Feuertochter: Roman (German Edition)
Neffen. Seine Heiligkeit der Papst hat beide nach Irland geschickt, um die englischen Ketzer zu bekämpfen. Wie leicht kann ihm da etwas zustoßen.«
»Verschreie es nicht!«, wies ihr Gemahl sie zurecht. »Gott kann sich nicht völlig von uns abgewandt haben. Auf jeden Fall sähe ich Ferdinand lieber als nächsten Herrn auf Kirchberg als Simon. Komm jetzt, meine Liebe! Lass uns in die Kapelle gehen und beten. Vielleicht erbarmt sich die Heilige Jungfrau Maria doch unser und bittet Gott, uns den Enkel zu erhalten.«
Obwohl Irmberga die Hoffnungslosigkeit in den Augen des Arztes gesehen hatte, nickte sie und reichte ihrem Gemahl den Arm. »Das tun wir, mein Lieber, und wir bitten die Himmelsjungfrau auch gleich darum, Ferdinand zu beschützen.«
2.
N achdem es Ferdinand und Oisin gelungen war, das Städtchen und die Festung Léana einzunehmen, holten sie als Erstes die entwaffneten Engländer aus dem Wald und sperrten sie zu den Gefangenen, die sie in der Stadt gemacht hatten. Die beiden Offiziere James Mathison und Humphrey Darren erhielten eine eigene Zelle und konnten darin fachsimpeln, wer von ihnen den Iren dümmer in die Falle gegangen war.
Oisin rief den Bürgermeister der Stadt zu sich und ließ ihn kundtun, dass die Bewohner ihre Waffen abzugeben hätten. Dies geschah gewiss nicht vollständig, doch Oisin und Ferdinand fühlten sich nach dem Einsammeln der Waffen sicherer. Noch wussten sie nicht, wie der Earl of Essex auf den Verlust der Stadt reagieren würde. Sie trauten ihm jedoch zu, dass er einen Teil seiner Truppen in ihre Richtung schicken würde, und gingen daran, die Stadt aufzurüsten. Die Einwohner, deren Treue sie sich nicht sicher sein konnten, mussten Léana verlassen und Richtung Baile Atha Cliath wandern, wo die Engländer noch fest im Sattel saßen. Oisin und Ferdinand überprüften auch die Vorräte an Lebensmitteln und Pulver und ließen die vier Kanonen der Festung feuerbereit machen.
Abends saßen Ferdinand und Oisin in einer Kammer der Burg zusammen, tranken englisches Ale, das fassweise im Keller lagerte, und unterhielten sich darüber, wie sie sich gegen den Feind behaupten konnten. Nach einem tiefen Schluck aus seinem Bierkrug tauchte Oisin den Finger in die Flüssigkeit und zeichnete die Umrisse der Stadt auf die Tischplatte.
»Wenn Essex ein Heer schickt, kommt es von dieser Seite«, erklärte er.
»Sie müssen einen Graben und die Stadtmauer überwinden, das ist nicht leicht. Außerdem wären wir immer noch im Besitz der Festung«, antwortete Ferdinand.
»Das schon, aber sie können weiter oben den Fluss überqueren und uns den Rückweg abschneiden, für den Fall, dass wir die Stadt aufgeben müssten.« Oisin wollte alles genau bedenken, doch Ferdinand zog nun selbst eine Linie auf dem Tisch, der den Fluss darstellen sollte.
»Wenn es sein muss, ziehen wir uns mit Booten zurück, verlassen diese ein Stück flussabwärts und schlagen uns in den Wäldern durch.«
»Und wenn sie genau diesen Weg blockieren?«, wandte Oisin ein.
»Dann rudern wir eben ein Stück flussaufwärts. Die Strömung ist gering, und so kommen wir auf jeden Fall schneller voran als Soldaten zu Fuß. Daher müssten wir nur am Anfang mit Musketenfeuer rechnen. Später hätten wir es nur noch mit ihren Reitern zu tun, und die richten in den Wäldern wenig aus.«
Ferdinand sah die Sache in einem helleren Licht als Oisin, dem die Nachricht, dass Robert Devereux, Earl of Essex, mit mehr als siebzehntausend Mann nach Irland gekommen war, sehr im Magen lag.
»Vielleicht habt Ihr recht, Kirchberg«, sagte Oisin nach einer kurzen Pause. »Auf jeden Fall sollten wir genügend Boote sammeln. Ich will nicht wie eine Ratte in der Falle sitzen, falls Essex’ Soldaten hier auftauchen.«
»Wenn Ihr solche Bedenken habt, wäre es besser, die Stadt zu plündern und aufzugeben«, schlug Ferdinand vor.
Oisin lachte freudlos. »Solange wir Léana halten, muss Essex sich um die Stadt kümmern und kann nicht auf direktem Weg nach Uladh vorrücken. Er müsste sonst fürchten, dass wir ihm in den Rücken fallen oder seine Depots ausräumen. Ein so großes Heer wie das seine kann sich nicht allein aus der Gegend versorgen, durch die es zieht.«
»Vielleicht sollten wir O’Néill um Verstärkung bitten.«
Sofort schüttelte Oisin den Kopf. »Nein! Damit würde ich mich endgültig zu dessen Handlanger machen. Doch ich will unseren Clan gleichberechtigt neben den anderen Clans sehen, die sich dem Aufstand angeschlossen
Weitere Kostenlose Bücher