Feuertochter: Roman (German Edition)
blickte zurück.
Warum kommst du nicht mit?, schien sie zu fragen.
Nach kurzem Zögern setzte Ciara sich in Bewegung. Ionatán packte seinen Spieß fester und folgte ihr, wirkte aber eher ängstlich als kriegerisch.
Das Lachen der Krieger und deren spöttische Bemerkungen folgten ihnen noch eine ganze Weile. Ciara ballte verärgert die Fäuste. »Der Krieg verdirbt die Männer! Anstatt zu arbeiten, spreizen sie sich wie Pfauen und prahlen damit, wie viele Feinde sie schon erschlagen haben. Doch von denen dort ist keiner ein Cú Chulainn oder Celtchar Mac Uthechair. Die hätten die Engländer einfach beim Kragen gepackt und über das Meer auf ihre Insel zurückgeworfen.«
»Besonders gesund würden die Sasanachs nicht dort ankommen!«
Ciara lachte. »Da hast du recht. Aber ich hoffe, dass Oisin es den großen Helden der Vergangenheit gleichtut und Irland von dieser Pest befreit.«
Für ein paar Augenblicke galten ihre Gedanken dem Bruder und dem bevorstehenden Krieg. Lange würde es nicht mehr dauern, bis der Klee, der hier so herrlich gedieh, sich blutig färben würde. Letzten Gerüchten zufolge war Henry Bagenal, einer der Anführer der englischen Siedler, von seiner Königin beauftragt worden, Aodh Mór O’Néill und dessen Verbündete niederzukämpfen. Da es sich bei den Siedlern um landgieriges Pack handelte, das einem ehrlichen Iren selbst die Luft zum Atmen nicht gönnte, würde der Angriff nicht lange auf sich warten lassen.
Hoffentlich sind unsere Krieger bereit, dachte Ciara. Da schob sich Simon von Kirchbergs Bild in ihre Gedanken, und sie flehte ihn insgeheim an, rasch zu erscheinen. Sobald er mit seinen Söldnern zu Oisin gestoßen war, brauchten die Ui’Corra keinen Engländer mehr zu fürchten. Ciara konnte es kaum erwarten, den deutschen Edelmann wiederzusehen, doch sie zwang sich, das Gefühl beiseitezuschieben.
So schnell sie es vermochte, rannte sie hinter Gamhain her. Die Hündin sah sich kurz nach ihr um und lief dann gerade so schnell, dass sie ihr folgen konnte.
Anders als Ionatán machte Ciara sich keine Sorgen, dass ein englischer Meuchelmörder ihren Weg kreuzen könnte. Oisin hatte die Umgebung durchsuchen lassen und Männer bestimmt, die regelmäßig durch die angrenzenden Wälder streifen und nach Verdächtigem Ausschau halten sollten. Denen würde keine Maus entgehen, geschweige denn irgendein englischer Tölpel.
»Wir entfernen uns ziemlich weit von der Burg!«, rief Ionatán hinter Ciara her.
Sie wandte sich zu ihrem Begleiter um. »Hast du Angst?«
Er schüttelte zwar den Kopf, doch ihr war klar, dass er log. Im Grunde war er kein Krieger, sondern ein Mann, der dem Boden das abringen wollte, was er zum Leben brauchte.
»Wir müssen uns nicht fürchten! Gamhain ist bei uns, und sie wird jeden Engländer im Umkreis von tausend Schritten melden.« Dabei fragte sich Ciara mittlerweile selbst, ob sie von ihrer Hündin wirklich verlangen konnte, einer Spur zu folgen und auf die Umgebung zu achten.
»Hoffentlich finden wir die Kuh, bevor sie im Moor versinkt«, sagte sie.
»Wenn Gamhain überhaupt der Spur des Rindviehs gefolgt ist«, wandte Ionatán ein. »Sie kann genauso gut hinter einem Kaninchen her sein.«
»Das glaube ich nicht!« Trotz ihrer Worte bedachte Ciara die Hündin mit einem zweifelnden Blick. Ihre Unsicherheit wuchs, als das Tier schnurstracks auf einen mit dichtem Gebüsch und Binsen bewachsenen Teil des Moores zuhielt, schließlich langsamer wurde und vorsichtig über den schwankenden Boden lief.
»Ab jetzt müssen wir achtgeben, damit uns nicht das stille Volk einen Streich spielt und uns vom Weg fortlockt!«, flüsterte Ionatán und sah ganz so aus, als erwarte er jeden Augenblick einen Elf zu sehen, der ihre Augen prompt mit einem Zauberspruch trüben würde.
Ciara blies die Luft durch die Nase und sprach in Gedanken ein kurzes Gebet, damit die Himmelsmächte ihnen gewogen blieben. Das Moor war gefährlich, und nur jene, die es genau kannten, wagten sich hinein. Schon überlegte sie, ob sie Gamhain nicht besser zurückrufen und umkehren sollte, da entdeckte sie die Fußstapfen der vermissten Kuh.
»Sieh her, Ionatán!«, rief sie aus. »Gamhain ist auf der richtigen Spur.«
»Hier werden wir die Kuh nicht mehr herausholen können. Die Elfen und Kobolde werden das nicht zulassen!« Zitternd blieb Ionatán stehen und wollte Ciara festhalten.
Sie entwand sich seinem Griff und zeigte nach vorne. »Wir können auf keine unserer wenigen Kühe
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