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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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die Zauberer von Thanedd zu berufen, war der Sache auch nicht allzu dienlich.
    »Was für ein großer Unsinn«, fuhr er laut und schnell fort, »Geralt vorzuwerfen, er habe Ciri in Cintra entführt! Er hat das Mädchen gefunden, als es nach dem Gemetzel in der Stadt im Flussland umherirrte, und hat sie nicht vor euch verborgen, sondern vor den Agenten Nilfgaards, die ihr auf der Spur wa ren! Ich selbst bin von diesen Agenten ergriffen und gefoltert worden, weil ich verraten sollte, wo sich Ciri verbarg! Aber ich habe kein Wort gesagt, und diese Agenten haben inzwischen das Zeitliche gesegnet. Sie wussten nicht, mit wem sie sich anlegten!«
    »Eure Tapferkeit«, warf der Graf ein, »war jedoch vergebens. Emhyr hat Cirilla schließlich doch bekommen. Wie allgemein bekannt, gedenkt er sie zu heiraten und zur Kaiserin von Nilfgaard zu machen. Vorerst hat er sie zur Königin von Cintra und den umliegenden Ländern ernannt, womit er uns einige Schwierigkeiten bereitet hat.«
    »Emhyr«, erklärte der Dichter, »kann auf den Thron Cintras setzen, wen immer er will. Ciri, von welcher Seite man es auch sieht, hat ein Recht auf diesen Thron.«
    »Ein Recht?«, schrie Vissegerd und besprühte Geralt mit Speichel. »Ein Scheißrecht hat sie! Emhyr kann sie heiraten, das steht ihm frei. Er kann sowohl ihr wie auch dem Kind, das er ihr machen wird, ganz nach Phantasie und Laune Lehen und Titel verleihen. Königin von Cintra und den Skellige-Inseln? Warum nicht? Fürstin von Brugge? Pfalzgräfin von Sodden? Bitte sehr, ergebenster Diener. Aber warum, frage ich untertänigst, nicht Königin der Sonne und Gebieterin des Mondes? Dieses verdammte, verdorbene Blut hat überhaupt keine Rechte auf den Thron! Verfluchtes Blut, die ganze weibliche Linie dieses Geschlechts sind verfluchte, niederträchtige Kreaturen, angefangen bei Riannon! Wie die Urgroßmutter Cirillas, Adalia, die es mit dem eigenen Vetter trieb, wie ihre Ururgroßmuter, Muriel die Buhlerin, die es mit jedem trieb! In diesem Geschlecht folgen blutschänderische Bankerte und illegitime Töchter eine auf die andere!«
    »Sprecht leiser, Herr Hofmarschall«, sagte Rittersporn hochmütig. »Vor Eurem Zelt hängt die Standarte mit den goldenen Löwen, Ihr aber seid drauf und dran, die Großmutter Ciris, Calanthe, als Bankert zu bezeichnen - die Löwin von Cintra, für die die meisten von Euren Soldaten ihr Blut in Marnadal und Sodden vergossen haben. Und da wäre ich mir der Treue Eurer Truppen nicht mehr sicher.«
    Vissegerd legte die Entfernung zwischen sich und Rittersporn mit zwei Schritten zurück, packte den Dichter am Kragen und riss ihn vom Sitz hoch. Das Gesicht, eben noch nur mit roten Flecken bedeckt, hatte jetzt eine Farbe von tiefem heraldischem Rot angenommen. Geralt begann, sich große Sorgen um den Freund zu machen; zum Glück trat gerade ein Adjutant ins Zelt, der mit erregter Stimme meldete, ein Beritt habe dringende und wichtige Nachrichten mitgebracht. Vissegerd warf Rittersporn mit einem kräftigen Stoß wieder auf den Sitz und ging hinaus.
    »Uff...«, ächzte der Dichter, während er Kopf und Hals hin- und herdrehte. »Es fehlte nicht viel, und er hätte mich erledigt ... Könnt Ihr mir ein wenig die Fesseln lockern, Herr Graf?«
    »Nein, Herr Rittersporn. Kann ich nicht.« »Schenkt Ihr diesem Unsinn Glauben? Dass wir Spione seien?«
    »Was ich glaube, tut hier nichts zur Sache. Ihr bleibt jedoch gefesselt.«
    »Was hilft's.« Rittersporn räusperte sich. »Was für ein Teufel ist denn in Euren Hof marschall gefahren? Warum hat er sich plötzlich auf mich gestürzt wie der Habicht aufs Huhn?«
    Daniel Etcheverry lächelte schief. »Indem Ihr die Treue der Soldaten erwähntet, habt Ihr unwillkürlich an einen wunden Punkt gerührt, Herr Dichter.«
    »Wie das? Was für ein wunder Punkt?«
    »Diese Soldaten haben jene Cirilla von ganzem Herzen beweint, als sie von ihrem Tod hörten. Doch dann verbreitete sich eine neue Nachricht. Es erwies sich, dass Calanthes Enkelin lebt. Dass sie in Nilfgaard ist und sich der Huld von Kaiser Emhyr erfreut. Damals kam es massenhaft zur Fahnenflucht.
    Bedenkt, diese Leute hatten Haus und Heimat aufgegeben, waren nach Sodden und nach Brugge geflohen, nach Temerien, denn sie wollten sich für Cintra schlagen, für das Blut Calanthes. Sie wollten für die Befreiung des Landes kämpfen, wollten die Angreifer aus Cintra vertreiben, dafür sorgen, dass Calanthes Nachfahrin den Thron gewinnt. Und was zeigte sich? Das Blut

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