Feurige Begegnung auf Mallorca
Miene studierte. „Was ist?“
Er nickte. „Du hattest recht. Dein Vater hat mit der Bestechung nichts zu tun. Troyless steckt hinter allem.“
Erleichtert atmete sie auf. „Hab ich’s mir doch gedacht.“ Sie ballte die rechte Hand zur Faust. „Dieser Schuft!“
„Wie es aussieht, hoffte er, so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können“, erklärte Tómas. „Zuerst wollte er sich bei deinem Vater profilieren, indem er das Grundstück, auf dem die Parkplätze für den Laden entstehen sollen, an Land zog – und gleichzeitig hätte er für den Fall der Fälle auch immer etwas gegen seinen Arbeitgeber in der Hand gehabt.“
„Du meinst …“ Nachdenklich zog Jenna die Stirn kraus. Ihr war klar, worauf Tómas hinauswollte, und mit Sicherheit lag er mit seiner Vermutung richtig: Eric hatte sich nie als einfacher Mitarbeiter gesehen und immer alles getan, um in der Firma aufzusteigen und sich bei ihrem Vater beliebt zu machen, um einmal die Leitung zu übernehmen, so viel stand fest. Und wäre hinterher irgendetwas nicht nach seinen Vorstellungen gelaufen, hätte er Richard Fitzgerald nur mit der Tatsache konfrontieren müssen, dass über die Firmenkonten Bestechungsgelder gezahlt worden waren.
Um einen Skandal zu verhindern, wäre ihrem Vater gar keine andere Wahl geblieben, als Eric das zu geben, was er verlangte.
„Dein Flieger geht heute am späten Abend von Palma aus“, riss Tómas sie aus ihren Gedanken.
Fragend sah sie ihn an.
„Nun“, erklärte er, „du willst deinen Vater doch bestimmt so schnell wie möglich über alles in Kenntnis setzen.“
Sie nickte. „Natürlich, du hast recht.“
„Außerdem kannst du ihm die Nachricht überbringen, dass ich nicht länger etwas gegen sein Projekt habe. Er kann die Leitungen also verlegen.“
„Ist das wirklich dein Ernst?“ Erleichtert atmete Jenna auf. Sie spürte, wie ihr Tränen des Glücks in die Augen stiegen. „Ich danke dir“, stieß sie hervor und trat näher auf ihn zu, um ihn zu umarmen, doch wie gestern bereits ließ er sie nicht an sich heran.
„Ich habe noch einiges zu tun“, sagte er und wandte sich ab. Hilflos sah Jenna ihm nach. In diesem Moment wurde ihr wieder einmal klar, wie nah Glück und Leid beieinanderliegen konnten.
Am späten Nachmittag saß Tómas in seinem Arbeitszimmer hinter dem Schreibtisch und starrte ins Leere. Es gelang ihm nicht, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er konnte an nichts anderes denken als an eine ganz bestimmte Person.
Jenna.
Es klopfte an der Tür, die gleich darauf geöffnet wurde. „Darf ich reinkommen?“
„Natürlich“, erwiderte er, und im nächsten Moment betrat Jenna den Raum. Ihr Anblick war für ihn, als würde die Sonne aufgehen.
„In vier Stunden geht mein Flieger“, sagte sie leise. „Ich wollte mich von dir verabschieden.“
Er nickte. Es fiel ihm schwer so zu tun, als würde es ihn nicht interessieren, dass sie ging. Wie sollte es auch leicht sein? Der Gedanke, sie zu verlieren, machte ihn fast wahnsinnig.
Doch er durfte jetzt nicht schwach werden. Denk an Fernanda …
„Javier wird dich zum Flughafen bringen“, sagte er. „Richte deinem Vater bitte Grüße von mir aus.“
Sie hob eine Braue. „Ist das alles, was du mir zu sagen hast?“
Seufzend stand Tómas auf. „Was hast du erwartet? Du musst gehen, wir beide wissen das. Warum sollten wir es uns also unnötig schwer machen?“
Jenna trat um den Schreibtisch herum und ergriff seine Hände. „Was ist los mit dir?“
„Nichts.“ Er schüttelte den Kopf und zwang sich, den Blick von ihr abzuwenden. „Ich habe nur sehr viel zu tun.“
Doch so leicht konnte er sie nicht täuschen. Sie musterte ihn eindringlich. „Nein, ich glaube dir nicht, dass du wirklich so kalt bist.“ Tränen schimmerten in ihren Augen, als sie sich mit einem leisen Schluchzen an ihn schmiegte. „Nicht nach allem, was zwischen uns war. Das muss dir doch auch etwas bedeuten!“
„Jenna, nicht …“ Tómas stöhnte verzweifelt auf. Ihre Nähe ließ all seine Vorsätze dahinschmelzen wie Schnee im Sonnenschein. Er wollte sie von sich stoßen – um ihrer selbst willen –, brachte es jedoch nicht fertig. Stattdessen schlang er die Arme um sie und hielt sie so fest umfangen, als wolle er sie nie wieder loslassen.
Sie küssten sich. Es war ein wilder, ein verzweifelter Kuss, der Tómas bis ins Mark erschütterte. Tu es nicht!, befahl ihm die Stimme seiner Vernunft, doch es war längst zu spät. Ein letztes
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