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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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und schlug gerade zu, mit der Kante der offenen Hand, wobei sie die Wucht des Schlages durch eine Drehung in Hüften und Schultern verstärkte. Der Bauer taumelte rückwärts, stolperte über die eigenen Füße und stürzte hin, wobei sein Hinterkopf mit hörbarem Krachen gegen einen Menhir stieß.
    »Jetzt siehst du, wozu ich zu gebrauchen bin«, sagte die Bogenschützin mit vor Zorn bebender Stimme und rieb sich die Hand. »Wer von uns ein richtiger Kerl ist und wer an die Kochtöpfe gehört. Wirklich, es geht nichts über einen Faustkampf, danach weiß man immer alles. Wer ein Mann und ein richtiger Kerl ist, der steht auf den Füßen, wer ein Trottel und Schlappschwanz ist, liegt am Boden. Hab ich recht, Bauern?«
    Die Dörfler beeilten sich nicht mit der Zustimmung, sie schauten Milva mit offenen Mündern an. Der mit dem Filzhut kniete sich neben den Niedergeschlagenen und klopfte ihm sacht gegen die Wange. Ohne Wirkung.
    »Tot«, ächzte er und hob den Kopf. »Totgeschlagn. Wie kannst du, Mädel? Wie kannst du einfach so 'nen Menschen totschlagn?«
    »Das wollte ich nicht«, flüsterte Milva, senkte die Hände und wurde kreideweiß. Und dann tat sie etwas, was absolut niemand erwartet hatte.
    Sie wandte sich ab, wankte, stützte den Kopf gegen einen Menhir und übergab sich heftig.
     
    »Was ist mit ihm?«
    »Eine leichte Gehirnerschütterung«, erwiderte Regis, während er aufstand und den Tornister zuschnallte. »Der Schädel ist heil. Er ist schon wieder bei Bewusstsein. Er erinnert sich, was passiert ist, erinnert sich, wie er heißt. Das ist ein gutes Vorzeichen. Der Gefühlsüberschwang von Frau Milva war zum Glück unbegründet.«
    Der Hexer betrachtete die Bogenschützin, die nahebei an einem Felsblock saß und ins Weite schaute. »Das ist kein empfindsames Fräulein, das für derlei Emotionen empfänglich ist«, murmelte er. »Ich würde eher dem gestrigen Selbstgebrannten mit der Belladonna die Schuld geben.«
    »Sie hat schon früher gekotzt«, warf Zoltan leise ein. »Vorgestern im Morgengrauen. Ihr habt noch geschlafen. Ich denke, das liegt an den Pilzen, die wir auf dem Turlough gefressen haben. Mir hat auch zwei Tage lang der Bauch wehgetan.«
    Regis bedachte den Hexer mit einem sonderbaren Blick unter den ergrauenden Brauen hervor, lächelte rätselhaft, hüllte sich in den schwarzen Wollmantel.
    Geralt ging zu Milva, räusperte sich. »Wie fühlst du dich?«
    »Elend. Was ist mit dem Bauern?«
    »Weiter nichts. Er ist zu sich gekommen. Regis hat ihm aber verboten aufzustehen. Die Bauern basteln eine Trage, zum Lager werden wir ihn zwischen zwei Pferden bringen.«
    »Nehmt meinen Rappen.«
    »Wir haben Pegasus und den Braunen genommen. Die sind ruhiger. Steh auf, es ist Zeit für den Weg.«
     
    Die an Zahl größer gewordene Gesellschaft ähnelte jetzt einem Begräbniszug und trottete im Begräbnistempo einher.
    »Was sagst du zu diesem Vampir?«, wollte Zoltan Chivay vom Hexer wissen. »Glaubst du an diese Geschichte?«
    »Ich habe die Toten nicht gesehen. Ich kann nichts sagen.«
    »Das ist offensichtlich Schwindel«, erklärte Rittersporn überzeugt. »Die Bauern haben gesagt, dass die Ermordeten zerrissen worden sind. Ein Vampir zerreißt niemanden. Er beißt in eine Arterie und trinkt das Blut, wobei er zwei deutliche Spuren von Zähnen hinterlässt. Das Opfer überlebt recht oft. Ich habe darüber in einem Fachbuch gelesen. Da gab es auch Kupferstiche, die die Bissspuren an den Schwanenhälsen von Jungfrauen zeigten. Bestätige das, Geralt.«
    »Was soll ich bestätigen? Ich habe diese Kupferstiche nicht gesehen. Von Jungfrauen verstehe ich auch nicht viel.«
    »Spotte nicht. Spuren von Vampirbissen musst du mehr als einmal gesehen haben. Ist dir jemals ein Fall untergekommen, in dem der Vampir sein Opfer in Stücke gerissen hat?«
    »Nein. So was kommt nicht vor.«
    »Im Falle höherer Vampire niemals«, warf Emiel Regis sanft ein. »Soweit mir bekannt ist, verursachen auch Alb, Katakan, Mula, Bruxa und Nosferat keine derart schrecklichen Verletzungen. Ziemlich brutal gehen hingegen der Nietopyr und die Ekimma mit den Leichen der Opfer um.«
    »Bravo.« Geralt betrachtete ihn mit aufrichtigem Staunen. »Du hast keine einzige Vampirart ausgelassen. Und hast keine von den legendären erwähnt, die es nur in Märchen gibt. Wahrlich ein imponierendes Wissen. Also musst du auch wissen, dass Ekimmen und Nietopyre in unserem Klima niemals vorkommen.«
    »Wie denn das?«, fauchte Zoltan und

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