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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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war kalt und feucht, der Boden kalt und klamm. Und ihr Hintern war taub.
    Sie hörte ein gleitendes Geräusch und dann ein leises Plätschern, als etwas ins Wasser glitt. Ein Stein? Eine Ratte? Eine Schlange? Welche Tiere lebten hier unten in der Dunkelheit, in diesem Wasser? Wesen ohne Augen. Weiße, schleimige, hungrige Wesen. Vielleicht war Jericho immer noch da und beobachtete sie. Wartete auf sie.
    Sie schüttelte sich. Sie sollte besser aufstehen. In Bewegung bleiben. Gleich.
    Sie war so müde, ihre Muskeln krampften und schmerzten.
    Wie lange war sie schon hier unten? Stunden? Es fühlte sich so an. Die Stille dehnte sich zu einer Ewigkeit aus, wie die Dunkelheit.
    War Nick mittlerweile aufgewacht? Er würde Angst bekommen, wenn er aufwachte und sie nicht da war. Und ihre Mutter …
Bitte, lieber Gott, hol mich hier raus, und ich werde nie wieder mit meiner Mutter streiten.
    Wie lange war sie schon hier unten? Sie wünschte, sie würde eine Uhr tragen. Eine mit Leuchtziffern wäre jetzt das Richtige. Aber Küchenarbeiter trugen keine Uhren. Sie strengte ihre Augen in der Dunkelheit an. Nichts, was ihr hätte sagen können, ob es Tag oder Nacht war, keine Spur von Licht oder etwas anderem. Nur ihr Körper gemahnte daran, dass die Zeit verging. Sie hatte Durst, ihr war kalt, und sie musste pinkeln. Ihre Glieder zitterten. Ihr ganzer Körper.
    Okay, sie musste jetzt wirklich aufstehen. Niemand würde kommen, um sie hier herauszuholen. Nicht Alain, nicht ihre Mutter, nicht Caleb, nicht …
    Sie wollte nicht an Dylan denken. Dylan war fort, wie ihr Vater, wie Nicks Vater, wie jeder andere Mann in ihrem Leben.
»Du hast immer gewusst, dass ich nicht bleibe.«
    Ihre Wut war gut. Sie wärmte sie, schwelte wie ein hartes, kleines Stück Kohle in ihrem Bauch. Es würde also kein Ritter in schimmernder Rüstung zu ihrer Rettung herbeieilen. Aber sie hatte immer noch ein Leben, das irgendwo im Sonnenlicht auf sie wartete. Sie hatte einen Sohn.
    Sie stand auf.
    Es hatte einen Weg hier herein gegeben. Und es musste einen Weg nach draußen geben.
     
    »Heilige Muttergottes«, keuchte Caleb noch einmal.
    Die Handfläche des bewusstlosen Mannes war orange und geschwollen, das Fleisch lag bloß. An den Fingern saßen schmutzig weiße Blasen, die Haut war aufgebläht und schälte sich. Und in der Mitte, schwarz wie ein Brandmal, zeichnete sich nässend ein Kreuz ab.
    »Genau«, bemerkte Dylan schlicht. »Wenn er besessen war, ist er es jetzt jedenfalls nicht mehr.«
    »Das kann man nicht wissen.«
    »Dämonen würden niemandem solch ein Mal beibringen.«
    »Du glaubst, er hat es sich selbst eingebrannt?«
    Dylan zuckte mit den Schultern. »Es würde ihn beschützen. Kein Dämon würde freiwillig lange in einem Wirt bleiben, der das Zeichen des Kreuzes trägt.«
    Caleb seufzte. »Ich hasse diesen Voodoo-Scheiß. Okay, sagen wir also, dass Jones von einem Dämon besessen war. Bist du dir da ganz sicher?«
    Dylan nickte. »Die Feuerspur findet sich überall an ihm.«
    »Gut, ich glaube dir. Jones fügt sich selbst dieses Brandmal zu, wir wissen nicht, wie. Und der Dämon … fährt einfach wieder aus ihm heraus?«
    »Wahrscheinlich nicht sofort«, antwortete Dylan. »Das Mal muss langsam immer unerträglicher geworden sein. Aber der Dämon braucht Zeit, um seinen Wirt zu verlassen.«
    »Oder um einen neuen zu finden?«, fragte Caleb. Seine Stimme wirkte ruhig. Anders als die Hand, die seine Taschenlampe hielt.
    Dylan betrachtete den zitternden Lichtstrahl und spürte einen seltenen Anflug von Sympathie für seinen menschlichen Bruder.
    Caleb hatte Erfahrung mit Besessenheit. Der Dämon Tan hatte versucht, in ihn zu fahren. Caleb war bereit gewesen, zu sterben, wäre lieber selbst ertrunken, als zuzulassen, dass der Dämon Besitz von ihm ergriff. Dylan hatte Caleb vom Meeresgrund zurückgeholt.
    Das hier war sicher nicht leicht für ihn.
    »Ja«, erwiderte Dylan.
    »Mist«, sagte Caleb müde. Er rieb sich mit der freien Hand über das Gesicht. »Wir haben also etwas Zeit.«
    »Wir haben Zeit. Regina hat sie vielleicht nicht.« Eine große und unbekannte Angst kroch ihm in die Knochen. Dylan zwang sich, nicht daran zu denken, und bemühte sich, den nächsten Schritt ins Auge zu fassen. »Wir wissen nicht, was dieser Jericho ihr angetan hat, bevor der Dämon ihn verließ. Oder wohin er gegangen ist. Du musst die Männer da draußen in Gewahrsam nehmen – die, die Kontakt mit ihm hatten.«
    »Ich kann sie beobachten. Aber ich kann

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