Feuertaufe
zerfetzt, in Stücke gerissn. 'n Weib und 'nen Jungen. Fürchterlich! In Stücke hat der Fangpir die Armen gerissn, hat das ganze Blut aus den Adern gesoffn! Solln mir denn da tatnlos auf die dritte Nacht wann?«
»Wer hat gesagt, dass der Täter gerade ein Vampir war und nicht ein anderes Raubtier? Wer ist auf den Gedanken gekommen, auf dem Friedhof nach ihm zu suchen?«
»Der Herr Priester hat das gesagt. Ein gelehrter und gottesfürchtiger Mann, den Göttern sei Dank, dasser in unser Lager geratn ist. Er hat gleich erratn, dassn Fangpir über uns gekomm' ist. Zur Strafe, weil wir nicht genug gebetet und fürn Tempel gespendet habm. Er betet jetzt im Lager und macht alle möglichen Hexozismen, und uns hatter gesagt, mir solin das Grab suchn, wo der Untote am Tage schläft.«
»Ausgerechnet hier?«
»Wo solin mir denn das Grab von dem Fangpir suchen, wenn nicht aufm Friedhof? Und das ist doch 'n Elfnfriedhof, jedes Kind weiß, dass die Elfn 'ne bösartige und gottlose Rasse sind, dass jeder zweite Elf, wenner stirbt, zu 'nem verfluchtn Untotn wird! Alles Schlechte kommt von den Elfn!«
»Und von den Baibieren.« Zoltan nickte mit ernster Miene. »Stimmt. Jedes Kind weiß das. Ist dieses Lager weit entfernt, von dem die Rede war?«
»Och, nicht weit...«
»Redet nicht zu viel mit denen, Vater Haferohm«, knurrte der zugewachsene Bauer mit den Haaren bis zu den Brauen, derselbe, der schon vorher Unwillen gezeigt hatte. »Weiß der Kuckuck, was das für welche sind, irgend sone verdächtige Bande. Na, ans Werk. Sie solin das Pferd hergebm und dann ihrer Wege gehn.«
»Ja, da hatter recht«, sagte der ältere Bauer. »Mir müssn zu Rande komm', weil die Zeit vergeht. Gebt das Pferd. Diesn Rappn. Mir brauchns, um den Fangpir zu suchn. Junge Frau, nimm das Kind ausm Sattel.«
Milva, die die ganze Zeit über mit gleichgültiger Miene zum Himmel gestarrt hatte, schaute den Bauern an, und ihre Gesichtszüge wurden bedrohlich scharf.
»Redest du mit mir, Bauer?«
»Grad mit dir. Gib den Rappn, mir brauchn den.«
Milva rieb sich das verschwitzte Genick und biss die Zähne zusammen, der Ausdruck ihrer müden Augen bekam etwas ausgesprochen Wölfisches.
»Worum geht es euch, Leute?« Der Hexer lächelte, er versuchte, die Situation zu entschärfen. »Wozu braucht ihr das Pferd, um das ihr so höflich bittet?«
»Ja, wie solin mir denn sonst das Grab von dem Untotn findn? Weiß doch jeder, dass man auf 'nem schwarzn Hengst übern Friedhof reitn muss, und wo er bei 'nem Grab stehenbleibt und sich nicht mehr von der Stelle rührt, da liegt der Fangpir. Dann muss man den ausgraben und 'nen Espenpflock durch ihn durchschlagn. Sperrt euch nicht, denn bei uns geht's auf Biegn und Brechn. Mir müssn diesn Rappn kriegn!«
»Eine andere Farbe«, erkundigte sich Rittersporn versöhnlich und hielt dem Bauern die Zügel von Pegasus hin, »tut es nicht?«
»Überhaupt nicht.«
»Dann habt ihr Pech«, presste Milva zwischen den Zähnen hervor. »Denn ich geb euch das Pferd nicht.«
»Was heißt, du gibst's nicht? Hast du nicht zugehört, was ich gesagt hab, Weib? Mir müssn!«
»Ihr. Aber ich nicht.«
»Es gibt eine Möglichkeit, sich gütlich zu einigen«, ließ sich Regis freundlich vernehmen. »Soweit ich verstehe, widerstrebt es Frau Milva, das Pferd in fremde Hände zu geben...«
»Und ob.« Die Bogenschützin spuckte saftig aus. »Schon der Gedanke ist mir zuwider.«
»Damit also alle zufrieden sind«, fuhr der Barbier ruhig fort, »dann soll sich Frau Milva selbst auf den Rappen setzen und den notwendigen Ritt über die Nekropole unternehmen.«
»Ich werd nicht wie blöd über den Friedhof reiten!«
»Verlangt ja auch keiner von dir, Weib!«, schrie der mit den Haaren bis zu den Brauen. »Dazu brauchts 'nen Mann, 'nen ganzn Kerl, das Weibervolk soll in der Küche bei den Töpfn sitzn. 'n Mädel kann sich freilich später vielleicht noch nützlich machn, weil, gegen 'nen Untoten sind Jungfernträn' gut, wenn man den Fangpir damit bespritzt, flammter auf wie Zunder. Aber die Trän' muss 'ne reine Jungfer vergießn, die noch nicht mit 'nem Burschn rumgemacht hat. Glaub nicht, dass du so eine bist, Weib. Also zu nichts zu gebrauchn.«
Milva tat einen schnellen Schritt nach vorn und stieß mit einer nicht wahrnehmbaren Bewegung die rechte Faust nach vorn. Es krachte, der Kopf des Bauern prallte zurück, wodurch der zugewachsene Hals und das Kinn ein vorzügliches Ziel abgaben. Die junge Frau tat noch einen Schritt
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