Feurige Begegnung auf Mallorca
in den Wagen, in dem sich schon ihr Gepäck befand, und nickte dem Spanier zu, loszufahren.
Während er anfuhr, schaute Jenna noch einmal zum Haus. Sie wusste nicht, ob es Einbildung war, denn die Entfernung war einfach zu groß, aber als ihr Blick zum Fenster von Tómas’ Arbeitszimmer wanderte, glaubte sie, jemanden hinter der Scheibe stehen zu sehen.
Eine einzelne Träne rollte ihr über die Wange, während sie sich fragte, ob es ein Abschied für immer sein würde.
11. KAPITEL
Solange Jenna zurückdenken konnte, hatte ihr Vater immer streng und kühl auf sie gewirkt.
Doch an diesem Morgen gab er ein gänzlich anderes Bild ab. Er sah schlecht aus, wie er da hinter seinem Schreibtisch saß und in einige Unterlagen vertieft war, blass und abgeschlagen. Offenbar hatte er sich von seinem letzten Schwächeanfall noch nicht wirklich erholt.
Aufgrund einiger Verspätungen war ihre Maschine gestern erst kurz vor Mitternacht in Heathrow gelandet. Anschließend war Jenna direkt zu ihrem Apartment gefahren, wo sie gegen halb zwei müde und erschöpft ins Bett fiel.
Trotz aller Strapazen hatte sie es sich nicht erlaubt, auszuschlafen. Sie wollte so früh wie möglich mit ihrem Vater sprechen, und deshalb stand sie jetzt, um Punkt acht Uhr, bereits in seinem Büro. Richard Fitzgerald blickte nicht einmal von seinen Unterlagen auf.
„Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?“, fragte sie und setzte sich unaufgefordert auf den Besucherstuhl ihm gegenüber. Die Frage war rein rhetorischer Natur: Richard Fitzgerald freute sich grundsätzlich über nichts, was seine Tochter tat, diese schmerzvolle Erfahrung hatte sie in der Vergangenheit nur allzu oft machen müssen. Sie seufzte, als er schwieg. „Aber es interessiert dich doch sicher, was ich auf Mallorca erreicht habe?“
Endlich blickte er von seinen Unterlagen auf. „Hat Suárez dir etwa sein Einverständnis zur Verlegung der Leitungen geben?“, kam er ohne Umschweife zum Punkt.
Jenna atmete tief durch, dann nickte sie. „Hat er. Die Arbeiten können umgehend beginnen.“
Richard Fitzgerald nickte anerkennend. Zum ersten Mal, seit sie denken konnte, schien er ehrlich überrascht zu sein. „Ich habe nicht daran geglaubt, dass du tatsächlich erfolgreich sein würdest“, sagte er.
„Sollte mich das wirklich verwundern?“ Jenna spürte, wie Verbitterung sie ergriff. Traurig sah sie ihn an. „Wann hast du mir je irgendetwas zugetraut, Dad?“
Er schüttelte den Kopf. „Was soll das jetzt? Seit wann so sentimental?“
„Seit mir klar geworden ist, dass du dich wahrscheinlich niemals ändern wirst!“, brachte sie heiser hervor, und in diesem Moment brach der Damm. „Du wirst mir nie etwas zutrauen und auch nie einsehen, dass ich nicht mehr das Partygirl bin, das sich um nichts Gedanken macht“, sprudelte es aus ihr hervor. „Ganz einfach, weil du es auch gar nicht willst. Weil du nicht vergessen kannst, was früher alles passiert ist.“ Sie stockte und spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten, als sie ihren Vater ansah. „Aber warum nur? Warum kannst du nicht akzeptieren, dass ich mich geändert habe? Ich bin erwachsen geworden, Dad. Eine erwachsene Frau. Warum willst du das nicht sehen? Mum hätte sicher auch …“
„Lass deine Mutter aus dem Spiel!“ Wütend schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch, und Jenna zuckte zusammen. „Sie hat damit nichts zu tun, und wäre sie damals noch am Leben gewesen, hätte sie nie geduldet, dass du …“ Er schüttelte den Kopf. „Lassen wir das.“
Jenna sah ihn an. „Ist es das?“, fragte sie leise. „Liegt es daran, dass du mich so behandelst? Weil du dich für mich schämst? Weil du meinst, dass Mum sich für mein Verhalten damals geschämt hätte?“
„Das verstehst du sowieso nicht.“
„Dann erklär es mir endlich!“, verlangte sie. „Erklär mir dein Verhalten! Ich weiß ja, dass ich dir damals viel Kummer bereitet habe, und eines kannst du mir glauben: Ich bin wahrhaftig nicht stolz auf mein Verhalten. Aber ich habe mich verändert! Warum erkennst du das nicht an? Warum respektierst du nicht, dass ich alles daransetze, um beruflich erfolgreich zu sein, und wirfst mir stattdessen immer nur Steine in den Weg?“
„Weil ich nicht wollte, dass du einmal so wirst wie ich!“, schrie er, und seine Stimme verlor an Lautstärke, als er fortfuhr: „Selbstverständlich war ich froh, dass du dich geändert hast. Die Zeit damals war schlimm für mich. Meine eigene Tochter war mir
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