Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
entzückend. Wann sehen wir uns mal wieder?«
Zur Antwort schossen ihm aus Phoebes Augen Blitze entgegen. Falk gab ihr einen Kuss auf die Wange und meinte lachend: »Immer noch die alte Kratzbürste, stimmt’s? Na, wenigstens guckst du jetzt nicht mehr so ernst, kleine Phoebe.« Er nahm sich etwas Fingerfood vom Tablett und deutete eine Verbeugung an, bevor er sich Dariusz’ Exponaten zuwandte. Phoebe blickte auf ihre Uhr. Es war kurz nach acht, und die Galerie war voll. Nur ihr Vater und Leon fehlten noch, und – was viel schlimmer war – auch Dariusz war noch nicht aufgetaucht. Sie blickte sich suchend im Raum um, konnte aber keinen der drei entdecken. Das einzige vertraute Gesicht gehörte Amelie. Sie stand mit dem Pressefotografen zusammen und winkte ihr kurz zu, als sich ihre Blicke begegneten.
Eine Stunde und drei Espressi später war die Situation unverändert – Matthew, Leon und Dariusz waren nicht aufgetaucht. Phoebe entschloss sich zum Handeln. Sie hatte sowieso eine kurze Ansprache vorbereitet und würde nun den Part des Künstlers mitübernehmen. Schließlich kannte sie seine Sicht auf die Dinge und seine Ausdrucksformen, als wären es ihre eigenen.
»Auch wenn dir das jetzt nicht hilft«, zischte Amelie im Vorbeigehen, »ich bringe sie um. Alle drei. Und zwar eigenhändig.« Phoebe nickte und straffte die Schultern. Allerdings. Aber zunächst musste sie die Vernissage über die Bühne bringen. Sie gab dem Pressefotografen ein Zeichen und stellte sich neben das Tryptichon, ihre Lieblingsinstallation. Vielleicht würde ihr die Nähe des Kunstwerks ja ein wenig Kraft geben. Sie klopfte an ihr Glas.
»Willkommen …« Weiter kam sie nicht, denn aller Augen richteten sich auf die Tür. Der Fotograf war der Erste, der zum Eingang sprintete und die Neuankömmlinge ablichtete. Es waren Matthew, der in Begleitung der Senatoren für Kunst und Wirtschaft war, und Leon mit zwei Bodyguards. In einigem Abstand folgte Dariusz neben einem Mann. Der Künstler sah noch immer elend aus. Matthew ging zielstrebig auf seine Tochter zu, umarmte sie publikumswirksam und richtete dann sofort das Wort an die Gäste, als sei er der Hausherr, auf den alle gewartet hätten. Scheinbar gerührt dankte er seiner fleißigen Tochter Phoebe, dem, wie er sich ausdrückte, einmaligen, hochbegabten Künstler und begrüßte wiederholt die beiden Senatoren auf das Herzlichste. Ich könnte kotzen, dachte Phoebe, während sie in die Kamera eines TV-Teams lächelte, das gerade die Galerie betreten hatte. Sie sah sich um. Ihr Vater strahlte, die Senatoren redeten, Leon futterte Fingerfood, und das Volk staunte. Falk stand lässig an einen der Eisenpfeiler gelehnt und nickte ihr anerkennend zu, als er ihren Blick bemerkte, Amelie trank Prosecco und flirtete mit dem Fotografen. Und Dariusz? Sie nutzte die Gelegenheit, als Matthew noch einmal Worte des Dankes auf die Anwesenden niederprasseln ließ, um in Richtung Küche zu verschwinden. Er stand vor dem Kühlschrank, ein Glas Wasser in der Hand und wich ihrem Blick aus.
»Ich kann dir alles erklären«, sagte er leise, ohne sie anzusehen.
»Na, da bin ich aber gespannt.« Phoebe verschränkte die Arme unter der Brust. »Ich warte, Dariusz.«
»Dariusz, boy oh boy , wo bist du denn?« Leon steckte wie immer gutgelaunt seinen Britpopkopf durch den Türrahmen. Als er den Künstler entdeckte, grinste er breit.
» Come on, Mr.Big , jetzt kommt deine Show!«
Ohne Phoebe noch eines Blickes zu würdigen, schob er Dariusz aus der Küche. Sie folgte den beiden in den Ausstellungsraum.
Innerhalb der wenigen Minuten, die seit dem Eintreffen der Politprominenz vergangen waren, war die Stimmung in der Galerie komplett umgeschlagen. Ein Flirren lag in der Luft, etwas Nervöses, Heiteres. Wer heute Abend hier war, der erlebte etwas Besonderes. Phoebe sah, dass Dariusz sich ein Mikrophon geben ließ. Sofort wurde es still. Der Künstler blickte in die Runde und atmete tief ein. Dann erzählte er. Von den letzten drei Jahren, von seinen Höhen und Tiefen und von der Galeristin, die immer an ihn geglaubt und ihn inspiriert hatte.
»Es war ein gemeinsamer Traum«, sagte er sichtlich bewegt, »und dieser Traum ist heute wahr geworden. Matthew Friedewald hat meine Exponate gerade so intensiv beschrieben, dass ich dem nichts hinzuzufügen habe, außer meinen Dank. Ich danke allen, die meinen Weg begleitet haben, und ich danke dir, Phoebe. Danke.« Er warf ihr einen Handkuss zu und nahm einen Schluck
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