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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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militärischen Festungswerken angeboten.«
    »Also ein Fun-Park für Leute, die zu Fuß gehen«, mutmaßte Heinrich, der sich mit Leonie in den hinteren Teil von Bauch & Kopf zurückgezogen hatte.
    Heinrich streckte seine Hände nach oben, das Büchergestell, an dem er sich festhielt, – offenbar nicht richtig gedübelt – geriet ins Wanken, er konnte in letzter Sekunde verhindern, dass es über ihm zusammenkrachte. Allerdings torkelten ein paar Bücher zu Boden, die er nun eines nach dem anderen wieder einräumte: Die schönsten Besäufnisse der Antike – Die ekelhaftesten Schnäpse der Welt – Operieren unter Alkoholeinfluss – Ich und die Prozente, die Prozente und ich – Mineralwasser: die alkoholfreie Verführung – Ein Promille zu viel: Bekenntnisse eines Politikers – 42% und kein bisschen müde – Nicht ohne meinen Flachmann – und der Kalender: Frauen berühmter Alkoholiker.

    Leonie und Heinrich kehrten zu dem Vortrag zurück und entschuldigten sich für die Störung. Louise Wyss berichtete gerade von Exkursionen zu den Kohlebergwerken in der Klus bei Schwarzenmatt, wohin man von Boltigen im Simmental aufstieg und wo während der Kriegs- und Nachkriegszeit Braunkohle abgebaut worden war. 1 Die Gastwirtschaft Bergmann in Reidenbach zeugte heute noch davon. Natürlich gäbe es auch andere Minen zu besichtigen, in Erlenbach, in Diemtigen oder im Kandergrund, und es wäre für den Tourismus lohnend, die eine oder andere wieder zugänglich zu machen.
    Beim Stichwort »Tourismus« fing sie einen wenig begeisterten Blick ihrer beiden neuen Freunde auf, also beschränkte sie sich auf die unverfänglicheren Themen wie Mineralwasserquellen oder Bergseen.
    »Leider ist die historische Sesselbahn zum Oeschinensee trotz unserer Proteste inzwischen abgebrochen worden«, wandte Frédéric Zimmermann ein.
    »Aber der See selber lohnt weiterhin einen Ausflug«, meinte Domenica Brillo, »denn unsere Organisation will das Wandern und andere Freizeitaktivitäten nicht verbieten, sondern sie in verträglichen Bahnen wissen.«
    »Und so etwas wie im Grimselgebiet soll sich in den Berner Alpen nicht wiederholen«, erklärte Louise und zeigte Planskizzen vom Justistal-Staudamm, die exakter waren als jene, die Heinrich und Nicole bei den EKW zu Gesicht bekommen hatten.
    Heinrich wollte denn auch wissen: »Wo habt ihr diese Pläne her?«

    Louise blickte zu Frédéric und Domenica, um sich zu vergewissern, und meinte: »Du wirst verstehen, dass wir unsere Quelle nicht preisgeben können. Das wäre zu gefährlich für alle.«
    Der Applaus am Ende des Vortrags beschränkte sich auf ein müdes Klatschen, was aber die Aktivisten nicht verdross. Sie setzten sich zu einem Glas Thummerer Egri Bikavér Reserve 2003 , also einem ungarischen Stierenblut besonderer Prägung, an den Tisch von Leonie und Heinrich und bestellten einen Teller mit Alpkäse aus dem Justistal, wie um dem bevorstehenden Kraftwerkbau zu trotzen.
    »Wie setzen Sie Ihre Forderungen durch?«, wollte Müller wissen.
    »In erster Linie mit politischen Interventionen in den Parlamenten …«, sagte Frédéric Zimmermann.
    »… oder vor Gericht«, ergänzte Domenica Brillo.
    »Wenn das nichts bringt?«
    »Direkte Aktionen mit der Bevölkerung. Wie die Bauern beim Milchstreik«, erklärte Frédéric.
    »Davon habe ich aber noch nie etwas gelesen im Zusammenhang mit der AFBO«, meinte Heinrich.
    »Wir sind erst am Aufbau der Organisation«, entgegnete Domenica, »wir müssen noch in die Breite wachsen.«
    »Drohbriefe?«, fragte der Detektiv.
    »Kinderkram«, sagte die Brillo schnippisch, »hinterlässt zu viele Spuren, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Sie leerte ihr Glas.
    »Wir müssen halt wieder mal ein größeres Feuerchen machen wie bei der Eröffnungsfeier«, sagte Leonie, um die Lage etwas zu entspannen, »dann kommen wieder mehr Leute.«
    »Apropos Feuer«, meinte Louise, »ihr habt da was verloren.«

    Und sie reichte den beiden das letzte auf dem Boden liegende Buch: Feuerwasser als Grundnahrungsmittel .

    Gustav Renker hatte es Nicole Himmel angetan, nachdem sie von Louise Wyss das Alpenglühen-Zitat gehört hatte. »War es der Traum Ursens gewesen, einmal ein Weltvagant in der zivilisierten Form eines Reisenden, Forschers, Kapitäns oder schlimmstenfalls Fremdenlegionärs zu werden, so war das Chrütermannli ein auf den engern Heimatbezirk beschränkter Vagant.
    Er wusste bei jedem unscheinbaren Kräutlein um irgendeine Wirkung, die dieses auf den

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