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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Gebrauch von deiner Nase. Hol dort etwas, wo sie am besten kochen.«
    Zu ihrer gelinden Verwunderung war der Zugang zum Fluss abgesperrt, die Bauern, die die Tränke bewachten, verlangten pro Pferd einen Groschen. Milva und Zoltan wurden ernstlich böse, doch Geralt, der Streit und das damit verbundene Aufsehen vermeiden wollte, beruhigte sie, und Rittersporn gab die am Grunde seiner Tasche zusammengeklaubten Münzen hin.
    Bald darauf stellte sich Percival Schuttenbach ein, mürrisch und wütend.
    »Hast du was zu futtern gefunden?«
    Der Gnom schnauzte sich und wischte sich die Finger am Fell eines vorbeikommenden Schafs ab.
    »Hab ich. Aber ich weiß nicht, ob wir es uns leisten können. Hier wollen sie für alles bezahlt werden, und die Preise sind so, dass einem die Luft wegbleibt. Mehl und Graupen eine Krone das Pfund. Ein Teller dünne Suppe zwei Nobel. Ein Töpfchen mit in der Chotla gefangenen Schmerlen kostet so viel wie in Dillingen ein Pfund Räucherlachs ...«
    »Und Pferdefutter?«
    »Ein Scheffel Hafer für einen Taler.«
    »Wie viel?«, schrie der Zwerg. »Wie viel?«
    »Wie viel, wie viel«, knurrte Milva. »Frag die Pferde, wie viel. Sie fallen um, wenn wir sie Gras fressen lassen! Hier gibt's übrigens gar kein Gras.«
    Mit den offensichtlichen Tatsachen war nicht zu diskutieren. Auch scharfes Feilschen mit dem Bauern, der über Hafer verfügte, half nicht. Der Mann nahm Rittersporn das restliche Geld ab, ein paar Beschimpfungen von Zoltan nahm er als Zugabe ungerührt hin. Aber die Pferde steckten die Köpfe nur zu gern in die Hafersäcke.
    »Verdammte Beutelschneiderei!«, schrie der Zwerg und entlud seinen Zorn mit ein paar Knüppelhieben gegen die Räder vorbeikommender Wagen. »Ein Wunder, dass man hier umsonst Luft holen darf, dass sie nicht für jeden Atemzug einen halben Groschen verlangen! Oder einen Fünfer, wenn man einen Haufen macht.«
    »Die höheren physiologischen Bedürfnisse«, teilte Regis ganz ernst mit, »haben ihren Preis. Seht ihr die um die Pfosten gespannte Plane? Und den Bauern, der daneben steht? Er handelt mit der Gunst seiner eigenen Tochter. Preis nach Vereinbarung. Vor einem Augenblick habe ich gesehen, wie er ein Huhn entgegennahm.«
    »Ich sehe schwarz für die Zukunft eurer Rasse, Menschen«, sagte Zoltan Chivay finster. »Jedes vernunftbegabte Wesen auf dieser Welt, wenn es Not und Unglück erleidet, pflegt die Gesellschaft von seinesgleichen zu suchen, denn sie lässt die schlimme Zeit besser überstehen, weil einer dem anderen hilft. Aber unter euch Menschen sieht jeder nur zu, wie er am fremden Unglück verdienen kann. In Hungerzeiten wird das Essen nicht geteilt, sondern die Schwächsten werden aufgefressen. So eine Verfahrensweise findet man unter Wölfen, sie ermöglicht es den Gesündesten und Stärksten, zu überleben. Aber unter vernunftbegabten Rassen ermöglicht es solch eine Auslese in der Regel den größten Hurensöhnen, zu überleben und zu dominieren. Die Schlussfolgerungen und Prognosen überlasse ich euch.«
    Rittersporn widersprach heftig und überschüttete ihn mit Beispielen für noch größere Beutelschneiderei und Habsucht unter den Zwergen, doch Zoltan und Percival brachten ihn zum Schweigen, indem sie gleichzeitig und laut mit dem Mund anhaltende Furzgeräusche nachahmten, was bei beiden Rassen als Ausdruck für Missachtung der Argumente des Gegners bei einem Disput galt. Ein Ende setzte dem Streit das plötzliche Erscheinen einer Gruppe von Bauern, angeführt von dem ihnen schon bekannten Vampirjäger, dem Alten mit der Filzkappe.
    »Mir komm' wegen dem Holzschuh«, sagte einer der Dörfler.
    »Wir kaufen nichts«, knurrten der Zwerg und der Gnom unisono.
    »Es geht um den, dem ihr den Kopf zerklopft habt«, erklärte rasch ein zweiter Bauer. »Mir habm uns gedacht, mir verheiratn ihn.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Zoltan zornig. »Ich wünsche ihm alles Gute auf dem neuen Lebensweg. Gesundheit, Glück, Verstand.«
    »Und viele kleine Holzschuhe«, fügte Rittersporn hinzu.
    »Aber, aber, ihr Herrn«, sagte der Dörfler. »Ihr habt gut redn, aber wie solln mir den jetzt verheiratn? Wo er doch jetzt, wo ihr ihm den Verstand zerpocht habt, ganz durch'n Wind ist, nicht mehr weiß, ob's Tag oder Nacht ist?«
    »Na, so schlimm ist es ja nicht«, warf Milva hin, den Blick zu Boden gesenkt. »Ich denk, ihm geht es schon besser. Viel besser als früh am Morgen.«
    »Ich weiß nicht, wie's Holzschuh früh am Morgen ging«, parierte der

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