Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
dicht bei Dariusz auf der Werkbank stand und genehmigte sich einen Schluck, bevor sie so beiläufig wie möglich sagte: »Leon, könntest du uns bitte allein lassen? Wir haben etwas zu besprechen.« Ihr Blick duldete keinen Widerspruch.
Leon erhob sich, zuckte mit den Schultern und erwiderte: »Du bist der Boss.« Er nickte Dariusz zu, dann nahm er sein Jackett und ging. Phoebe wartete, bis seine Schritte verhallt waren, dann trat sie an Dariusz heran. Es war nicht leicht, ihm in die Augen zu sehen, aber er erwiderte ihren Blick auch nur kurz. Im nächsten Moment widmete er sich bereits wieder dem Etikett seiner Bierflasche und versuchte es abzuziehen.
»Warum bist du hier?«, fragte er leise.
»Du hast Amelie angerufen.« Es sollte weich klingen, hörte sich aber wie ein Vorwurf an.
Dariusz reagierte dementsprechend. »Und seit wann ist das verboten?«
Phoebe stellte sich neben ihn an die Werkbank und nahm ihm die Flasche aus der Hand.
»Sie hat gesagt, dass es dir nicht gutgeht.« Phoebe spürte, dass sie kurz davor stand, in Tränen auszubrechen.
»Und jetzt hast du Angst um deine Vernissage und guckst nach deinem Schäfchen, ob es noch einigermaßen munter ist? Danke, dass du dir Sorgen machst, aber ich muss arbeiten.«
»Aber hat Amelie recht? Geht es dir nicht gut?« Ihre Stimme zitterte. Dariusz drehte sich zu ihr um und fasste sie an den Oberarmen, als wollte er sie schütteln.
»Phoebe, was denkst du eigentlich, wie stark ich bin? Nicht nur, dass meine Freundin sich beständig weigert, meine Freundin zu sein, nein, jetzt verkauft sie sich auch noch an eines der korruptesten Subjekte der Stadt und entdeckt dabei ihren Hang zum Exhibitionismus.« Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Und damit nicht genug, denn sie bietet mir sogar an, das Spiel eine Zeitlang zu dritt zu spielen.« Als Dariusz sah, dass Phoebe etwas sagen wollte, machte er eine abwehrende Geste. »Dann kommt auch noch der Assistent ihres Vaters und praktiziert mit ihr Liebe in der freien Natur. Was also soll ich davon halten? Zumal ich das hier«, er zeigte auf einen Berg aus Metall, »noch irgendwie bis nächste Woche verarbeiten muss. Ich habe den Kopf mit der Vernissage schon voll genug, und weißt du was, du kannst es mit ganz Berlin treiben, wenn du willst, aber mich fasst du bitte nicht mehr an.«
Fassungslos sah ihn Phoebe an. »Wer hat dir das mit Leon erzählt?«
Dariusz lachte bitter auf. »Er selber natürlich. Schließlich gehört er zu der Sorte Männer, die sich nichts aus Gefühlen machen. Ja, da guckst du, was? Leon hat mir davon erzählt. Nicht um mir weh zu tun, sondern mehr aus Eitelkeit. Weil er ein Trophäenjäger ist.«
»Trophäe? Leon hält mich für eine Trophäe?« Phoebe spürte, wie ihre Wangen vor Zorn glühten. Wäre Leon noch im Atelier gewesen, sie hätte ihm eine Ohrfeige verpasst.
»Und wer ist der Nächste?« In Dariusz’ Stimme klang tiefe Traurigkeit mit. Während er schon nach seiner Schutzmaske griff, setzte er noch hinzu: »Es war doch schön mit uns, Phoebe, ich meine, es war richtig schön. Warum tust du so etwas? Hast du kein bisschen Respekt vor mir?« Obwohl er seine Maske schnell vor das Gesicht zog, konnte Phoebe die Tränen sehen, die ihm über die Wangen liefen. Dariusz griff nach dem Schweißbrenner und stellte das Gas an, dann wandte er sich seinem Objekt zu. Phoebe verharrte noch ein paar Augenblicke an Ort und Stelle, merkte aber dann, dass er jetzt keinen weiteren Kontakt wollte. Langsam verließ sie die Halle und schloss von draußen das Tor. Als sie zu ihrem Wagen kam, steckte ein kleiner Zettel unter dem Scheibenwischer. Er war von Leon.
Phoebe hatte Leon in seinem Hotel abgeholt, und nun schlenderten sie gemeinsam die Oranienburger Straße hinunter. Vor einem thailändischen Restaurant blieben sie stehen, und Phoebe studierte die Karte, während Leon die jungen Prostituierten beobachtete, die ein paar Meter weiter auf Freier warteten.
»Du wolltest etwas mit mir besprechen?«, begann Phoebe förmlich, nachdem sie bestellt hatten. Leon nickte. Er hatte sein babyblaues Ensemble gegen eins in Schokobraun getauscht und trug dazu eine orangefarbene Sonnenbrille im Siebziger-Look. Phoebe dagegen hatte keine Zeit mehr gehabt, sich umzuziehen. Nach dem verunglückten Gespräch mit Dariusz war sie doch noch in Gedanken versunken in die Galerie gefahren und hatte mehr oder minder die Planung für die Positionierung der Installationen abgeschlossen. Morgen würden die
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