Feuertochter: Roman (German Edition)
erklärte Aithil nachdenklich.
Da das Gespräch bislang an Buirre vorbeigegangen war, wollte dieser sich in Erinnerung bringen. »Die Engländer sind wie Hunde, die bellen, aber den Schwanz einziehen, wenn ein richtiger Ire ihnen eins mit dem Stock überzieht.«
»Du kannst gerne ausprobieren, ob dem so ist!«, spottete Aithil. »Die englischen Soldaten sind harte Männer, und sie werden in Frankreich zu Recht gefürchtet. Bisher haben wir es in Irland nur mit den Aufgeboten einiger Adeliger und den Stadtmilizen zu tun bekommen. Aber wenn die Königin einen ihrer Feldherren schickt wie Raleigh oder Essex, wird der mit einem Heer erscheinen, wie es Irland noch nicht gesehen hat.«
»Pah!«, sagte Buirre.
Ciara aber fühlte, wie ihr ein kalter Hauch über den Rücken strich und sich die Haare auf ihren Armen aufstellten. Schnell versuchte sie, das ungute Gefühl mit einer Geste zu vertreiben. »Wir werden auch mit einem Raleigh oder einem Essex fertig.«
»Gebe es Gott!« Aithil O’Corra schlug das Kreuz, um die himmlischen Mächte davon zu überzeugen, sich auf Irlands Seite zu stellen. »Leicht wird es nicht werden«, setzte er etwas leiser hinzu.
Dann schien er sich daran zu erinnern, dass er nicht mit seinem Clanoberhaupt sprach, sondern mit dessen Schwester, und winkte verächtlich ab. »Aber wir werden es den Engländern schon zeigen. Das ist unser Land, und wir wissen, wie wir hier zu kämpfen haben!«
»Und wie?«, fragte Buirre bissig.
Aithil maß ihn mit einem höhnischen Blick. »Da du es nicht weißt, ist es gut, dass der Taoiseach dich zum Aufseher seiner Tagelöhner ernannt hat. Um gegen die Engländer zu bestehen, braucht es Männer mit Verstand.«
Nur Ciaras scharfes Räuspern verhinderte, dass Buirre aufsprang und mitten in der Halle seines Clanoberhaupts eine Prügelei begann.
6.
A ithil O’Corra und seine Männer zogen nach drei Tagen ab, nachdem sie die Metvorräte der Burg bis auf den Grund geleert und einen Großteil der Vorräte nicht nur verzehrt, sondern auch noch als Proviant mitgenommen hatten. Soweit Ciara wusste, sollte sich diese Schar nicht ihrem Bruder anschließen, sondern zu den Truppen stoßen, die Aodh Mór O’Néill um sich versammelte, um jederzeit auf einen Angriff der Engländer reagieren zu können.
In der Burg war man froh über ihren Abzug, denn von nun an musste O’Néill die Versorgung dieser Männer übernehmen. Aber auch das füllte die eigenen Vorratskammern nicht. Da nur ein Teil der Felder hatte bestellt werden können, fiel die Ernte erschreckend mager aus. Daher blieb Ciara und Saraid nichts anderes übrig, als sämtliche Frauen und Kinder, die dazu in der Lage waren, in die Wälder und sogar ins Moor zu schicken, um essbare Kräuter, Pilze und Wurzeln zu sammeln.
»Von dem Zeug werden wir nicht satt, aber wir verhungern wenigstens nicht«, sagte Ciara zu Saraid, als sich die erste Gruppe auf den Weg machte. Zu dieser zählte auch Maeve, die sich mittlerweile immer mehr herausnahm und letztens sogar Saraid Widerworte gegeben hatte. Zur Strafe war sie zum Sammeln eingeteilt worden.
Saraid sah den Frauen nach und schüttelte den Kopf. »Wenn Maeve sich nicht bessert, muss sie fort.«
»Wohin?«, fragte Ciara. »Ich hoffe, ein paar Nächte im Wald unter freiem Himmel werden ihr den Starrsinn austreiben.« Nachdenklich blickte sie den Sammlerinnen nach, die von Seachlann und Ionatán begleitet werden sollten.
Da trat auf einmal Buirre in voller Kriegertracht aus dem Tor. »He, Ionatán!«, rief er. »Du bleibst in der Burg. Um diese Frauen zu beschützen, braucht es richtige Männer. Daher werde ich mitgehen und schauen, ob ich in der Zeit ein paar Stück Wild schießen kann. Wurzeln und Kräuter können die Weiber essen. Ein Mann braucht Fleisch zwischen den Zähnen.«
Ciara wunderte sich zwar über Buirre, der solchen Aufgaben gewöhnlich aus dem Weg ging, war aber froh, dass Ionatán hierbleiben würde. Denn diesem konnte sie wenigstens die eine oder andere Arbeit anschaffen, während Buirre keinen Finger rührte.
Ionatán, der nicht minder verwundert war, fragte nicht nach, sondern gehorchte und kehrte in die Burg zurück. Dabei entging ihm der triumphierende Blick seiner Ehefrau. Diese wusste genau, dass Buirre sie nicht der Jagd wegen begleitete, sondern um ihretwillen. In letzter Zeit hatte sie sich zwei weitere Male mit ihm getroffen und ihm dabei nicht nur Lust bereitet, sondern sich auch Klagen über sein Weib anhören müssen. Irgendwann,
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