Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
und das Höschen, das sie getragen hatte, kurz mit Shampoo durch und hängte beides über eine Stuhllehne. Dann griff sie nach ihrer Lieblingsjeans und einem kurzärmeligen Kaschmirpullover. Die streichelweiche Wolle fühlte sich gut auf der Haut an. Anschließend schlüpfte sie in ihre Mokassins. Auf einmal konnte es ihr nicht schnell genug gehen. Sie wollte das Pulsieren der Metropole spüren, sich im Strom der Passanten treiben lassen. Wenige Minuten später saß sie im Taxi. Erster Anlaufpunkt für die ungeplante Shoppingtour war das Saks in der Fifth Avenue. Hier hatte sie schon öfter eingekauft und kannte sich aus – nein, falsch, sie hatte sich hier einmal ausgekannt. Sie zahlte den Fahrer und sah an der Fassade hoch. Phoebe liebte Saks . Sie seufzte voller Vorfreude und ging schnellen Schrittes zum Eingang.
Zwanzig Minuten später und ausgestattet mit vier sündhaft schönen Sets von Victorias Secret schlenderte Phoebe die Fifth Richtung Downtown entlang. Auch hier in New York war es Hochsommer; die Stadt war voll mit Menschen und Lachen. Phoebe kaufte sich ein Eis und ging weiter. Sie hatte kein Ziel, sie wollte einfach nur nicht stehen bleiben. Sie wechselte auf die Lexington und marschierte dem Times Square entgegen. Schon von weitem schleuderten ihr blinkende Leuchtreklamen bunte Farbblitze entgegen. Phoebe beschleunigte ihre Schritte, als ihre Neugier wuchs. Sie mochte den Mix aus Diners, XXX-Kinos und kleinen Tante-Emma-Läden. Und plötzlich standen vor ihr – ein ungewohntes Bild – überall Liegestühle. Sie hatte in der Zeitung davon gelesen. Der Bürgermeister von New York hatte den Times Square für sechs Monate zur autofreien Zone erklärt, und seine Bürger schienen es ihm zu danken. Der Platz sah aus, als fände dort gerade ein Happening statt. Kleinkünstler, Musiker und Wanderprediger buhlten um die Aufmerksamkeit der Menschenkarawane, die sich an dem heißen Sommerabend durch das Herz Manhattans schob. Phoebe ging langsamer, um alles in sich aufzunehmen. In einem Coffeeshop holte sie sich einen Karamel-Macchiato und blickte sich um. Sie suchte nach einem Platz auf einer Bank oder einem Mauervorsprung, um ein wenig auszuruhen und die Stimmung zu genießen. Nicht weit von hier entfernt befand sich das Hotel, in dem sie mit Dariusz gewohnt hatte. Da er nicht im Four Seasons abgestiegen war, schien es ihr wahrscheinlich, dass er sich dort einquartiert hatte. Sie nippte an ihrem Kaffee und spürte Unruhe in sich hochsteigen. Sie provozierte geradezu ein Zusammentreffen mit ihm, denn – so viel war klar – auch Dariusz würde das schöne Wetter nutzen und durch die Straßen bummeln. Phoebes Herz klopfte schneller, was nicht am eher koffeinschwachen Macchiato lag. Auf einmal hatte sie das Gefühl, sich sofort in Luft auflösen zu müssen, wenn sie einem Treffen entgehen wollte. Hastig trank sie den großen Pappbecher leer. Sie entsorgte ihn in einem Papierkorb, dann bahnte sie sich einen Weg durch die Menschenmassen hin zum Ende der verkehrsberuhigten Zone und winkte ein Taxi herbei.
Dariusz hatte die Donuts verzehrt und sich zu einem Spaziergang aufgerafft. Es war kurz nach zehn und noch angenehm warm. Sogar der Wind, der wie gewöhnlich durch die Häuserfluchten jagte, hatte etwas Seidiges, Streichelndes. In der Nähe vom Times Square stieß er auf einen Sushi-Imbiss und versuchte den Nachgeschmack der Donuts mit Misosuppe und Wasabi abzutöten. Von seinem Stehplatz am Fenster aus blickte er abwesend auf die vorbeiziehenden Menschen, während er den rohen Fisch genoss. Die bunten Leuchtreklamen auf der anderen Straßenseite änderten in ununterbrochenen rhythmischen Zuckungen ihr Farbspiel. Dariusz schob sich gerade ein Ebi Sushi in den Mund, als er Phoebe sah. Sie schlenderte mit einem großen Kaffeebecher in der Hand langsam am Imbiss vorbei. Über ihrer Schulter hing eine Luxustüte von Saks , ihren Blick hatte sie auf die Häuserfronten gerichtet, als wollte sie sich alles ganz genau einprägen. Dariusz legte seine Stäbchen beiseite und folgte ihr. Bei der Menschenmenge war es unwahrscheinlich, dass sie ihn entdecken würde. Außerdem rechnete sie nicht damit, ihm hier zu begegnen. Oder vielleicht doch? Sein Hotel war nicht weit entfernt, und es war dasselbe, in dem sie bei ihrer gemeinsamen Reise gewohnt hatten. Phoebe hielt inne und trank. Blickte in ihren Becher, trank wieder. In tiefen Zügen, bis der Becher leer war. Ohne sichtbaren Grund schien sie auf einmal unruhig zu
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