Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
sein und sah sich andauernd um. Vielleicht hatte sie sich ja mit jemandem verabredet? Dariusz folgte ihr, wie sie sich zwischen den Liegestühlen hindurchzwängte und zum Ende der autofreien Zone ging. Ihre Körpersprache verriet Eile und Anspannung, und als er für einen winzigen Moment ihr Profil erhaschte, erschien sie ihm traurig. Dariusz ging schneller; auf keinen Fall wollte er, dass sie jetzt in ein Taxi stieg und davonfuhr. Phoebe hob schon ihren Arm, und ein gelbes Cab schaukelte heran. Fluchend verfiel Dariusz in schnellen Trab und versuchte dabei, mit so wenig Passanten wie möglich zu kollidieren. Er erreichte in dem Moment das Taxi, als Phoebe die Wagentür gerade öffnete.
»Tut mir leid«, sagte er atemlos und schloss die Tür wieder, »du kannst nicht fahren. Wir haben etwas zu besprechen.« Er machte dem verdutzten Fahrer ein Zeichen, dass er nicht gebraucht würde, so dass dieser sich mit einem Schulterzucken wieder in den mehrspurigen Verkehr einreihte. Ich habe es gewusst, dachte Phoebe, klar, dass ich ihm hier über den Weg laufe. So emotionslos wie möglich blickte sie ihn an. Es fiel ihr schwer, ihn nicht zu berühren, aber sie hatte sich im Griff. Auch Dariusz machte keine Anstalten, sie zur Begrüßung zu küssen oder in den Arm zu nehmen, was sie verletzte. Er schien total cool zu sein, konnte scheinbar besser mit dieser Situation umgehen als sie.
»Beobachtest du mich schon lange?«, wollte sie wissen und schloss dabei ihre Finger fest um die Kordel der Einkaufstasche. Dariusz schüttelte den Kopf und deutete mit dem Kinn in die Richtung, aus der er gekommen war.
»Ich habe dahinten Sushi gegessen. Du bist am Imbiss vorbeigelaufen, das ist alles.« Er hatte die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben und sah sie nachdenklich an. Phoebe hielt seinem Blick stand, fühlte sich aber zunehmend unwohl. Da Dariusz keine Anstalten machte, noch etwas zu sagen oder sich von der Stelle zu bewegen, beschloss sie, die Initiative zu übernehmen.
»Wollen wir etwas trinken gehen? Du hast doch etwas mit mir zu besprechen, oder hat sich das erledigt?«
Dariusz blickte auf ihre Hände und sah, dass die Knöchel der Hand, mit der sie die Tasche hielt, vor Anstrengung schneeweiß waren.
»Gut, dann komm.« Ohne ihre Reaktion abzuwarten, drehte er sich um und ging mit energischen Schritten vor ihr her. Im Strom der Touristen war es Phoebe unmöglich, zu ihm aufzuschließen. Sie war schon genug damit beschäftigt, ihn in der Menschenmasse nicht zu verlieren. Für einen kleinen Augenblick dachte sie daran, einfach stehen zu bleiben, bis seine Silhouette zwischen denen der anderen Fußgänger verschwunden war, doch sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, schon wieder wegzulaufen. Sie hatte einmal den Fehler gemacht, sich ihrer Verantwortung nicht zu stellen, aber ein zweites Mal würde es nicht geben. Ein paar Blocks weiter blieb Dariusz vor einem Jazzkeller stehen und studierte das Programm. Es schien ihm zu gefallen, denn er stieg die Treppen hinunter, ohne auf Phoebe zu warten. Seine Arroganz war einfach zu viel für Phoebes Nerven. Sie lehnte sich an eine Hausmauer. Mit tiefen Atemzügen versuchte sie sich zu beruhigen und ihre Tränen hinunterzuschlucken. Erst als sie sich gesammelt hatte, stieg sie ebenfalls die Stufen hinab. Es dauerte ein paar Momente, bis sich ihre Augen an das schummerige Licht gewöhnt hatten. Die Musiker machten gerade Pause, es lief leise Musik vom Band. Dariusz hatte einen Platz ganz hinten im Raum ergattert. Als er sie sah, hob er einen Arm und winkte sie zu sich. Phoebe schlängelte sich an den anderen Tischen vorbei und spürte erst, als sie sich setzte, dass ihre Beine zitterten. Der Jazzladen war gut besucht, die Stimmung heiter. An einem anderen Abend würde sie sich hier richtig wohl fühlen. Sie rückte ihren Stuhl so, dass sie einen guten Blick auf die Bühne hatte, denn die Bandmitglieder hatten inzwischen wieder ihre Plätze eingenommen und begannen mit einem neuen Set. Schon die ersten Töne des Saxophons machten Phoebe Gänsehaut. Die Melodie war langsam, schwermütig und wunderschön. Der Kellner brachte zwei Gläser Rotwein und einen Teller mit Oliven. Dariusz hob sein Glas, sah Phoebe kurz an und trank. Phoebe nahm nur einen kleinen Schluck. Mit Ausnahme des Eises und des Kaffees hatte sie heute noch nichts zu sich genommen. Ihre Blicke wanderten immer wieder zu Dariusz, der einfach nur dasaß und der Musik lauschte. Wenn er etwas nicht will, will er nicht,
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