Feuertaufe
Nilfgaarder Namen.«
»Ich bin kein...«
»Genug!«, schnitt ihm Milva das Wort ab. »Das ist nicht die Zeit, sich zu streiten und zu trödeln. Regis, der Hexer wartet auf Rettung.«
»Nicht vor Mitternacht«, sagte der Barbier kalt und schaute zum Mond. »Wir haben also Zeit für ein Gespräch. Wer ist dieser Mann, Milva?«
»Dieser Mann«, verteidigte die Bogenschützin Cahir ein wenig wütend, »hat mich aus einem üblen Schlamassel gerettet. Dieser Mann wird dem Hexer sagen, wenn er ihn trifft, dass er in die falsche Richtung unterwegs ist. Ciri befindet sich nicht in Nilfgaard.«
»Das ist in der Tat eine Offenbarung.« Die Stimme des Barbiers wurde freundlicher. »Und aus welcher Quelle stammt sie, hochgeschätzter Cahir, Sohn Ceallachs?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Rittersporn hatte lange nichts von sich hören lassen, als einer der Wache stehenden Soldaten plötzlich das Gespräch mitten in einem Fluch abbrach und der andere krächzte oder vielleicht stöhnte. Geralt wusste, dass es drei waren, also lauschte er angespannt, doch der dritte Soldat machte nicht das kleinste Geräusch.
Er wartete mit angehaltenem Atem, doch was nach einer Weile an seine Ohren drang, war nicht das Qietschen der von seinen Rettern geöffneten Schuppentür. Keineswegs. Er hörte gleichmäßiges, leises, mehrstimmiges Schnarchen. Die Wachposten schliefen einfach im Dienst.
Er atmete durch, fluchte lautlos und war schon im Begriff, sich wieder den Gedanken an Yennefer hinzugeben, als das Hexermedaillon an seinem Hals plötzlich heftig ruckte und ihm der Geruch von Wermut, Basilikum, Koriander, Salbei und Anis in die Nase stieg. Und weiß der Teufel wovon noch.
»Regis?«, flüsterte er ungläubig und versuchte erfolglos, den Kopf von den Hobelspänen zu heben.
»Regis«, erwiderte Rittersporn flüsternd, regte sich und raschelte. »Kein anderer stinkt so ... Wo bist du? Ich sehe dich nicht...«
»Leiser.«
Das Medaillon zuckte nicht mehr, Geralt hörte den Dichter erleichtert aufatmen und gleich darauf das Schaben einer Klinge, die Fesseln durchschnitt. Alsbald stöhnte Rittersporn vor Schmerz auf, als sein Kreislauf wieder in Gang kam, und unterdrückte das Stöhnen, indem er sich die Faust zwischen die Zähne presste.
»Geralt.« Vor ihm erschien der undeutliche, schwankende Schatten des Barbiers, der sich unverzüglich daranmachte, ihm die Fesseln durchzuschneiden. »Zwischen den Lagerwachen müsst ihr euch selbst durchschlagen. Geht nach Osten, auf den hellsten Stern der Sieben Ziegen zu. Direkt zur Ina. Dort erwartet euch Milva mit den Pferden.«
»Hilf mir aufstehen ...«
Er erhob sich erst auf ein, dann auf das andere Bein, biss sich dabei auf die Faust. Rittersporns Kreislauf hatte sich schon wieder normalisiert. Einen Augenblick später war auch der Hexer bereit.
»Wie kommen wir hinaus?«, fragte der Dichter plötzlich. »Die Wächter an der Tür schnarchen, aber sie können ...«
»Können sie nicht«, unterbrach ihn flüsternd Regis. »Aber hört mir aufmerksam zu. Es ist Vollmond, auf dem Waffenplatz ist es hell von Feuern. Trotz der späten Stunde ist im ganzen Lager Bewegung, aber das kann nur gut sein. Die Ronden sind es schon leid, jeden anzurufen. Geht hinaus. Viel Erfolg.« »Und du?«
»Um mich macht euch keine Sorgen. Wartet nicht auf mich und blickt nicht zurück.« »Aber...«
»Rittersporn«, zischte der Hexer. »Du sollst dir keine Sorgen machen, hörst du?«
»Geht hinaus«, wiederholte Regis. »Viel Erfolg. Auf Wiedersehen, Geralt.«
Der Hexer wandte sich um. »Ich danke dir für die Rettung«, sagte er. »Aber es ist besser, wenn wir uns nie mehr begegnen. Du verstehst mich?«
»Vollauf. Verliert keine Zeit.«
Die Wachposten schliefen in malerischen Posen, schnarchten und schmatzten vor sich hin. Keiner regte sich auch nur, als Geralt und Rittersporn durch die einen Spalt weit offene Tür schlüpften. Keiner reagierte, als der Hexer zweien die dicken handgewebten Mäntel wegzog.
»Das ist kein gewöhnlicher Schlaf«, flüsterte Rittersporn.
»Gewiss nicht.« In der Dunkelheit unter der Schuppenwand verborgen, sah sich Geralt auf dem Hof um.
»Verstehe«, sagte Rittersporn aufatmend. »Regis ist ein Zauberer?«
»Nein. Er ist kein Zauberer.«
»Er hat das Hufeisen aus dem Feuer geholt. Die Wachposten eingeschläfert...«
»Hör auf zu quasseln und konzentrier dich. Wir sind noch nicht in Freiheit. Wirf den Mantel um dich, und ab über den Hof. Wenn uns jemand
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