Feuertochter: Roman (German Edition)
es nicht so ungefährlich gewesen war, wie ihre Cousine es ihr weismachen wollte. »Was bin ich froh, dass ihr samt Kuh und Kalb gut nach Hause gekommen seid. Allerdings solltest du in den nächsten Wochen Bienenwachs sammeln und für die Heilige Jungfrau eine schöne Kerze fertigen, aus Dank, dass sie dich beschützt hat. Es ist ein Trauerspiel, dass wir immer noch keinen Priester haben, der die Burgkapelle neu segnet und den ketzerischen Ungeist daraus vertreibt. Kannst du den Taoiseach nicht bitten, dass er nach einem Geistlichen schickt?«
Saraids Stimme klang drängend. Wie die meisten Frauen wollte sie an einem heiligen Ort beten, aber sie scheute davor zurück, es dort zu tun, wo vor kurzem noch die englischen Häretiker ihrem Irrglauben nachgegangen waren.
»Ich werde Oisin bitten, einen Priester zu holen«, versprach Ciara. »Wir brauchen einen, der bereit ist, sogleich bei uns zu bleiben. Er soll die Kapelle neu weihen und in ihr die Messe lesen.«
Saraid stieß einen tiefen Seufzer aus. »So Gott will, wird der Taoiseach einen Gottesmann finden. Leicht wird es nicht werden, denn die Engländer haben verboten, hier in Irland Priester auszubilden. Alle, die sich dem geistlichen Stand verschreiben wollen, müssen das Land verlassen und in Frankreich oder gar in Rom studieren. Von denen kommen nicht viele zurück, und die, die wieder irischen Boden betreten, schweben in Lebensgefahr. Es heißt, diese elenden Engländer brächten jeden um, von dem sie annehmen, er wäre zum Priester geweiht worden.«
»Die Engländer sind eine Pest, die vom Antlitz dieser Welt vertilgt gehört«, rief Ciara zornig. »Sie haben doch ihre eigene Insel, auch wenn sie die mit den Schotten teilen müssen. Warum kommen sie zu uns, fordern immer mehr Land und wollen uns nun auch unseren Glauben nehmen?«
»Weil der Teufel in ihnen steckt«, erklärte Saraid ihr. »Und jetzt geh ins Haus und zieh etwas anderes an. Wasch dir aber vorher die Füße! Und du«, wandte sie sich an Ionatán, »bringst die Kuh und das Kalb in den Stall. Anschließend kommst du in die Küche. Ich glaube, du hast dir einen Schluck Met verdient.«
Ionatáns Augen leuchteten auf. Als Tagelöhner hatte er höchstens einfaches Heidebier bekommen, aber niemals Met. Auch jetzt tranken Buirre und dessen Vertraute ihre Ration lieber selbst, als mit ihm zu teilen. Daher stiefelte er rasch los, um Kalb und Kuh gut unterzubringen.
Gamhain half ihm, die Kuh in den Stall zu scheuchen. Dort schüttete Ionatán noch ein wenig Streu für das Kalb auf. Da er während der Suche ebenfalls schmutzig geworden war, wusch er sich am Brunnen Gesicht und Hände. In der Küche schenkte Saraid ihm wie versprochen einen Becher Met ein, den sie mit einem Schuss Whiskey versetzte.
Auch Ciara erhielt einen Becher mit diesem Gebräu und wurde anschließend von Saraid ins Badewasser gesteckt, das diese mit Essenzen verschiedenster Kräuter anreicherte, welche Krankheiten und böse Geister vertreiben sollten.
5.
D ie Zeit verging, ohne dass etwas von den Engländern zu hören war. Viele der Ui’Corra hofften bereits, dass die Sasanachs sich mit dem Verlust der zurückeroberten Gebiete abfinden würden. Auch Buirre teilte diese Meinung, und diesmal stimmte Saraid ihm zu. Doch Ciara traute den Engländern nicht. Dafür hatte sie schon zu viel Schlechtes über dieses Volk gehört. Von Ionatán, den Buirre noch immer als Boten zu Oisin schickte, erfuhr sie alles, was er von den Soldaten aufgeschnappt hatte. Auch an diesem Tag saß er in der Küche, einen Becher dünnen Mets in der Hand, und berichtete von seinem letzten Aufenthalt im Lager des Taoiseachs.
»Es heißt, die englischen Siedler in Uladh hätten sich in die Städte zurückgezogen und richten sich auf die Verteidigung ein«, erklärte er gerade, als Saraid die Küche betrat.
»Wir werden den Engländern auch die Städte wegnehmen«, warf diese selbstbewusst ein.
»Herr Oisin sagt, dass wir die Städte derzeit nicht einnehmen können«, antwortete Ionatán, obwohl es ihm schwerfiel, der energischen Frau zu widersprechen.
»Aodh Mór O’Néill hätte längst einen Feldzug nach Sligeach, Béal Feistre oder Doire unternehmen müssen!«, erklärte Saraid, als wäre sie ein altgedienter Feldherr, der einen seiner Unteranführer tadelte.
Erneut war Ionatán anderer Ansicht. »Um Städte belagern und erobern zu können, braucht man Kanonen! An denen fehlt es unseren Truppen. Die Engländer verfügen darüber und können weitere
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