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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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sie nicht in Gewahrsam nehmen. Dazu brauche ich Beweise. Zumindest hinreichende Verdachtsmomente.«
    »Ich kann sie mir ansehen«, schlug Dylan vor. »Wenn einer von ihnen besessen ist, werde ich es merken.«
    »Es ist mir scheißegal, ob sie besessen sind. So lange, bis einer von ihnen das Gesetz bricht.«
    »Menschengesetze interessieren mich nicht. Oder Menschen.«
    Nur Regina.
    Er schob den Gedanken beiseite.
    »Das war schon immer dein Problem, Bruderherz.« Caleb schob einen Arm unter den Bewusstlosen.
    Dylan zog die Augenbrauen zusammen. »Was machst du da?«
    Caleb schob Jericho in eine sitzende Position. »Ich schaffe ihn raus.«
    »Er wird uns nicht zu Regina führen. Er kann ja nicht mal auf Fragen antworten.«
    »Noch nicht«, nickte Caleb. »Aber vielleicht, wenn er aufwacht.«
    »Auch dann nicht.« Dylan sah ärgerlich zu, wie Caleb mit Jericho auf den Armen unsicher auf ein Knie – das gute – kam. »Der Dämon hat wahrscheinlich sein Gedächtnis gelöscht.«
    »Er ist immer noch ein menschliches Wesen. Er braucht Hilfe. Medizinische Versorgung.«
    Dylan blickte finster drein. Er war nicht sein Bruder. Er dachte nicht an das, was andere brauchten.
    »Das war schon immer dein Problem, Bruderherz.«
    Caleb taumelte auf die Füße und stöhnte schmerzerfüllt auf, als Jerichos Gewicht auch sein schlimmes Knie belastete.
    Dylan kniff die Lippen zusammen. »Gib ihn mir.«
    »Ich habe ihn schon.«
    Dylan trat seinem Bruder in den Weg.
    Ihre Blicke bohrten sich ineinander.
    Calebs Augen verengten sich. Dylan wusste nicht, was sein Bruder in seinem Gesicht sah, aber nach einem Moment seufzte er und gab auf. »Aber lass ihn nicht fallen.«
    »Danke«, erwiderte Dylan trocken und lud sich seines Bruders Bürde auf.
     
    Regina holte keuchend Luft. Das Wasser war
wirklich
kalt. Es durchnässte ihre Sneakers, wirbelte um ihre Knöchel und drang durch die Hosenbeine.
    Sie nahm allen Mut zusammen und watete mit eingezogenem Kopf weiter, um nicht an die tief herabhängende Decke zu stoßen. Ihre Hände tasteten sich blind vorwärts und packten den rauhen Fels mit aufgerissenen, kribbelnden Fingern. Sie hatte Angst vor dem Wasser, vor dem, was vielleicht darin lebte, unsichtbar in der Dunkelheit.
    Sie spürte, wie das Zittern tief in ihren Knochen erwachte. Schon jetzt war ihr eiskalt. Das Wasser würde ihre Körpertemperatur noch schneller sinken lassen. Sie konnte unterkühlen. Sie konnte sterben.
    Natürlich konnte sie auch sterben, wenn sie im Dunkeln sitzen blieb und auf jemanden wartete, der niemals kommen würde.
    Sie knirschte mit den Zähnen in der beißenden Kälte und schob die Füße über den unebenen Untergrund weiter.
Heilige Maria, Muttergottes, lass mich nicht in ein Loch fallen. Oder mir den Knöchel verstauchen. Oder über einen Felsen stolpern.
    Ihre Füße waren taub. Sie konnte ihre Zehen nicht mehr fühlen. Das Wasser kroch an ihren Knien empor, ihren Oberschenkeln. Wie tief war es? Sie wünschte sich einen Stock, um die kalte schwarze Leere zu prüfen. Wenn Jericho diesen Weg genommen hatte, hatte er Licht gehabt. Stiefel. Einen Helm.
    Vielleicht hatte er sie gar nicht auf diesem Weg hierhergebracht. Aber sie hatte bereits den Tunnel am anderen Ende ausprobiert. Was blieb ihr anderes übrig?
    Die Kälte schwappte in ihren Schritt, und ihre Blase ergoss ihren Inhalt in das kalte Wasser. Regina erschauerte erleichtert, während sie in ihrem eigenen Urin stand, der warm an ihren eiskalten Oberschenkeln schwamm. Sie zwang sich, noch tiefer ins Wasser und in die Dunkelheit vorzudringen.
    Das Wasser reichte ihr nun bis zur Taille, schließlich bis zu den Rippen. Sie spürte eine kalte Strömung an den Knöcheln. Hoffnung regte sich in ihrer Brust. Irgendwo gab es eine Öffnung. Das Wasser floss irgendwohin ab. Sie strengte ihre Augen an. Silberne Punkte und rote Netze schwebten auf der Wasseroberfläche, in der fast schwarzen Luft. Die Dunkelheit war ein Ding, eine Barriere wie das Wasser, kalt und beißend. Sie watete hindurch, lehnte sich dagegen, und ihr Kopf stieß heftig an die Felsdecke.
    Auauau.
Schmerz explodierte, weiße Sterne und gelbe Blitze aus Schmerz. Sie fiel vornüber, und ihr Gesicht klatschte ins Wasser. Sie konnte nicht atmen. Panisch spuckte sie aus, schluckte, keuchte. Sie steckte zwischen der niedrigen Decke und dem kalten, flachen Wasser fest. Gefangen. Sie drückte ihre Hände flach an den Fels und versuchte, den Gang wie eine Blinde zu lesen, die gerade die Blindenschrift

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