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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte, wie ein englischer Edelmann über die Lippen, oder das Krachen der Musketen würde das Letzte sein, was er in seinem Leben hörte. Er bemühte sich, die englische Sprache ohne den weichen Akzent zu sprechen, den er bei den Iren gehört hatte.
    »Ich bin Sir James Mathison, der neue Kommandant der Burg. Macht auf! Oder soll ich euch Beine machen?«
    Da er nicht wusste, ob der Name des jungen Offiziers hier bekannt war, hatte er diesen übernehmen müssen. Jetzt konnte er nur hoffen, dies niemand den echten James Mathison kannte.
    Ein Mann erschien auf dem Turm, den Ferdinand anhand seiner Kleidung für den Kommandanten der Burg hielt. Dieser sah verwundert auf ihn herab und wies dann auf die gefesselten Männer.
    »Was wollt Ihr mit diesen Leuten hier?«
    »Die haben wir nicht weit von hier gefangen genommen. Schliefen ohne Wache im Wald auf einer Lichtung. Mein Sergeant hat sie entdeckt, als er sich erleichtern wollte. Dachte, wir nehmen sie gleich mit und sperren sie hier ein!«
    Seine Finte verfing, denn der Kommandant begann zu lachen. »So sind diese Iren! Mehr als Saufen und Schlafen können die Kerle nicht. Um die ans Arbeiten zu bringen, muss man schon die Peitsche benützen. Und jetzt macht auf!« Das Letzte galt den Torwächtern, die auf den Befehl ihres Kommandanten gewartet hatten.
    Ferdinand fiel ein Stein vom Herzen, als sich die beiden Torflügel öffneten. Hinter ihm brüllte Hufeisen, der die Rolle des Sergeanten übernommen hatte, übertrieben laut, dass die Kompanie sich in Marsch setzen solle.
    Die englischen Soldaten auf der Mauer grinsten. »Die Jungs sind ja noch ganz schön auf Zack!«, meinte einer zu einem Kameraden.
    »Lass sie erst ein paar Monate hier in der Garnison liegen, dann werden sie schon ruhiger«, antwortete dieser und drehte sich um, um zuzusehen, wie Ferdinand an der Spitze seiner Soldaten und vermeintlichen Gefangenen in die Stadt einritt und schließlich die Burg erreichte.
    Zwanzig Mann blieben beim Tor zurück, während der Rest der Truppe die Burg betrat. Einige kehrten schon den Neuankömmlingen den Rücken zu, um ihre Beschäftigungen wieder aufzunehmen, da fuhren die Schwerter der Iren aus den Scheiden, und ehe der Kommandant und die Torwachen sich’s versahen, blickten sie auf blanke Klingen.
    »Was soll das?«, fragte der Kommandant verdattert.
    Da verbeugte Oisin sich elegant vor ihm. »Erlaubt, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Oisin O’Corra, und ich habe eben diese Stadt samt der Festung in Besitz genommen.«
    Dem Engländer fielen förmlich die Augen aus dem Kopf. »O’Corra? Hugh O’Néills Bluthund?«
    »Eure Bemerkung ist nicht besonders freundlich. Doch nun übergebt mir Euer Schwert. Oder muss ich es Euch samt der Hand abschlagen?«
    Die Drohung war zwar nicht ernst gemeint, brachte den Engländer aber dazu, seinen Schwertgurt zu lösen. Als seine Männer sahen, dass ihr Kommandant sich ergab, legten auch sie die Waffen ab.
    Erleichtert, so einfach das Tor gewonnen zu haben, aber auch voller Sorge, was sich in der Festung zutragen mochte, schritt Oisin die Straße entlang. Das Burgtor stand noch offen, und als er durchging, sah er Ferdinand grinsend auf dem Pferd sitzen, während seine Männer mehrere Dutzend englischer Soldaten in Schach hielten.
    »Scheint, als sei unsere Kriegslist voll und ganz geglückt!«, rief Oisin aus.
    »So kann man es nennen, Bruder«, meldete sich Ciara, die samt Esel und Hund in Ferdinands Nähe stand. »Ich würde vorschlagen, ihr lasst diese Kerle einsperren und tragt dafür Sorge, dass ihre Kameraden, die sich hier noch versteckt halten, sie nicht befreien können. Ich für meinen Teil wünsche einen Zuber mit heißem Wasser, um mich endlich zu waschen. Saraid wird dies gewiss nicht anders sehen.«
    »Frauen!«, stöhnte Oisin und umarmte dann Ferdinand, der eben vom Pferd gestiegen war. »Gott sei gepriesen! Damit haben wir den englischen Löwen kräftig in den Schwanz gezwickt«, rief er fröhlich.
    Ferdinand hingegen blieb ernst. »Solange wir die Engländer nur in den Schwanz zwicken, tut ihnen das zwar weh, wird sie aber nur noch wütender machen. Was wir brauchen, ist ein Sieg, der ihnen zeigt, dass sie Irland niemals unterwerfen können.«
    »So Gott will, wird auch dies geschehen.« Oisin war viel zu glücklich, um in diesem Augenblick an die Zukunft denken zu wollen. Er lachte befreit auf und wies dann ein paar seiner Männer an, nach Met zu suchen, um auf diesen Erfolg anstoßen zu können.

Fünfter

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