Feurige Begegnung auf Mallorca
Mal wollte er der Frau, die er liebte, ganz nah sein, sie berühren, sie spüren. Verzweifelt klammerten sie sich aneinander und faden schließlich auf der Couch im anderen Teil des Arbeitszimmer zueinander. Tómas fühlte sich, als würde er entzweigerissen. Wenn Jenna in ein paar Stunden endgültig fortging, würde sie einen Teil von ihm mit sich nehmen. Doch er hatte keine Wahl, wenn er nicht riskieren wollte, sie ins Unglück zu stürzen.
Als er sich anzog, wandte er ihr bewusst den Rücken zu. Er konnte es kaum mehr ertragen, sie anzusehen. Ihr Anblick machte ihm schmerzlich bewusst, dass er sie verlieren würde. Aber wie sollte er bloß leben ohne sie?
„Bist du in Ordnung?“
Sie stand direkt hinter ihm. „Ja“, erwiderte er einsilbig. „Aber es war ein Fehler, noch einmal miteinander zu schlafen. Wir hätten es besser wissen müssen.“
„Warum sagst du so etwas?“, fragte sie, und ihre Stimme klang verletzt. „Bedeute ich dir denn gar nichts?“
Tómas schluckte. Er wollte ihr sagen, was er für sie empfand, doch er durfte es nicht. Stattdessen stellte er eine Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf der Seele brannte: „Werde ich dich wiedersehen?“
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte sie: „Ich liebe dich und könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als zu dir zurückzukehren, wenn ich in England alles geregelt habe. Aber zuerst muss ich eines von dir wissen.“
Gequält schloss er die Augen. Er ahnte, was folgen würde.
„Liebst du mich, Tómas?“
Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt! Mehr als mein Leben!
Doch er durfte seine Gedanken nicht aussprechen, also schwieg er.
Er hörte ein leises Schluchzen, dann Schritte, die sich entfernten. Als sich die Tür seines Arbeitszimmers schloss, öffnete er die Augen wieder.
Der Schmerz, der in seinem Inneren wütete, ließ sich mit Worten nicht beschreiben. Doch er wusste, dass er das Richtige getan hatte.
Für Jenna.
Unten im Salon traf Jenna kurze Zeit später auf Dolores, die ihr mitteilte, dass Javier ihre Sachen bereits im Wagen verstaut hatte und vor dem Haus auf sie wartete.
„Wir hoffen alle, Sie kehren bald zurück, Señorita Jenna“, fügte die junge Hausangestellte hinzu.
Jenna lächelte nur schwach und ging weiter. Dasselbe hatte sie bis eben auch noch gehofft, doch so, wie Tómas sich ihr gegenüber verhielt, wurde ihr klar, dass es zu dieser Hoffnung keinerlei Anlass mehr gab. Er liebte sie nicht, eine gemeinsame Zukunft mit ihr kam für ihn nicht infrage.
Aber warum hat er dann erneut mit mir geschlafen? Und warum wollte er wissen, ob ich wiederkomme?
Fragen, auf die sie vielleicht nie eine Antwort finden würde.
Doch trotz allem zweifelte sie noch immer keine Sekunde daran, nicht bloß ein flüchtiges Abenteuer für Tómas gewesen zu sein. Dazu hatte sich das, was zwischen ihnen gewesen war, zu echt angefühlt.
Sie wollte gerade den Salon verlassen, als Señora Suárez mit ihrem Rollstuhl hereingefahren kam. Sofort meldete sich Jennas schlechtes Gewissen. Um ein Haar wäre sie abgereist, ohne sich von Tómas’ Mutter zu verabschieden. Dies jedoch nicht aus Absicht, sondern weil sie es bei allem, was ihr im Moment durch den Kopf ging, schlicht vergessen hatte.
„Señora Suárez“, begann sie jetzt, „ich …“
Doch die alte Spanierin schüttelte den Kopf. „Sagen Sie jetzt nichts, mein Kind. Ich weiß, dass Sie nach London müssen, um etwas zu klären. Ich weiß aber auch, dass Sie sich nicht sicher sind, ob Sie jemals zurückkehren, habe ich recht?“
Jenna nickte stumm.
„Mir ist bewusst, dass es ganz allein Ihre Entscheidung ist. Ich kann Sie zu nichts zwingen, und das will ich auch gar nicht. Aber glauben Sie mir: Mein Sohn empfindet sehr viel für Sie. Eine Mutter spürt das.“
„Aber warum zeigt er es mir dann nicht?“, stellte Jenna die Frage, um die sich für sie inzwischen alles drehte.
„Das wird er“, versicherte die ältere Frau. „Glauben Sie mir, es wird alles gut. Aber nur, wenn Sie es zulassen. Und dazu müssen Sie zurückkommen. Und zwar so schnell wie möglich. Sie sind hier jederzeit willkommen.“
Jenna atmete tief durch. Einen Augenblick lang stand sie schweigend da, dann trat sie näher an Tómas’ Mutter heran und reichte ihr die Hand.
„ Adiós , Señora Suárez“, sagte sie. „Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen.“
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und eilte davon. Draußen vor dem Haus wartete bereits Javier. Sie stieg zu ihm
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