Feurige Begegnung auf Mallorca
zu, dass das in der Tat eine Überraschung für mich ist. Darf ich fragen, woher Ihr plötzlicher Sinneswandel rührt?“
„Wie ich gerade schon andeutete, habe ich mich einfach anders entschieden.“ Sie seufzte, und Tómas entging nicht, dass sie sehr nervös zu sein schien. „Sehen Sie“, fuhr sie fort, „ich habe eingesehen, dass mein Verhalten … nun, sagen wir einfach, ich war etwas voreilig. Außerdem habe ich mich unhöflich Ihnen gegenüber benommen, und dafür möchte ich mich entschuldigen.“
„Buen.“ Tómas nickte. „Dann erwarte ich Sie gleich morgen Vormittag bei mir. Ich werde Javier auftragen, dass er Sie abholen soll.“
„Danke, aber das ist nicht nötig“, erwiderte sie zu seiner Überraschung jetzt wieder mit deutlich festerer Stimme. „Ich finde den Weg auch allein.“
Damit beendete sie das Gespräch. Tómaz starrte nachdenklich sein Handy an. Er musste zugeben, dass er einfach nicht schlau aus dieser Frau wurde. In einem Moment klang sie völlig nervös und beinahe flehentlich, und kurz darauf schon wieder abweisend und unfreundlich.
„Das war sie, nicht wahr?“, riss ihn die Stimme seiner Mutter aus den Gedanken.
Er wandte sich zu ihr um. „Ja, du hast recht. Ich habe sie eingeladen, eine Woche in unserem Haus zu verbringen.“
Der Blick der alten Frau wurde schärfer. „Was hast du vor?“
„Ich möchte sie einfach nur kennenlernen, nichts weiter“, antwortete er ausweichend. „Außerdem haben wir geschäftlich miteinander zu tun. Und deshalb möchte ich dich bitten …“
Sie winkte ab. „Es hat keinen Sinn, also lassen wir das. Du weißt, dass ich mich nicht in deine Angelegenheit einmische. Daher brauchst du keine Angst zu haben, dass ich Señora Fitzgerald etwas verrate, das sie deiner Meinung nach nicht erfahren soll.“
Tómas nickte. „Ich danke dir, Madre , das …“
„Ich bin noch nicht fertig.“ Erneut brachte sie ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Du solltest die Vergangenheit ruhen lassen, das habe ich dir vorhin bereits gesagt. Dein Vater ist tot, und das schon sehr lange. Und diese junge Frau kann nichts für das, was damals passiert ist. Also bestraf sie nicht für Fehler anderer.“
Mit diesen Worten nickte sie ihrem Sohn noch einmal zu und verließ den Raum.
Nachdenklich blickte Tómas ihr einen Moment nach, dann ging er wieder zum Fenster hinüber. Draußen legte sich inzwischen die Dunkelheit über das Land, und am Himmel waren ein paar graue Wolken aufgezogen. Das passt zu meiner momentanen Stimmung, stellte er fest. Grau und düster …
Er verstand nicht, was in seiner Mutter vorging. Sie selbst hatte doch am meisten unter all dem, was damals passiert war, gelitten.
Damals, vor so vielen Jahren, als …
Er schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, weiter darüber nachzudenken. Aber auch wenn seine Mutter jetzt etwas anderes sagte – er würde an seinem Plan, den er heute gefasst hatte, festhalten. Er wollte, dass Jenna sich in ihn verliebte. Sie sollte sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen können und glauben, dass er alles für sie tun würde.
Und erst dann, wenn sie ihr Herz längst an ihn verloren hatte, würde sie erfahren, wer er wirklich war – und was er vorhatte.
4. KAPITEL
„Es ist einfach herrlich hier!“ Lachend zog Jenna ihre Sandaletten aus und lief, die Schuhe in der Hand haltend, durch den warmen feinen Sand.
Es überraschte sie selbst, wie scheinbar mühelos es ihr gelang, zumindest für den Augenblick all ihre Sorgen und Probleme zu vergessen. „Wirklich ein Traum!“
Tómas, der neben ihr herging, nickte lächelnd. „Freut mich, dass es Ihnen gefällt. Aber eigentlich habe ich auch nichts anderes erwartet.“
„Gefallen ist gar kein Ausdruck! Wie ich schon sagte: Es ist ein wahrer Traum!“ Und das war nicht gelogen. Als Tómas sie nach ihrer ersten Nacht auf seinem Anwesen beim Frühstück fragte, ob sie Lust auf einen Strandbesuch habe, hatte sie als Erstes an die großen bekannten Strände gedacht, an denen die Touristen sich nur so tummelten, und ihr Enthusiasmus hielt sich in Grenzen.
Jetzt, knapp drei Stunden später, konnte sie vor Begeisterung kaum an sich halten. Tómas hatte sie in seinem Sportwagen zur Cala Mesquida gefahren, einer kleinen verschwiegenen Bucht unweit von Capdepera. Und dieser Ort war wirklich das Paradies auf Erden! Wohin sie auch blickte – überall sah sie weißen Sand. Und im Hintergrund das Meer, das in den verschiedensten Blautönen glitzerte und
Weitere Kostenlose Bücher