Feuertochter: Roman (German Edition)
Schutz ausreicht. Doch ich befürchte, Buirre lässt sich zu Taten hinreißen, vor denen Euch auch Gamhain nicht mehr wird beschützen können. Dabei haben wir genug Sorgen wegen Essex und dessen Heer und können keinen Zwist unter den eigenen Leuten brauchen.«
»Das ist wahr«, stimmte Ciara Ferdinand zu. »Ihr seid ein so tapferer und kluger Mann! Mein Bruder sollte sich mehr auf Euch verlassen als auf Buirre oder Euren Vetter.«
Ferdinand zuckte mit den Achseln. »Simon wird es gefallen, als Stadthauptmann von Léana zu gelten, denn das verleiht ihm die Bedeutung, die er sich wünscht.«
»Und welche Bedeutung wünscht Ihr Euch, mein Herr?«, fragte Ciara neugierig.
»Nur eine: dass ich Euch niemals enttäuschen werde.«
Mit strahlenden Augen blickte Ciara zu ihm auf. »Das wird nie geschehen!«, sagte sie und legte ihm die Hand auf den Arm. Sie spürte seine Nähe wie einen erregenden Duft und lehnte sich gegen ihn.
»Ihr werdet mich niemals enttäuschen«, bekräftigte sie und ließ es zu, dass er die Arme um sie legte. »Versprecht mir nur eines: Lasst meinen Bruder niemals im Stich, sollte die Zeit kommen, dass er einen treuen Freund braucht.«
»Ich werde Euren Bruder nicht wegen ein paar unbedachter Worte die Gefolgschaft aufkündigen, Herrin, schon Euretwegen«, antwortete Ferdinand mit ernster Stimme.
Allein das, fand Ciara, war es wert, ihn in die Arme zu schließen. Wie von selbst fanden sich beider Münder, und während über ihnen die Sterne in heller Pracht glänzten, gab es für beide nur noch sie selbst.
Der warme, feste Frauenkörper, der sich an ihn drängte, entfachte in Ferdinand ein starkes Verlangen. Er begriff jedoch, dass er Ciara nicht drängen durfte. Sie war eine stolze Frau und würde selbst entscheiden, ob und wann sie sich ihm hingab. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass dieser Augenblick einmal kommen würde.
Auch Ciaras Herz klopfte heftig, und sie spürte die Sehnsucht, in seiner Nähe zu sein und sich vielleicht sogar mit ihm zu vereinen. Er war der einzige Mann, bei dem sie sich vorstellen konnte, ihm anzugehören. Einen Augenblick lang dachte sie an ihre kindliche Schwärmerei für seinen Vetter Simon. Gegen das Gefühl, das sie nun empfand, war jenes nur verglimmende Asche im Vergleich zu einem hell lodernden Feuer gewesen. Doch der richtige Augenblick war noch nicht gekommen. Ferdinand und sie waren Menschen und keine Tiere, die nur ihren Trieben folgten. Dennoch würde es einmal sein dürfen, und sei es nur, um ihrem Bruder zu zeigen, dass sie keinen anderen Mann heiraten würde als diesen jungen Deutschen, der auf ihre Insel gekommen war, um für ihre Freiheit zu kämpfen.
Als unten im Hof Schritte erklangen, lösten sie sich voneinander, hielten sich aber noch kurz an den Händen. »Ich liebe Euch, Herrin«, flüsterte Ferdinand andächtig.
Ciara sah ihn sinnend an. »Ich Euch auch!«
Damit verließ sie ihn und lief davon, bevor die Person, die eben die Treppe zur Wehrmauer heraufstieg, sie sehen konnte.
Kurz darauf trat Oisin auf Ferdinand zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich wollte noch mit Euch reden, bevor wir uns schlafen legen, damit Ihr besser über mich denkt als vielleicht jetzt.«
»Sprecht!«, forderte Ferdinand ihn auf.
»Ich weiß, dass Ihr Buirre verachtet, doch Ihr seht es von Eurer Warte aus. Hier in Irland liegen die Dinge anders als auf dem Kontinent. Buirre ist nicht einfach ein Gefolgsmann, so wie Hufeisen der Eure ist, sondern er ist ein Teil des Clans, und der eigene Clan ist uns Iren heilig. Buirre wird alles tun, um Schaden von den Ui’Corra fernzuhalten. Er mag keine so geschmeidige Zunge haben wie Aithil, aber er ist ein rechtschaffener Mann. Er hat Maeve mit Gewissheit nicht umbringen wollen. Was John Crandons Tod betrifft, so werde ich ihn zurechtweisen und an seine Treue erinnern, die er mir als Taoiseach des Clans schuldet. Und noch etwas will ich sagen: Der Priester, der uns mit seinem heiligen Zorn auf die englischen Ketzer die Gedanken zu vergiften sucht, ist kein Ui’Corra. Ihr und Euer Vetter habt ihn aus Rom nach Irland gebracht.«
»Obwohl ich diesen Mann nicht dazu berufen habe, bedauere ich es, dass er mit uns kam. Er ist ein Fanatiker, der in seinem Wahn keine Grenzen mehr kennt. Sorgt bitte dafür, dass er diese Stadt nicht betritt.« Ferdinand schüttelte sich bei dem Gedanken, was Pater Maitiú hier in Léana alles anrichten würde.
Oisin nickte mit verbissener Miene. »Ich werde dafür Sorge tragen.
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