Feurige Begegnung auf Mallorca
vorhin einen Anruf bekommen und muss am späten Nachmittag noch in einer dringenden Angelegenheit nach Palma aufbrechen. Leider wird dieses Meeting sich wohl bis in die Nacht hinziehen.“
Lachend schüttelte Jenna den Kopf. „Machen Sie sich um mich mal keine Gedanken. Nachdem ich dieses luxuriöse Gästebadezimmer in Ihrem Haus gesehen habe, weiß ich genau, wie ich mir die Zeit vertreiben kann: mit einem langen, langen Aufenthalt im Whirlpool.“ Sie stockte. „Sofern Sie nichts dagegen haben, meine ich“, fügte sie rasch hinzu.
Er winkte ab. „ Naturalmente! Tun Sie sich nur keinen Zwang an. Wie ich schon sagte: Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Und falls Sie irgendetwas benötigen …“
„… frage ich einfach Dolores oder Ihre Mutter“, vollendete Jenna den Satz – und stutzte, als sich augenblicklich seine Miene verfinsterte. Oder bildete sie sich das nur ein?
„Bitte wenden Sie sich in allen Belangen ausschließlich an Dolores oder mich“, bat er. „Meine Mutter ist alt und krank, sie braucht ihre Ruhe. Bitte respektieren Sie meinen Wunsch.“
„Selbstverständlich“, erwiderte Jenna sofort. Sie war irritiert. Ihr fiel nun bereits zum zweiten Mal auf, dass Tómas sie anscheinend nicht gern in der Nähe seiner Mutter sah. Bei ihrem ersten Besuch in der Villa Calvario war das ganz ähnlich gewesen.
„Was meinen Sie, wollen wir auch mal?“
Seine Frage riss sie aus ihren Gedanken. Sie folgte seinem Blick und sah die kleinen Tretboote, die sich langsam auf dem Wasser bewegten. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff.
„Sie meinen – Sie wollen Tretboot fahren?“, fragte sie erstaunt. „Mit mir?“
Er hob die Hände. „Natürlich mit Ihnen!“
„Aber … so etwas habe ich zuletzt als kleines Kind gemacht.“
„Sehen Sie, da haben Sie mir etwas voraus. Ich habe es noch nie getan.“
„Sie sind noch nie in Ihrem Leben Tretboot gefahren?“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Das kann nicht wahr sein!“
„Ist es aber. Und jetzt kommen Sie, dort drüben ist der Verleih.“ Er deutete weiter den Strand hinunter und stand auf.
Auch Jenna erhob sich. „Ihnen ist es also wirklich ernst“, stellte sie verblüfft fest. „Na, dann werde ich Ihnen mal zeigen, was so ein Teil draufhat!“
Lachend lief sie mit ihm zu dem Verleihhäuschen am Strand, wo Tómas beim Aufseher ein Boot für eine Stunde anmietete. Anschließend ging der Mann mit ihnen zu den Booten, die am Strand im Sand standen, wies ihnen eines zu und schob es ins Wasser.
„So“, sagte Jenna, „und jetzt ziehen Sie Ihre Schuhe aus.“
„Wie bitte?“
„Sie haben mich schon verstanden. Raus aus den Schuhen, oder möchten Sie sich das teure Leder ruinieren?“
Er zuckte mit den Schultern, kniete sich hin, zog sich die italienischen Designerslipper von den Füßen und krempelte seine Jeans bis zu den Waden hoch.
„Und jetzt ab ins Vergnügen!“, rief Jenna fröhlich und ließ sich von ihm ins Boot helfen, ehe er selbst hineinkletterte.
Sie setzten sich und fingen an zu treten. Als Kind und junges Mädchen war Jenna tatsächlich ein paarmal Tretboot gefahren, allerdings auf einem See. Dass dies etwas vollkommen anderes war als eine Bootsfahrt im Meer, wurde ihr jetzt ziemlich rasch bewusst. Denn obwohl das Wetter herrlich und es eigentlich recht windstill war, kamen doch immer wieder Wellen auf, die ihnen das Vorhaben, zügig weiter hinaus aufs Meer zu kommen, erschwerten.
So mussten sie schon ordentlich in die Pedale treten, um nicht jedes Mal sofort wieder zurück an den Strand getrieben zu werden, und es dauerte nicht lange, bis Jennas Waden und Füße zu schmerzen begannen.
Tómas schien das nicht zu entgehen. „Legen Sie ruhig mal einen Moment die Beine hoch“, bot er ihr an. „Ich mache das schon!“
Sie lachte. „Glauben Sie nicht, dass Sie sich da etwas übernehmen? Ich meine, dafür, dass Sie das noch nie gemacht haben?“
„Nur keine Sorge“, winkte er, ebenfalls lachend, ab. „Ich bin hier schließlich der Mann.“ Offenbar bemerkte er Jennas missbilligenden Blick, denn er fügte rasch hinzu: „Außerdem kommt mir zugute, dass ich als Ausgleich zum Bürojob jeden Abend mindestens eine Stunde auf dem Heimtrainer verbringe.“
„Na, dann zeigen Sie mal, was in Ihnen steckt!“
Betont entspannt lehnte sie sich zurück, legte die Füße hoch und den Kopf in den Nacken. Um nicht zu sehr von der Sonne geblendet zu werden, schloss sie die Augen, öffnete sie jedoch immer wieder für einen
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