Feuerwogen
Andenkenladens, kam herein. Sie trug eine ausgeleierte Strickjacke und wirkte sehr entschlossen.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte Regina.
»Da ist ja die Braut!«, rief Jane aus, als hätte Regina gar nichts gesagt. »Du hast am Samstag wirklich gut ausgesehen, Herzchen.«
»Danke«, antwortete Margred.
»Die ganze Hochzeit war schön«, fuhr Jane fort.
Margred lächelte. »Regina hat die ganze Arbeit gemacht.«
Janes dichte braune Dauerwelle bebte, als sie nickte. »Ja, das weiß ich. Deshalb bin ich auch hier. Die Mädchen kommen zu Franks Geburtstag im September nach Hause«, sagte sie zu Regina.
»Das ist … toll«, erwiderte diese. War es das? Sie wusste nicht mehr, wie Jane zu ihren abwesenden Kindern stand. Söhne blieben auf der Insel, übernahmen das Hummergeschäft vom Vater oder kauften eigene Boote. Aber Töchter hatten eine Ausbildung, Chancen, Ehemänner im Sinn und zogen fort.
Manchmal kehrten sie aber auch zurück.
»Als Frank den Schub letzten Winter hatte, hätten wir nie gedacht, dass er seinen Fünfundsechzigsten noch erleben würde«, erzählte Jane, ihre Handtasche fest umklammert haltend. »Aber das wird er, der alte Kauz. Jedenfalls kommen sie alle – Trish und Ed und Erica und die Enkel. Wir feiern eine große Party. Und ich will, dass du das Catering übernimmst.«
Regina fühlte Befriedigung in sich aufsteigen, warm und süß, als würde sie in gefülltes Gebäck beißen. Sie wusste, dass sie gut kochte. Aber sie bekam nicht oft Gelegenheit zu zeigen, was in ihr steckte. »Äh, ich bin eigentlich nicht darauf eingerichtet …«
»Wir übernehmen keine Cateringaufträge«, rief Antonia von der Durchreiche zur Küche her. »Bei uns gibt es nur Essen zum Mitnehmen. Du kannst dir die Speisekarte anschauen, wenn du willst.«
»Oh.« Jane machte ein enttäuschtes Gesicht. »Nun ja …«
»Wie viele Gäste?«, fragte Regina.
»Keine Ahn… Dreißig?«, riet Jane.
Dreißig konnte sie schaffen, dachte Regina, während sich vor Aufregung ein Kloß in ihrem Magen bildete. Dreißig konnte sie
im Schlaf
abfüttern. Solange Margred bereit war, beim Aufbau zu helfen …
»Sprich mit dem Inn«, empfahl Antonia. »Der Küchenchef dort kann sicher …«
»Ich habe schon im Inn nachgefragt. Achtundvierzig Dollar pro Kopf wollte er, und vierundzwanzig für die Kinder, die sowieso nichts anderes verzehren werden als Hotdogs und Schokoladenmilch.« Jane presste den Mund zusammen. »Ich will, dass du es machst.«
»Dann nimm dir eine Speisekarte mit«, empfahl Antonia.
»Frank haben diese kleinen Krabbenpastetchen wirklich gut geschmeckt«, sagte Jane zu Regina.
Ihm hatte ihre Küche geschmeckt.
Sie konnte das.
»Warum stelle ich nicht ein paar Vorschläge zusammen?«, schlug Regina vor und ging im Kopf schon mögliche Vorspeisen durch. Kleine Grillwürste, das war leicht, die konnten die Kinder zwischendurch essen. Kanapees. Vielleicht Gorgonzola mit Pinienkernen? Gebratene Spargel-Schinken-Röllchen. »Ich kann bei dir im Laden vorbeischauen, damit wir alles besprechen. Donnerstag?« Da arbeitete sie von mittags bis zur Sperrstunde. »Donnerstagvormittag?«
Jane strahlte, erleichtert und triumphierend. »Donnerstagvormittag, klar.«
»Ist das alles, was du wolltest?«, fragte Antonia.
»Ja.« Janes Blick flog zu Margred und verweilte auf ihrem Bauch. »Und ich wollte natürlich die Braut sehen.«
»Na, nun hast du sie ja gesehen. Jetzt können wir alle wieder an die Arbeit gehen. Richtige Arbeit«, fügte Antonia hinzu, während Jane zur Tür hinausrauschte. »Und weder Zeit noch Geld für Frank Iveys Geburtstagsparty verschwenden.«
»Das ist keine Verschwendung«, protestierte Regina. »Wir schaffen das. Wir sollten es machen.«
»Wir haben nicht das Personal dazu«, wandte Antonia ein.
Es war ein alter Streit – einer, der die Kopfschmerzen hinter Reginas Augen wieder einsetzen ließ. Sie arbeiteten nun in Wechselschicht, morgens und abends, und beide zur Stoßzeit am Mittag und Abend, und Margred sprang nach Bedarf ein. »Dann engagieren wir eben …«
»Wen?«, wollte Antonia wissen. »Alle hier wollen sich etwas dazuverdienen, und das tun sie, indem sie das Deck eines Hummerboots schrubben und keine Töpfe scheuern oder schicke Appetizer servieren.«
»Ich sage doch nur, dass wir ein Catering aufbauen könnten – nur als Nebengeschäft …«
»Es geht uns gut auch ohne das.«
»Es könnte uns noch besser gehen.«
Das Catering würde ihr Gelegenheit bieten, es
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