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Feuertod

Feuertod

Titel: Feuertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Isberner
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erfolgreich, wie wir gehofft haben.“
    War das Trauer, die er da beim letzten Satz in ihrer Stimme hörte? Frustration?
    Er hatte auch das Gefühl, sie sprach aus Erfahrung. Als wenn sie dabei gewesen wäre. Aber das war unmöglich, sie musste die Geschichte einfach nur schon oft gehört haben.
    „Was bedeutet das für uns? War irgendwas von dem was zwischen uns war echt? Irgendetwas?“, trotz seines Versuchs Ruhe zu bewahren, war seine Stimme zum Ende hin so laut geworden, dass er fast schrie. All die Wut, die er seit dem Vortag unterdrückt hatte, kochte plötzlich in ihm hoch.
    Sie hatte ihn benutzt. Hatte sich in sein Bett, in sein Leben, gelogen. Hatte ihn dazu gebracht, seine Lebensweise zu überdenken. Und all das nur, weil es ihr Job war.
    Sie war nichts weiter als eine Edelnutte, die seine Freundin spielte.
    Ich wünschte Rib wäre hier, damit ich mit jemandem reden könnte.
    Für einen Moment überlegte er tatsächlich, seinen Freund anzurufen und ihn zu bitten herzukommen, aber entschied sich dann dagegen. Er wollte ihn nicht in die Sache hineinziehen und in Gefahr bringen. Sein eigenes Leben dürfte spätestens ruiniert sein, wenn das Militär herausfand, wer Julia
    Oder bevorzugt sie Ranai oder Alessa…? Verdammt, wie soll ich sie jetzt eigentlich nennen?
    auf dem Dach aufgelesen hatte, das musste er seinem Freund nicht auch noch antun.
    Sie ließ sich viel Zeit, bevor sie antwortete. Überlegte sie, was sie sagen sollte oder wollte sie einfach nur etwas warten, bis er sich beruhigt hatte? Ob das nun der Grund war oder nicht, es wirkte. Langsam kam er innerlich zur Ruhe.
    Wut würde ihm nicht helfen, eine Lösung für ihre Situation zu finden. Ganz im Gegenteil. Er hatte in seinem Leben bereits Schlimmeres durchgestanden, er würde auch eine Frau überstehen, die ihn nur benutzt hatte.
    Es ist ja nun auch nicht so, als wenn ich sie am Anfang nicht auch nur hatte benutzen wollen.
    „Ob etwas echt war oder nicht… Das musst du für dich entscheiden.“
    Die Antwort verblüffte ihn. Er hatte mit allem möglichen gerechnet, aber nicht damit. Was sollte er darauf antworten?
     
     
    Sie redeten noch einige Stunden, bis Seamus das Gespräch beendete, um etwas zu Essen zu kochen. Ranai wusste nicht, was sie von ihrem Gespräch halten sollte. Er hatte sich überraschend verständnisvoll gezeigt, aber sie wusste, dass er in seinem Inneren vor Wut gekocht hatte. Das war aber auch schnell wieder verflogen gewesen.
    Vorerst hatten sie sich darauf geeinigt, dass es ganz egal war, wie sie zueinander standen, sie mussten so oder so miteinander zurechtkommen, bis zumindest eine dünne Schicht Gras über die Ereignisse im Unions-IT Gebäude gewachsen war. Und da Seamus kein Sprungtor im Haus hatte, konnte sie auch nicht in das Rateri-System zurück. Aber selbst wenn es eines gegeben hätte, wäre der kleine Reaktor im Keller kaum in der Lage gewesen, genug Energie für einen derart langen Sprung zu liefern. Sie musste zu einem Sprungtor, das entweder in einem ihrer sicheren Unterschlüpfe lag oder am Hauptnetz angeschlossen war.
    Sie vermutete, dass Letzteres die bessere Idee wäre, da sie nicht sicher sein konnte, wie weit ihr Netzwerk kompromittiert worden war.
    Aber wollte sie überhaupt zurück? Sie war möglicherweise die letzte Agentin im System – sie bezweifelte es, aber es war möglich – den Orion Pakt unbeaufsichtigt zu lassen konnte ein Problem sein, falls sie ein komplett neues Netzwerk aufbauen mussten. Vielleicht war es also besser, dass sie vorerst nicht zurück nach Hause konnte.
    Während sie darüber nachdachte suchte sie das Schlafzimmer und das restliche Haus nach ihren Waffen ab. Immer, wenn sie durch das Wohnzimmer ging, beäugte Seamus sie neugierig. Wusste er, wonach sie suchte? Aber wenn er es wusste, warum ließ er sie dann suchen? War er sich so sicher, dass sie die Waffen nicht finden würde oder interessierte es ihn nicht, ob sie sie fand?
    Sie überlegte kurz, ob sie ihn danach fragen sollte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Was auch immer er möglicherweise noch an Restvertrauen zu ihr hatte, konnte sich möglicherweise in Luft auflösen, wenn sie ihn nach Waffen fragte. Aber wenn er wusste, warum sie auf und ab durch das Haus wanderte, dann konnte genau das gleiche passieren.
    Ohne Waffen sind wir aufgeschmissen, falls das Militär uns findet. Selbst mit Waffen, sind wir das vermutlich, weil ich noch nicht wieder in Topform bin.
    Dennoch, sie konnte der Gefahr nicht

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