Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
Amelie stutzte. Wenn ihre Freundin ihren Teller noch halbvoll zurückgehen ließ, ging es ihr nicht nur schlecht, sondern regelrecht beschissen.
»Wie auch immer, mein Vater hat mitbekommen, dass etwas im Busch ist. Jetzt will er seinen Assistenten herschicken, damit der die Lage peilt. Pah!« Phoebe war wirklich in keiner guten Verfassung. Obwohl sie mit niemandem über die Abmachung zwischen ihr und Falk gesprochen hatte, musste etwas durchgesickert sein. Die Reaktion ihres Vaters entsprach dem Bild, das sie von ihm hatte. Er bemühte sich um Schadensbegrenzung, aber auf seine Art. Knapp und ohne Begründung hatte er ihr mitgeteilt, dass sein Mitarbeiter für ein paar Tage nach Berlin kommen und sich ein Bild von den Vorbereitungen der Vernissage machen würde. Und das konnte nur eins bedeuten: Ihr Vater wusste Bescheid. Phoebe sah auf ihre Uhr. Es wurde Zeit, dass sie ihren ungebetenen Gast vom Flughafen abholte. Die Dinge nahmen ihren Lauf, und sie konnte nicht mehr viel tun, um ihre Galerie zu retten, aber kampflos aufgeben würde sie niemals.
»Ich muss nach Tegel, diesen McNeefe abholen.« Phoebe legte einen Geldschein auf den Bistrotisch und stand auf. Amelie nickte.
»Na dann – kennst du den Kerl eigentlich?«
Phoebe strich sich eine Locke hinter das Ohr. Sie musste dringend mal wieder zum Friseur.
»Nein. Und ich hab auch keine Lust, ihn kennenzulernen. Mein Bedarf an Männern ist gedeckt.« Sie lächelte schief. »Hauptsache, ich werde ihn schnell wieder los.« Phoebe beugte sich zu ihrer Freundin, gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging davon. Amelie blickte ihr nach. Diese Frau hatte eine bemerkenswerte Power. Selbst in dieser Situation.
Leon McNeefe stand am Kofferband und wartete. Er sah sich in der Halle um. Tegel war wirklich einer der hässlichsten Flughäfen, die er kannte. Und er kannte viele. Ein Fluggast nach dem anderen nahm sein Gepäck, nur sein Koffer wollte nicht auftauchen. Als die Leuchtanzeige mit der Flugnummer erlosch, schlenderte er in dunkler Vorahnung zum Lost-and-Found-Schalter. Vor ihm warteten bereits einige andere Passagiere. Er fluchte innerlich. Nicht nur, dass Matthew ihn auf diesen Höllentrip geschickt hatte, nun war auch noch sein Gepäck verschollen. Genervt blickte er auf die Uhr. Die Tochter seines Chefs hatte darauf bestanden, ihn persönlich abzuholen. Nun wartete sie wahrscheinlich schon seit einer guten halben Stunde am Ausgang. Er seufzte. Das fing ja gut an.
Phoebe stand neben ihrem Wagen, den sie in der zweiten Reihe direkt am Ausgang geparkt hatte, und hielt Ausschau nach jemandem, der nach dem Assistenten ihres Vaters aussah. Sie kannte Leon vom Telefon her; in den letzten zwei Jahren, in denen er für ihren Vater arbeitete, hatten sie schon öfter miteinander zu tun gehabt. Inzwischen war es nach elf; der Flieger aus Heathrow war bereits vor über einer Stunde gelandet. Genervt steckte sie sich einen Kaugummi in den Mund. Ein typischer Kaugummi für Kinder, knallrot, mit süßer Hülle und saurer Füllung. Und das Schönste daran war: Man konnte herrliche Blasen damit machen. Phoebe kaute und wartete. Nach einer weiteren halben Stunde öffnete sich die breite Automatiktür und heraus trat ein komplett in Schwarz gekleideter Mann, der wie ein Popstar aussah. Trotz der späten Uhrzeit trug er eine Sonnenbrille. Sein asymmetrischer Haarschnitt mit den langen Stirnfransen und sein Styling erinnerten Phoebe an den Sänger der Band »The Cure«. Suchend blickte er sich um. Das musste Leon sein. Ob er sich wohl auch die Augen schminkte? Phoebe musste kichern.
»Phoebe?« Die Stimme klang weich und angenehm.
»Leon?«, fragte sie zurück und ließ eine kleine Kaugummiblase vor ihrem Mund zerplatzen. Der Popstar nickte und rückte seine schwarze Satinkrawatte zurecht. Dann streckte er ihr die Hand entgegen. Auch sehr angenehm.
»Welcome to Berlin«, sagte Phoebe mit einem süffisanten Unterton. Ihr britischer Gast schien es zu überhören. »Wo ist dein Gepäck?« Sie wusste, dass er gut Deutsch sprach und sogar in dieser Sprache fluchen konnte.
»Gone with the wind« , erwiderte Leon theatralisch und lächelte. Wenigstens sind die Zähne nicht schwarz, dachte Phoebe und musste wieder grinsen. Der Typ schien zwar etwas skurril zu sein, hatte aber nichts von dem Angstgegner, den sie erwartet hatte.
»Wollen wir noch etwas essen gehen?« Sie hatte ihren Gast kurzerhand ins Auto verfrachtet und fuhr über die Stadtautobahn Richtung Zentrum.
» Alright ,
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