Feurige Begegnung auf Mallorca
Fernandas Wagen von der Straße abgekommen war.
Zwar wusste Magdalena auch, dass es zwischen den beiden zuvor zu einem Streit gekommen war, aber das hatte doch nichts zu bedeuten. Unfälle passierten nun einmal. Und nicht immer gab es für alles, was geschah, eine eindeutige Erklärung.
Fernanda saß als Folge ihrer schweren Verletzungen mehrere Monate lang im Rollstuhl, musste das Laufen wieder ganz neu erlernen. Um sich voll und ganz auf ihre Genesung konzentrieren zu können, hatte sie Tómas, der noch ein paarmal im Krankenhaus zu Besuch gewesen war, gebeten, nicht mehr zu kommen.
Offenbar hatte er diese Bitte als Vorwurf gedeutet.
Señora Suárez schüttelte den Kopf. Es gab nur eine Person, die die Situation aufklären konnte, und genau das sollte so schnell wie möglich geschehen.
Mit diesem Gedanken lenkte sie den Rollstuhl zu dem Beistelltisch, auf dem das Telefon stand, und griff nach dem Hörer.
10. KAPITEL
„Nun, ich will ehrlich sein, Señor Suárez: Ich habe nicht viel Zeit und möchte Sie daher bitten, gleich zur Sache zu kommen. Nebenbei bemerkt bin ich reichlich verwundert, von Ihnen zu dieser frühen Stunde auf Ihr Privatanwesen zitiert zu werden. Gestatten Sie mir also die Anmerkung, dass ich dieser ‚Einladung‘ nur gefolgt bin, weil Sie auf der Insel als Geschäftsmann höchstes Ansehen genießen.“
„Ich danke Ihnen.“ Tómas sah den Mann, der ihm gegenüber in seinem Arbeitszimmer saß, einen Moment lang schweigend an. Emilio Chavéz hatte die Fünfzig längst überschritten. Er war klein und stämmig, sein Haar grau und schütter. „Aber ich glaube Ihnen kein Wort.“
Chavéz riss die Augen auf. „Wie meinen Sie das?“
„Ganz einfach. Ich meine damit, dass Sie hier sind, weil Sie Angst haben. Und das zu Recht. Immerhin bin ich im Besitz von Unterlagen, die belegen, dass Sie sich in Ihrer Funktion als amtlicher Entscheidungsträger haben bestechen lassen.“
„Was?“ Chavéz machte Anstalten aufzustehen. „Das ist eine Unverschämtheit! So etwas brauche ich mir nicht anzuhören! Ich …“
„Setzen Sie sich!“ Energisch schlug Tómas mit der flachen Hand auf den Tisch.
Chavéz verstummte und ließ sich wieder auf den Besucherstuhl sinken.
Aus seinen kleinen schwarzen Augen musterte er sein Gegenüber argwöhnisch.
„Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte er schließlich. „Ich bin ein unbescholtener Bürger dieses Landes, ebenso wie Sie. Die Vorwürfe, die Sie gegen mich erheben, sind aus der Luft gegriffen!“
Tómas verzog keine Miene. „Sind sie das? Nun, wenn dem so ist, dann besteht für Sie ja keinerlei Anlass zur Sorge. Ich werde meine Unterlagen einfach Ihrem Vorgesetzten beim spanischen Bauamt zukommen lassen. Sicher wird sich bei einer internen Prüfung des Sachverhalts herausstellen, dass Sie genau so unschuldig sind, wie Sie behaupten.“ Dieses Mal war es Tómas, der sich erhob. „Ich denke, unsere Unterredung ist damit beendet. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Señor. Es tut mir leid, dass Sie den weiten Weg zu mir völlig umsonst auf sich nehmen mussten.“
Chavéz’ Maske der Selbstsicherheit bekam erste Risse. „Hören Sie, Señor Suárez, wir sollten doch in der Lage sein, wie zwei vernünftige Männer darüber zu sprechen.“
„Sprechen? Worüber denn? Wenn ich Sie recht verstanden habe, gibt es nichts, worüber wir uns unterhalten müssten.“
Chavéz wirkte jetzt sichtlich nervös. Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er rang die Hände. „Also, es ist so, dass …“
„Ja?“ Tómas lächelte kühl. „Nun kommen Sie schon, spielen Sie nicht länger Spielchen mit mir. Mir liegen Kontoauszüge vor, die eindeutig belegen, dass hohe Geldsummen von Eurostores Limited auf Ihr privates Bankkonto transferiert wurden.“
„Wie sind Sie da rangekommen?“
„Das spielt jetzt keine Rolle.“ Tómas schüttelte den Kopf. „Also – wollen Sie wirklich weiter leugnen?“
Nach kurzem Zögern schüttelte Chavéz den Kopf. „Es stimmt“, räumte er kläglich ein. „Ich habe Geld von Eurostores genommen und im Gegenzug dafür …“
Tómas winkte ab. „Den Rest kann ich mir denken.“
Flehentlich blickte der Beamte ihn an. „Bitte, Señor, können wir diese Sache nicht unter uns regeln? Ich brauchte das Geld dringend, um für meine kranke Tochter …“
„Sie benötigten Geld, um Ihre Spielschulden zu bezahlen!“, fiel Tómas ihm ins Wort. „Sparen Sie sich die Lügen, Chavéz, ich bin an einem kleinen Fisch wie
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