Feuertod

Risiko, falls die Angreifer es bemerkten, aber es würde ihr ihre Arbeit deutlich erleichtern und beschleunigen. War der Zeitgewinn das Risiko wert?
     
     
    Spionageschiff
Lupardus
– Auf dem Weg von Orion III nach Orion IV
     
    Die
Lupardus
flog mit geringer Geschwindigkeit nach Orion IV. Theoretisch hätten sie in wenigen Stunden dort sein können, aber Roberto hatte sich dagegen entschieden. Auch wenn sie die Falle nicht ausgelöst hatte war er sich doch sicher, dass es im Nachhinein einen Alarm gegeben hatte. Eine einfache Routinekontrolle und ihr Eindringen wäre aufgeflogen.
    Jemand unbedachtes hätte das Schiff nun mit voller Geschwindigkeit nach Orion IV fliegen lassen, aber Roberto war alles andere als unbedacht – auch wenn er sich immer noch darüber ärgerte, was für Fehler ihm während ihres Einsatzes unterlaufen waren.
    Selbst wenn sie davon ausgingen, dass der Orion Pakt nicht wusste, dass das Rateri Protektorat über ein tarnfähiges Spionageschiff verfügte, musste er dennoch annehmen, dass sie das Gebiet um den Planeten besonders genau scannten. Normalerweise verbarg die Tarnung den Antrieb, aber würde sie einem intensiven Scan standhalten, wenn sie sich auf Höchstgeschwindigkeit bewegten? Er war sich nicht sicher, daher hatte James angewiesen nur mit geringer Antriebsenergie zu fliegen, bis sie Orion III hinter sich gelassen hatten und dann wieder deutlich zu bremsen, wenn sie sich Orion IV näherten.
    Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
    Ein altes Sprichwort, aber auch in ihrer modernen Zeit noch gültig. Manche Weisheiten waren zeitlos. Der langsame Flug bot aber noch einen weiteren Vorteil: Er hatte Zeit sich in aller Ruhe zu überlegen, wie er Dr. Ribiero Howard in ihre Gewalt bringen würde.
    Zu seiner Verärgerungen hatten sie keine Daten zu den Sicherheitsvorkehrungen des Gebäudes gefunden. Helena hatte auch nicht herausfinden können, wo Dr. Howard wohnte. Allerdings war das auch nicht wirklich überraschend, denn sein Wohnort hatte wenig Einfluss auf seine Forschung, es hätte Roberto daher sogar gewundert, wenn die Information im Computer gewesen wäre. Tatsächlich führte der Orion Pakt, offiziell, keine Datenbank mit Meldedaten. Inoffiziell sah das schon wieder anders aus, jedoch hatte er noch keine Antwort auf seine Nachfrage beim Geheimdienst bekommen, was die Datenbank anging.
    Ich hätte längst etwas von ihnen hören sollen. Irgendetwas stimmt nicht.
    Aber was auch immer es war, es gab nichts, was er vom Orion Pakt aus dagegen tun konnte, also musste er mit dem arbeiten, was er hatte – und das war nicht viel. Wenn er annahm, dass die grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen identisch zu denen im Rateri Protektorat wären, dann gäbe es Sprungstörfelder, Kontrollen am Eingang und Kameras im Gebäude. Alles abgesichert über einen internen Reaktor, sollte die externe Stromversorgung ausfallen.
    Ein weiteres Problem war sein und Helenas Gesicht. Seine Hacker hatte ihm zwar garantiert, dass sie beim Angriff auf das System der Anlage in der Gadeo-Wüste sämtliche Kameraaufzeichnungen gelöscht hatten, aber konnte er sich darauf verlassen? Selbst wenn nicht, wen sonst hätte er auf eine solche Mission schicken konnen? Niemand an Bord des Schiffes, außer ihnen beiden, hatte ausreichend Erfahrung für solch eine Mission. Seine Besatzung bestand zum größten Teil aus Eierköpfen mit militärischen Rängen. Und selbst von seinen Sicherheitsleuten traute er keinem außer Helena einen solchen Einsatz zu.
    Nun ja, vielleicht, Private Faros
, gestand er sich ein.
    Aber sie war zu jung und unerfahren. Er musste sich damit abfinden, ob ihre Gesichter nun gelöscht waren oder nicht, sie hatten keine Alternativen.
    Schlimmstenfalls sterben wir.
    Er richtete seinen Blick auf den Ordner mit dem Namen „Dringend!“ auf seinem Monitor und seufzte.
    Dann müsste ich mich wenigstens nicht mehr mit all den Akten herumschlagen. Jetzt muss ich nur Helena davon überzeugen, dass Sterben keine so schlechte Idee ist. Vielleicht sollte ich doch lieber versuchen Pi bis zur letzten Stelle auswendig zu lernen.
    Trotz seiner recht melancholischen Gedanken musste er grinsen. Wenigstens würde er mit einem Lächeln sterben.
    Dann würde Rasmus das Kommando über die
Lupardus
bekommen. Und es wäre niemand da, der James und Private Faros vor dem bewahren konnte, was ihre Konfrontation mit ihm noch nach sich ziehen wird.
    Er brauchte einen Plan, der sie lebendig aus dem Gebäude bringen würde,