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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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sagen. Es gab auch Gefahren auf der Insel, Gezeiten und Nebel und Kiesgruben, Teenager am Steuer, Fremde mit gehetzten Augen …
    Regina schüttelte den Kopf. Sie würde sich nicht verrückt machen, nur weil ein Obdachloser, der um Arbeit und ein Sandwich bat, ins Restaurant gekommen war.
    Obwohl sie wusste, dass sie überreagierte, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Hände schwitzten und ihr Herz in der Brust hämmerte. Wenn man alleinerziehende Mutter war, gab es niemanden, mit dem man die Sorge oder die Schuldgefühle hätte teilen können, und so verdoppelte sich die Sorge, und jede Gefahr nahm schreckliche Dimensionen an. Alles konnte diesen kleinen Menschen bedrohen, der einem anvertraut worden war, das eigene Kind, dem Besten und Lästigsten, was einem jemals widerfahren war, und es wäre die eigene Schuld, wenn man nicht aufgepasst, wenn man dieses Kind nicht über alles andere gestellt hatte.
    Regina zwang sich, ihren Klammergriff um das Treppengeländer zu lockern. Okay, jetzt überreagierte sie definitiv.
    Sie öffnete die unverschlossene Tür zur Wohnung, und zwischen ihren Füßen flitzte Herkules in das leere Wohnzimmer.
    »Nick?« Sie warf den Kopf zurück und lauschte, ob etwa der Fernseher lief oder ob aus dem Badezimmer Wasserrauschen zu hören war.
    Aber er war fort.

[home]
    4
    N ick Barone betrachtete sehnsüchtig das kleine blaue Ruderboot, das auf die Felsen gezogen worden war. Er konnte es zu Wasser lassen. Er war alt genug; er konnte damit umgehen.
    Und wenn er allein aufs Meer fuhr, würde seine Mom ihn wahrscheinlich umbringen.
    Sie war sowieso schon böse. Nicht auf ihn. Auf Nonna. Nick hatte sie streiten hören, die erhobene Stimme der Großmutter, den gedämpften Tonfall der Mutter. Er hatte Magenschmerzen davon bekommen, bis er es nicht mehr aushielt, bis er es nicht mehr ertrug, in der Wohnung eingesperrt zu sein, ohne etwas anderes zu tun zu haben, als den beiden Menschen, die er am meisten auf der Welt liebte, beim Streiten zuzuhören.
    Deshalb war er nach draußen gegangen.
    Nick umschlang seine Knie und starrte auf das flache, helle Wasser, während er darauf wartete, dass sich sein Magen wieder beruhigte. Sein bester Freund, Danny Trujillo, jobbte auf dem Hummerboot seines Vaters, deshalb konnte Nick nicht zu ihm hinübergehen, und eine Horde Sommertouristen hatte seinen Lieblingsplatz mit Beschlag belegt. Er beobachtete sie: ein paar Mütter mit einem halben Dutzend Kindern, vom Baby- bis zu seinem Alter.
    Keine Väter. Wahrscheinlich waren die beim Angeln. Oder sie arbeiteten auf dem Festland und besuchten nur am Wochenende ihre Familien. Nicks Vater arbeitete auf dem Festland, aber er besuchte sie niemals an den Wochenenden. Und sonst auch nicht.
    Nick kickte gegen die Felsen und fragte sich, ob seine Mom und Nonna noch immer stritten. Wahrscheinlich nicht. Ihre Auseinandersetzungen dauerten nie lange, aber manchmal blieb seine Großmutter dann stundenlang mürrisch, und das Gesicht seiner Mutter war wie versteinert. Beim bloßen Gedanken daran krampfte sich Nicks Magen wieder zusammen.
    Nach einer Weile packten die Sommertouristen ihre Sonnencremes und Handtücher zusammen und suchten nach ihren Schuhen, und Nick hatte den Strand endlich für sich allein.
    Ein Segelboot näherte sich, größer als die kleine Jolle, die Nick zu steuern gelernt hatte, und auch fast zu groß für den einzigen Mann, den Nick an Deck sehen konnte. Doch der Seemann sah nicht so aus, als hätte er Schwierigkeiten, auch nicht, obwohl beide Segel gehisst waren. Und auch das war merkwürdig: geblähte Segel, obwohl hier gerade gar kein Wind ging.
    Das Boot glitt an den orangefarbenen Bojen vorüber, die den Beginn des Flachwassers markierten. Zu schnell, dachte Nick. Zu weit. Er öffnete den Mund, um einen Warnruf auszustoßen, aber dann fielen die Segel in sich zusammen wie eine große Kaugummiblase, und das Boot hielt einfach an. Nick hatte so etwas noch nie gesehen. Er verfolgte, wie der Mann auf dem Boot – er war groß und hatte langes, dunkles Haar – die Leinen sicherte und Anker warf. Wasser spritzte an die Bootsseite.
    Der Mann schätzte die Entfernung zwischen dem Boot und dem Strand ab und blickte dann zu Nick. Mit einem schwachen Schulterzucken verließ er das Boot und stand bis zum Schritt im Wasser.
    Nick konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Mann, musste das kalt sein.
    Der Mann warf das nasse Haar zurück und sah direkt zu ihm herüber.
    Nick legte die Hand auf den Mund.
    Aber

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