dörfler lachen, knuffen sich gegenseitig, überwinden das Zögern. Einer, breitschultrig und hellhaarig, greift sich Flamme. Ein anderer, jünger und schmaler, verbeugt sich unsicher vor Ciri. Ciri wirft stolz den Kopf zurück, doch gleich darauf lächelt sie einladend. Der Bursche umfasst sie an der Taille, Ciri legt ihm die Hände auf die Schultern. Die Berührung durchfährt sie wie eine feurige Pfeilspitze, erfüllt sie mit pulsierendem Verlangen.
    »Lebhafter, Musikanten!«
    Die Scheune zittert vor Geschrei, vibriert mit Rhythmus und Melodie. Ciri tanzt.
     
     
    Vampir, auch Wurdulak, heißet ein toter Mensch, so vom Chaos wieder zum Leben erwecket ward. Wiewohl er das erste Leben verloren hat, gewinnet er das zweite des Nachts. Er verläßt den Sarg beim Lichte des Mondes, und kann allein dahin gehen, wohin des Mondes Strahlen ihn führen; er kommet über schlafende Jungfern oder junge Bauernknechte und sauget, sonder sie zu wecken, ihr süßes Blut.
     
    Physiologus
     
    Die Bauern aßen große Mengen Knoblauch und hängten sich der Sicherheit halber noch Knoblauchkränze um den Hals. Etliche, insonderheit Weibervolk, stopften sich ganze Knoblauchzwiebeln, wohin es nur ging. Das ganze Dorf stank horrendum nach Knoblauch, also deuchte die Bauern, sie seien in Sicherheit und der Vampyr könne ihnen nichts anhaben. Groß war darum ihre Verwunderung, als der Vampyr, der nächtens geflogen kam, sich ganz und gar nicht erschrak, sondern zu lachen anfing, vor Freude mit den Zähnen knirschte und spottete: »Das ist gut«, rief er, »daß ihr euch gewürzt habt, ich werde euch augenblicks fressen, aber gewürztes Fleisch ist mehr nach meinem Geschmack. Salzt euch noch und pfeffert euch, und vergeßt auch nicht den Mostrich.«
     
    Silvester Bugiardo, Liber Tenebrarum, oder
    Das Buch der Schrecklichen und doch Wahrhaftigen
    Geschehnisse, welche die Wissenschaft niemals Explicirt hat
     
    Hoch über dir fliegt der Vampir
    schwarz im fahlen Mondenlicht.
    Mädchen, fürchtest du dich nicht?
     
    Volksliedchen
     
     

Das vierte Kapitel
    Wie üblich kamen die Vögel dem Sonnenaufgang zuvor und erfüllten die graue und neblige Stille der Morgendämmerung mit einer wahren Explosion von Gezwitscher. Wie üblich waren als erste die schweigsamen Frauen aus Kernow und ihre Kinder zum Aufbruch bereit. Als ebenso schnell und energisch erwies sich der Barbier Emiel Regis, der sich ihnen mit einem Wanderstab und dem ledernen Tornister auf dem Rücken anschloss. Die Übrigen von der Gesellschaft, die sich in der Nacht mit der Arbeit des Destillierapparats vertraut gemacht hatte, waren nicht so munter. Die Kühle des Morgens weckte die Zecher und brachte sie zur Besinnung, konnte jedoch die Folgen des Mandragora-Selbstgebrannten nicht vollends vertreiben. Geralt kam in einer Ecke der Lehmhütte zu sich, den Kopf auf Milvas Schoß. Zoltan und Rittersporn lagen Arm in Arm auf dem Stapel Alraunenwurzeln und schnarchten, dass die an den Wänden hängenden Kräuterbüschel wackelten. Percival fand sich hinter der Hütte wieder, in einem Traubenkirschgebüsch zusammengerollt und mit der Strohmatte zugedeckt, die Regis als Schuhabstreicher diente. Alle fünf zeigten deutliche, wenngleich differenzierte Symptome der Erschöpfung und löschten intensiv ihren Durst an der Quelle.
    Als sich jedoch der Frühdunst auflöste und der rote Sonnenball über den Wipfeln der Kiefern und Lärchen des Fen Carn

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