Feuertod
das Schweigen brach.
„Sir,“, Leni war froh darüber, dass sie, vor der Fremden, förmlich blieb, aber dennoch auf ihren, vergleichsweise niedrigen, Rang verzichtete, „wir haben die beiden Eindringlinge im Sprungraum vorgefunden. Der Mann war bereits bewusstlos als sie durch das Tor kamen. Es kam zu einem Kampf, bei dem das ursprünglich hier stationierte Personal verletzt wurde.“, die Männer sahen bei diesen Worten beschämt zu Boden, „Ich bitte um Genehmigung, sie auf die Krankenstation zu schicken.“
Leni sah sich die Fremde einen Moment genauer an. Rosa hatte ihr keine Erklärung geliefert, warum sie keine Gefahr war, aber offenbar waren ihre Kollegen eh keine große Hilfe. Sie wegzuschicken machte also wohl keinen großen Unterschied.
„Genehmigung erteilt.“, sagte sie deshalb.
Ein dankbarer Gesichtsausdruck mischte sich auf einige der Gesichter. Sie konnte jedoch nicht sagen, ob das daran lag, dass sie ihre Wunden behandeln lassen konnten oder weil sie von der Fremden, und somit von ihrer Blamage, wegkamen. Selbst, wenn es Letzteres sein sollte, konnte sie es ihnen aber kaum verübeln.
Nachdem das Sicherheitspersonal den Raum verlassen hatte, stand die Frau langsam auf.
„Agentin Ranai, Rateri Protektorat Geheimdienst.“, sie spulte eine Reihe von Zahlen herunter, zu denen Rosa nickte, „Ich habe einen Gefangenen dabei, der dem Geheimdienst übergeben werden muss, wenn Sie wieder im Protektorat sind. Und
nur
dem Geheimdienst.“, sie legte besondere Betonung auf das nur.
„Um wen handelt es sich bei dem Gefangenen?“, fragte Leni.
„Wo befindet sich General Rodriguez?“, gab Ranai zurück.
Zwischen den beiden Frauen schien sich ein mentaler Kampf zu entwickeln. Sie starrten sich gegenseitig in die Augen, ohne etwas zu sagen. Leni musste sich anstrengen, dem Blick der Agentin nicht auszuweichen. Es waren die Augen einer Killerin. Wenn sich jemals so etwas wie Emotionen hinter ihnen befunden haben, dann waren sie schon lange ausgelöscht. Dennoch schaffte sie es, dem Blick standzuhalten, bis Rosa das Schweigen brach und sie aus dem Bann befreite.
„Okay, Keine wird der Anderen antworten. Gibt es besondere Vorkehrungen, die wir für den Gefangenen zu beachten haben?“
„Nein.“, antwortete Ranai und achtete darauf, dass man ihre Gereiztheit nicht hörte, „Aber seid nett zu ihm. Er ist nur ein Wissenschaftler, kein feindlicher Agent.“
Auch wenn sie sich gegen Seamus und für ihre Mission entschieden hatte, sie wollte nicht, dass man ihm etwas antat. Und beim militärischen Geheimdienst konnte man da nie sicher sein.
Sie würde sich wohler fühlen, wenn General Rodriguez anwesend gewesen wäre, er genoss einen ausgesprochen guten Ruf, selbst innerhalb des Geheimdienstes. Aber er war eindeutig nicht auf dem Schiff, sonst hätte er niemals ein solches Mädchen geschickt und ihr offenbar auch noch das Kommando gegeben. Das warf jedoch die Frage auf, warum er ihr das Kommando übergeben hatte. Sein erster Offizier war Kapitän Rasmus – und so schlecht dessen Ruf auch war, man konnte ihn nicht einfach so in der Befehlsreihenfolge übergehen.
Dass der Kapitän nicht an Bord war schien ihr unwahrscheinlich. Nach allem was sie gehört hatte, konnten die beiden Männer sich auf den Tod nicht ausstehen. Sie wusste nicht, ob dem General das klar war, aber der einzige Grund, dass er seinen Rang innehatte war der, dass Admiral Rasmus seinen Sohn in den Rang eines Kapitäns hatte befördern wollen, aber die restliche Admiralität ihm kein Kommando anvertrauen wollte. Also hatte man Rodriguez zum General gemacht, damit er Rasmus unter Kontrolle halten konnte – sehr zum Ungemach seines Vaters.
„Also, wo geht es zu den Zellen?“
Der Blick den sich das Mädchen und die Sicherheitsfrau zuwarfen sprach Bände. Damit wusste sie immerhin, wo sich Kapitän Rasmus befand. Für eine Sekunde überlegte sie, ob der General vielleicht auch in einer der Zellen hockte und die Besatzung eine Meuterei begangen hatte, aber verwarf den Gedanken sofort wieder. Nach allem was sie gehört hatte, strahlte der General eine Aura des Vertrauens aus. Angeblich vertraute seine Besatzung ihm blind und würde für ihn durchs Feuer gehen. Da es sich bei dieser Einschätzung nicht nur um Gerüchte handelte, sondern um eine offizielle Einschätzung in seiner Geheimdienstakte, hatte sie wenig Anlass, an ihr zu zweifeln.
Nein, der General war auf einer Außenmission und der Kapitän war ihm offenbar genug
Weitere Kostenlose Bücher