Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
rauchen. Aber sie hatte keine Ruhe. Nur noch vier Stunden. Ihr Herz raste vor Aufregung. Der Kaffee war heiß und stark. Phoebe nahm einen tiefen Schluck und wärmte ihre kalten Finger an der Tasse. Wie lange hatte sie von diesem Moment geträumt. Ganz allein mit Dariusz’ Werken zu sein, sie zu genießen, bevor sich der Kunstbetrieb darauf stürzen würde. Langsam ging sie von Exponat zu Exponat und versuchte sich die Installationen einzuprägen. Wenn alles gutginge, würden sie bald bei Sammlern und in Galerien in ganz Europa ein Zuhause gefunden haben. Phoebe nahm noch einen Schluck aus dem Becher. Es wurde Zeit, nach Hause zu fahren und sich ein Schaumbad zu genehmigen. Sie zog ihre Sneaker an und grüßte den Wachmann, der vor der Galerie Position bezogen hatte. Ihr Vater hatte darauf bestanden. Von mir aus, dachte Phoebe. Ab morgen wäre all das sowieso nicht mehr ihr Problem.
»Baby.« Dariusz stand plötzlich und unerwartet vor ihr, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Er sah blass aus und war unrasiert. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht. Phoebe lächelte ihn an. Sie hatte sich schon den ganzen Tag gefragt, wo er wohl steckte.
»Für die beste Galeristin der Welt.« Er hielt ihr eine langstielige rote Rose entgegen. Phoebe nahm sie strahlend an.
»Wo warst du denn den ganzen Tag?«, wollte sie wissen und strich ihm eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Du siehst ja aus wie ein Räuber.«
Dariusz blickte über sie hinweg und tat so, als habe er nichts gehört. Einerseits war das jetzt der perfekte Moment, um mit Phoebe zu sprechen, andererseits – sollte er das wirklich tun, direkt vor der Vernissage? Sie würde ihn nicht verstehen, so viel war sicher. Und Matthew konnte es eigentlich egal sein, wann er mit Phoebe reden würde. Dariusz trat auf Phoebe zu und nahm sie in den Arm, aber sie ließ sich nicht täuschen.
»Was ist los?«, fragte sie ernst und drehte die Rose in ihrer Hand hin und her. Der Künstler zuckte mit den Schultern. »Nichts. Ich bin nur nervös.« Er berührte ihre Haut mit seiner Hand; sie war eiskalt. Phoebe nickte. Wenn er nicht wollte, wollte er nicht, das bezog sich nicht nur auf den Sex, sondern auch auf das Reden.
»Ich auch, Dariusz, und ich bin müde«, sagte sie leise und gab ihm einen zarten Kuss auf die Wange, bevor sie sich umdrehte und zu ihrem Wagen ging. Ihre Antennen waren sensibilisiert. Etwas stimmte nicht. Als sie den Motor startete, öffnete sich die Beifahrertür, und Dariusz ließ sich auf den Sitz fallen. Gemeinsam fuhren sie schweigend in die Mollstraße.
»Willst du dich nicht auch langsam mal fertig machen?« Phoebe stand vor ihrem Kleiderschrank und kramte nach Wäsche. Als sie nichts hörte, ging sie zum Balkon. Dariusz hatte sich mit geschlossenen Augen an die Wand gelehnt. Tränen liefen über sein Gesicht.
»Was ist los?« Phoebe war es von jeher suspekt, wenn Männer weinten. Sie vertrat die Ansicht, dass sie generell eher um sich weinten als wegen etwas, was sie angestellt hatten oder ihnen widerfahren war.
»Jetzt sag schon.« Sie trat zu ihm und umarmte ihn. Dariusz schluchzte auf und presste Phoebe an sich. Sein Herz schlug schnell, viel zu schnell. Ein Gefühl der Sehnsucht überkam sie. Ihre Hände wanderten über seine Brust, öffneten den schwarzen Kaftan, schoben sich unter seine Achseln. Sie atmete den Duft, der ihr entgegenströmte, tief ein.
Er hatte aufgehört zu weinen und küsste ihr Haar. Dann hob er ihr Gesicht zu sich und sagte leise: »Wir sollten das jetzt besser lassen, Baby.« Seine Augen blickten traurig. Phoebe nickte und ging ins Bad. Einen Blick in den Spiegel vermied sie; sie ahnte, wie genervt sie jetzt aussehen musste. Als sie den Wasserhahn aufdrehte, hörte sie die Wohnungstür ins Schloss fallen. So ein Arschloch, dachte Phoebe und goss eine große Portion des Schaumbads in die Wanne. Sie würde schon noch herausbekommen, warum sich Dariusz so merkwürdig verhielt, aber im Moment war sie selbst der wichtigste Mensch in ihrem Leben, und dieser erforderte jetzt ihre absolute Aufmerksamkeit.
»Meine liebe kleine Phoebe – du siehst wahrlich entzückend aus. Und Gratulation zu der Veranstaltung hier.« Falk machte eine Geste, als wolle er den gesamten Raum umarmen. Bevor Phoebe etwas entgegnen konnte, nahm er ihr den großen Blumenstrauß wieder ab und drückte ihn der Servierkraft in den Arm. Dann beugte er den Kopf zu ihr hinunter und flüsterte: »Das habe ich gerade übrigens ernst gemeint: mein, klein und
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