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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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entlanglief.
    Ein stechender Geruch aus Bier und Urin, Schweiß und Moder schlug ihm entgegen. Kein Jericho. Überhaupt niemand. Caleb wusste nicht, ob er es bedauern oder sich darüber freuen sollte.
    Er fuhr sich übers Gesicht. Und hörte ein Rascheln in den Blättern draußen, ein Knacken in der Stille. Ein Erdhörnchen? Ein Hirsch? Seine Instinkte versetzten ihn sofort in höchste Alarmbereitschaft. Seine Hand zitterte, als er nach der Waffe griff.
Mist.
    Licht fiel schräg unter der rückwärtigen Wand herein, wo Sperrholzplatten auf einer freiliegenden Wurzel ruhten. Caleb fasste die Spalte ins Auge. Kaum genug Platz für jemanden, um schnell hinauszukriechen, während er gerade von vorn hereinkam. Schon gar nicht für zwei: einen Mann, der eine Frau mitschleifte.
(Gefesselt, bewusstlos, tot.)
Aber dieses Rascheln …
    Er trat rückwärts aus der Behausung und gab Hall durch Zeichen zu verstehen, ihre Position zu halten. Würde sie ihn verstehen? Sie nickte wortlos und hob das Gewehr an die Schulter.
    »Hey«, protestierte Bull.
    »Klappe halten«, befahl sie.
    Caleb schlich an der Seitenwand des Unterschlupfs entlang. Sein Blick schweifte über den Wald und den Hang dahinter. Schwieriges Gelände, wenn er die Verfolgung aufnehmen musste. Blätter knirschten. Ein Busch wurde geschüttelt. Caleb hob seine Waffe.
    Und sah sich seinem Bruder gegenüber. Dylan.
    Caleb stieß geräuschvoll die Luft aus. »Was zur Hölle machst du hier?«
    Dylans schwarzer Blick wanderte von der Mündung der Pistole hinauf zu Calebs Gesicht. »Deinen Job.«
    Calebs Job war es, die Insel zu beschützen. Er hatte keine Zeit für diesen Blödsinn. »Wo ist sie?«
    »Wer?«
    »Regina Barone. Hast du sie gesehen?«
    Einen Moment lang war es mucksmäuschenstill. Ein unlesbarer Ausdruck huschte über Dylans Gesicht. »Vor zwei Tagen«, antwortete er cool. Als würde es keine Rolle spielen. Als würde sie keine Rolle spielen. »Warum?«
    »Sie ist verschwunden.«
    Dylan bewegte sich nicht. »Wohin?«
    »Zur Hölle, das wüsste ich auch gern«, knurrte Caleb ehrlicher als beabsichtigt.
    Dylans Gesicht war weiß, sein Mund eine dünne, harte Linie. »Die Hölle hat mehr damit zu tun, als uns beiden lieb sein kann.«
    Caleb runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
    »Ich muss sie finden«, erwiderte Dylan.

[home]
    8
    D u gehst nirgendwohin«, sagte Caleb.
    Dylan hob die Augenbrauen, während er gegen den Druck in seiner Brust ankämpfte. »Offenbar nicht. Weil ich ja zurückgekommen bin.«
    Er konnte kaum atmen. Der Drang, der ihn aus dem Meer getrieben hatte, stieg wieder in ihm auf. Nur, dass jetzt der Gestank von etwas Falschem, der üble Geruch des Bösen, stechender war. Stärker.
    Regina war verschwunden.
    Er machte sich zu Stein, zu Kiesel, zum Turm des Prinzen in Caer Subai. Kalt und unerschütterlich. Gefühle würden sie nicht zurückbringen.
    »Was machst du hier?«, fragte Caleb wieder.
    Dylan öffnete die Fäuste und zwang sich, gelassen zu sprechen. »Ich bin der Spur der Dämonen hierhergefolgt. Wenn sie sie haben, werde ich sie finden.«
    Wenn sie sie gefangen hielten … Er stellte sich nicht gern vor, was die Dämonen ihrer glatten Haut, ihrem starken Geist antun konnten.
    »Was sollten Dämonen von einer neunundzwanzigjährigen Köchin wollen?«, fragte Caleb skeptisch.
    Dylan schüttelte frustriert den Kopf. »Ich weiß es nicht. Es hätte ihnen eigentlich nicht möglich sein sollen, sie zu entführen. Sie ist behütet.«
    »Behütet?«
    »Sie trägt eine Triskele am Handgelenk – das Mal der Wächter. Es hätte sie beschützen müssen.«
    »Vielleicht vor Dämonen«, stimmte Caleb zu. »Ein Tattoo wird einen menschlichen Kidnapper aber nicht aufhalten. Sie könnte von diesem Jones entführt worden sein.«
    »Hast du ihn gefunden? Ihn verhört?«
    »Noch nicht.«
    »Dann werde ich das tun.«
    »Vergiss es«, widersprach Caleb. »Dies ist eine polizeiliche Ermittlung. Du kannst dich nicht einfach einmischen.«
    Dylan unterdrückte das Knurren in seiner Kehle. Stattdessen starrte er vor sich hin. »Und wenn er besessen ist, kannst du nichts tun. Du brauchst mich, kleiner Bruder.«
    Das gefiel Caleb nicht. Dylan wusste das.
Zu schade.
    »Stimmt«, sagte Caleb schließlich kurz angebunden. »Also los.«
    Dylan folgte ihm um die schäbige Behausung herum. Und blieb stehen. Das halbe Dutzend Menschen rund um das Feuer kümmerte ihn nicht. Doch die füllige Frau mit dem Gewehr, die an Calebs Cherokee stand, konnte ein Problem

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