Feurige Begegnung auf Mallorca
„Ich glaube, das fehlt Ihnen.“
Er blinzelte irritiert. „Was meinen Sie?“
„Na, ich denke, es könnte Ihnen nicht schaden, ab und zu mal ein bisschen ausgelassen zu sein.“ Sie ließ sich neben ihm in den Sand sinken. „Wenn man immer nur ans Geschäft denkt …“
„Woher wollen Sie wissen, dass ich das tue?“, unterbrach er sie harsch. „Und woher wollen Sie wissen, dass mir irgendetwas fehlt?“
Ihre Antwort bestand aus einem betroffenen Blick. Anscheinend hatte sie mit einer solchen Reaktion nicht gerechnet, und Tómas musste zugeben, dass er seine Worte auch schon wieder bereute.
Einen Augenblick lang schwiegen beide noch, dann sagte er: „ Perdón , ich wollte Sie nicht so anfahren. Es tut mir leid.“
„Kein Grund.“ Jenna winkte ab. „Wahrscheinlich muss eher ich mich entschuldigen. Es steht mir nicht zu, Ihnen irgendwelche Ratschläge zu geben.“
„Dann sind wir jetzt ja quitt.“ Er lächelte, und ihm kam eine Idee. „Ich kenne eine nette Strandbar nicht weit von hier. Was meinen Sie? Lust auf einen Drink?“
„Nanu“, erwiderte sie verwundert. „Ich dachte, Sie haben noch zu tun?“
„Habe ich auch. Andererseits kann ich mir meine Zeit weitestgehend frei einteilen. Zudem habe ich mir vorgenommen, Ihnen im Verlauf der Woche ein perfekter Gastgeber zu sein. Da müssen dann auch mal geschäftliche Dinge zurückstehen. Also, was sagen Sie?“
Sie zuckte die Schultern. „Warum nicht? Solange es nichts Alkoholisches sein muss bei der Hitze, bin ich dabei!“
Die Bar, zu der Tómas sie führte, lag an einem anderen Strand, etwa zwanzig Autominuten entfernt. Zwar handelte es sich auch hierbei nicht um einen der überfüllten Touristenstrände, aber ein wenig mehr Betrieb herrschte schon.
„Hier bekommen Sie die besten Cocktails auf der Insel“, erklärte Tómas, nachdem sie sich an einen kleinen Tisch gesetzt hatten. Ein großer Sonnenschirm spendete angenehmen Schatten.
„Na, dann bin ich ja mal gespannt. Aber wie gesagt: Für mich keinen Alkohol, bitte. Der würde mir bei dieser Mittagshitze nur zu Kopf steigen.“ Lächelnd lehnte Jenna sich zurück und genoss den Anblick, der sich ihr bot, während sie mit der rechten Hand ihre Augen abschirmte, damit die Sonne nicht so blendete. Es war einfach herrlich hier draußen, und sie beschloss, ausnahmsweise einfach nur den Moment zu genießen. Das bedeutete natürlich nicht, dass sie aufgehört hätte, sich um ihren Vater zu sorgen. Doch was sprach dagegen, dass sie auch einmal an sich selbst dachte? Die Realität würde sie ohnehin früher oder später wieder einholen, dessen war sie sich bewusst.
Die Bar befand sich nicht allzu weit vom Wasser entfernt. Am Strand lagen zahlreiche Sonnenhungrige auf ihren Badetüchern, es gab auch Liegen, und im Meer schaukelten neben einigen großen Jachten, die dort vor Anker gegangen waren, auch ein paar Tretboote.
Ein Spanier kam und fragte nach ihren Wünschen. Tómas bestellte zwei Exotic Cup . „Keine Sorge“, erklärte er, als sie wieder allein waren. „Ich habe Ihren Wunsch natürlich respektiert und einen alkoholfreien Cocktail gewählt, der aber trotzdem oder gerade deshalb einfach fabelhaft schmeckt. Ich bevorzuge meistens nämlich ebenfalls alkoholfreie Getränke. Als Geschäftsmann ist es besser, einen klaren Kopf zu bewahren, aber das werden Sie sicher selbst wissen. Nur abends gönne ich mir hin und wieder ein Glas Rotwein.“
Jenna nickte. Sie selbst trank nur höchst selten Alkohol. „Kennen Sie den Besitzer der Bar?“, erkundigte sie sich. „Ich hatte den Eindruck.“
„Ihr Eindruck täuscht Sie keineswegs. José und ich sind alte Freunde.“
Stirnrunzelnd blickte Jenna ihn an. So recht glauben konnte sie nicht, was er da sagte. Dieser José schien sehr freundlich zu sein, keine Frage – aber ganz gewiss niemand, mit dem ein mächtiger Mann wie Tómas sich abgab. Dafür wirkte der Barbesitzer einfach zu sehr wie ein Mann des Volkes.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, da José die Getränke brachte. Jenna probierte von dem fantastisch aussehenden Cocktail und nickte anerkennend. „Fruchtig und erfrischend“, stellte sie fest. „Ein wirklich interessanter Geschmack.“
„Nicht wahr?“ Auch Tómas trank einen Schluck und lehnte sich dann ebenfalls zurück. „Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht allzu übel“, sagte er dann, „aber heute Abend kann ich meinen gastgeberischen Pflichten leider nicht so nachkommen, wie ich es gern tun würde. Ich habe
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