Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
Weg mehr zurück, denn ganz gleich, was ihr Inhalt war – er würde ihr gefallen und sie neugierig machen. Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und erstickte die Kippe in einem ihrer verwaisten Balkonkästen. Im letzten Jahr war das hier ein echter Garten Eden gewesen: mit Blumen, Kissen und Sonnenschirm. Aber letztes Jahr hatte es auch Dariusz noch gegeben, der sich um die Pflanzen kümmerte. Phoebe seufzte. Sie wollte nicht an den vergangenen Sommer denken, der zweifelsohne ihr verliebtester – sofern man überhaupt von Verliebtsein sprechen konnte – gewesen war. Komisch, in diesem Jahr hatte Dariusz überhaupt keine Anstalten gemacht, den Balkon zum Leben zu erwecken. Sie runzelte die Stirn und ärgerte sich über sich selbst. Was sollte dieses Selbstmitleid jetzt noch? Es war aus, Dariusz war in Texas, und sie würde neu durchstarten. Entschlossen griff sie nach der roten Papiertasche. Falk hatte recht gehabt. Wie schon so oft. Was sie sah, gefiel ihr sehr. Als sie die Dessous herausnahm, um sie besser betrachten zu können, hörte sie das Signal einer eingehenden SMS.
planänderung, liebe phoebe. hole dich um 20:00 ab. zieh die dessous noch nicht an. möchte dir dabei zusehen. f.
Er möchte mir zusehen … Bestimmt nicht nur beim Anziehen, dachte Phoebe. Er ist und bleibt ein Voyeur. Sie drapierte die Wäsche auf ihrem Bett, ging in die Küche, mixte sich einen Drink aus Aperol und Soda und setzte sich an ihren Schreibtisch. Bis gestern hatte sie nicht gewusst, dass es in Texas eine Stadt mit dem klangvollen Namen San Antonio gab. Wenn dieser Woods jr. dort lebte, musste im Internet ja irgendetwas über ihn zu erfahren sein. Sie scrollte sich bereits seit über einer Stunde ohne wesentliche Erkenntnisse durch die Ergebnisse der Suchmaschinen, als eine neue E-Mail angezeigt wurde. Ihr Herz klopfte schneller, als sie den Absender sah: Dariusz. Sie öffnete die Mail und las:
Liebe Phoebe, bin gut angekommen. Leon hat erzählt, dass es dir wieder bessergeht. Das ist schön. Viele Grüße, Dariusz.
Viele Grüße? Wütend klappte sie ihr Laptop zu. Das war ja wohl das Allerletzte! Und überhaupt. Die E-Mail war eine einzige Unverschämtheit. Er wollte ihr wohl zeigen, dass er sie nicht brauchte und gleichzeitig andeuten, dass er bestens über sie informiert war – siehe Leon –, und die Grüße waren ja wohl das Synonym für das Ende ihrer wie auch immer gearteten Beziehung. Phoebe kochte innerlich, aber sie würde ihm nicht antworten, auch wenn es ihr noch so in den Fingern juckte. Sie würde sich heute Nacht die Seele aus dem Leib vögeln lassen und morgen und übermorgen und überhaupt so lange, bis sie ihn vergessen hatte, ganz einfach. Sie klappte das Laptop noch einmal auf, klickte sich in das E-Mail-Programm und löschte Dariusz’ Nachricht. Dann marschierte sie immer noch wütend in die Küche und goss sich Aperol nach.
Während sich Phoebe in der Wanne liegend ihrem Rendezvous mit Falk entgegenträumte, saß dieser mit ihrem Vater und Leon im Café France . Die drei hatten sich spontan auf einen Drink verabredet: Die Übergabe der Geschäftsleitung von Phoebe an Leon und die damit endende Rivalität zwischen ihr und Falk sowie der Verkaufserfolg von Dariusz’ Installationen, all das hatte die Männer milde gestimmt, und jeder fühlte sich als Sieger. Matthew, weil er sich gegen seine Tochter durchgesetzt hatte und wieder alle Fäden in der Hand hielt, Leon, weil er endlich auf dem Stuhl saß, auf den er so lange spekuliert hatte, und Falk, weil ihm zum einen die neuen beruflichen Konstellationen günstig erschienen und zum anderen Phoebe Friedewald nun sein Privatvergnügen war und er sich Ränkespielchen sparen konnte. Leon, der wie immer am meisten getrunken hatte, orderte bereits vergnügt die nächste Runde, als Falk auf die Uhr sah. Er hatte sich mit ihrem Kauf für den glücklichen Ausgang der Probleme in den letzten Wochen belohnt, bevor er für Phoebe die Dessous erstanden hatte. Meine Güte, Phoebe! Fast hätte er vergessen, dass er sie abholen wollte. Ohne auf den enttäuscht blickenden Leon zu achten, bat er um die Rechnung. Matthew protestierte, wie es sich gehörte, aber der Kunsthändler setzte sich mit der Bemerkung durch, dass ihm wohl bewusst sei, wie glücklich er sich schätzen dürfe, und dass man ihm diesen kleinen Dank doch bitte nicht verwehren möge. Matthew lehnte sich zufrieden zurück: Die Worte waren genau das, was er hatte hören wollen. Schumann hatte
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