Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
ratterte gerade über die Oberbaumbrücke und brachte die Lampe über ihm zum Schwingen. Eine Ampel direkt vor seinem Fenster sprang auf Halt und warf einen hellen rötlichen Schatten an die Wand. Er schloss die Augen. Phoebe fehlte ihm sehr. Es waren keine drei Wochen mehr bis zur Vernissage, und seine Anspannung stieg von Tag zu Tag. Er hätte so gern mit ihr über diesen bedeutungsvollen Abend gesprochen, sich zusammen mit ihr ausgemalt, wie das Publikum auf die Werke reagieren würde. Außerdem musste er noch so etwas wie ein Grußwort schreiben. Phoebe würde ihn in ihrer Funktion als Gastgeberin zwar vorstellen und ein paar Vorschusslorbeeren verteilen, aber dann würde nur noch er im Rampenlicht stehen und musste sich verkaufen. Perfekt verkaufen. Und zwar vom ersten Moment an. Er nahm die Fernbedienung und zappte durch die Programme. Falk hatte zwar gemeint, er solle schön locker bleiben und es würde sich alles von selbst ergeben, aber Dariusz hatte von Phoebes Arbeit inzwischen genug mitbekommen, um zu wissen, dass eine gründliche Vorbereitung das beste Mittel gegen Lampenfieber war. Überhaupt fand er es nach wie vor seltsam, dass die Ausstellung in der Gipsstraße stattfinden würde. Er war fest davon ausgegangen, dass der Kunsthändler auf seine eigenen Räume bestehen würde. Aber Falk hatte erklärt, dass Phoebe und er eine Vereinbarung getroffen hätten, die es der Galeristin ermöglichte, ihr Gesicht zu wahren, wie er es genannt hatte. Nach der Ausstellung würde natürlich alles anders werden. Dariusz hatte sich unweigerlich gefragt, welche Gegenleistung Schumann wohl von Phoebe für seine Großzügigkeit forderte, und hegte da eine ganz bestimmte Vermutung. Die Tatsache, dass sie ihm aus dem Weg ging und jede freie Minute mit dem Kunsthändler verbrachte, bestärkte ihn in seinem Verdacht: Phoebe hatte sich verkauft. Und zwar mit Leib und Seele.
Dariusz setzte sich auf und band seine Haare im Nacken zusammen. Er würde sich jetzt einen starken Kaffee kochen und dann das Grußwort formulieren. So hatte er wenigstens einen echten Grund, um mit Phoebe Kontakt aufzunehmen.
Er sah auf die Uhr. Fast Mitternacht. Vielleicht war es doch keine gute Idee, jetzt noch Kaffee zu trinken? Zumal morgen in aller Herrgottsfrühe der Assistent von Matthew Friedewald vorbeischauen wollte. Dariusz warf einen Blick in seinen Kühlschrank, griff nach einem Getränkekarton mit Saft, riss eine Ecke ab und trank aus der provisorischen Öffnung, wobei ihm ein paar Tropfen in einem dünnen Rinnsal über das Kinn, den Hals und die Brust liefen. Als Dariusz die Nässe spürte, lächelte er. Er musste an Phoebe denken. Sie war noch ungeschickter als er, wenn es darum ging, Saft aus aufgerissenen Kartons zu trinken. Er erinnerte sich daran, wie er einmal nachts aufgestanden war, um Orangensaft zu trinken. Phoebe war wach geworden und hatte auch einen Schluck gewollt. Der Saft war mehr auf ihrer Brust als in ihrem Mund gelandet, und es war Dariusz eine Freude gewesen, ihn ihr vom Körper zu küssen. In Verbindung mit dem Geschmack ihrer schlafwarmen Haut war es ein gänzlich neues Geschmackserlebnis gewesen.
Dariusz schluckte. Er hatte Sehnsucht nach Phoebe. Sein Verstand brauchte sie, sein Körper brauchte sie, er wollte sie endlich wieder spüren, in sie hineinstoßen, sie zum Schreien bringen vor Lust. Ob Falk das wohl gerade mit ihr tat? Er setzte sich an den Küchentisch, auf dem sein Laptop stand, und schaltete es ein. Seine Gedanken kreisten um Phoebe, die jetzt mit Falk womöglich mehr Spaß hatte als jemals mit ihm. Hatte sie ihm nicht vor ein paar Tagen vorgeschlagen, sie mit Falk zu teilen? Und nun war er, Dariusz, anscheinend ganz aus dem Spiel. Es war ihm unmöglich, sich auf das Grußwort zu konzentrieren. Resigniert klappte er das Laptop wieder zu und ging ins Bett zurück. Dariusz musste sich eingestehen, dass er zum ersten Mal in seinem Leben eifersüchtig war.
Falk öffnete die Weinflasche mit geübtem Griff, nahm dann zwei Gläser aus dem Schrank und schlenderte mit allem zum Kamin. Dort stand Phoebe und schaute sich Familienfotos an, die auf dem Sims standen. Es war das erste Mal, dass sie hier im Salon war – normalerweise führte der Weg immer direkt die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Leise trat Falk neben sie und stellte die Gläser vorsichtig ab, als ob er ihre Konzentration nicht stören wollte. Langsam goss er den dunklen Wein ein und reichte Phoebe ein Glas. Ohne den Blick von den Bildern zu
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