Feurige Begegnung auf Mallorca
Aber wie würde dieses Gespräch verlaufen? Bestand überhaupt eine Chance, den mächtigen Spanier umzustimmen? Immerhin …
„ Qué bien , wir haben einen Gast!“ Erschrocken zuckte Jenna zusammen, als die Stimme hinter ihr erklang. Hastig wirbelte sie herum – und sah sich einer alten Frau gegenüber. Sie schätzte sie auf siebzig, aber sie mochte auch jünger sein, denn obgleich ihr Gesicht runzelig und von der Sonne gegerbt war, leuchtete in ihren Augen etwas Jugendliches, das Jenna fast ein wenig anrührte. Wie auch die Tatsache, dass sie im Rollstuhl saß und sehr gebrechlich wirkte. „Lässt mein Sohn Sie etwa warten?“ Die Frau schüttelte den Kopf. „Nehmen Sie es ihm nicht übel, so ist Tómas nun mal. Mit den Gedanken immer nur bei den Geschäften.“
Überrascht sah Jenna sie an. „Tómas ist Ihr … Sie sind seine Mutter?“
Die Frau nickte, und ihre faltigen Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „In der Tat. Und mit wem habe ich es zu tun, wenn ich fragen darf?“
„Oh, natürlich, ich bitte um Verzeihung.“ Jenna trat einen Schritt näher und wusste im ersten Moment nicht, wie sie sich verhalten sollte. Señora Suárez wirkte auf sie sehr freundlich, gleichzeitig aber auch Respekt einflößend, was nicht zuletzt an ihrem Alter lag. Da sie es für falsch hielt, sich zu ihr hinabzubeugen, um ihr die Hand zu reichen, beließ Jenna es bei einem kleinen Knicks. „Mein Name ist Fitzgerald“, stellte sie sich vor. „Jenna Fitzgerald.“
Ihr entging nicht, dass Señora Suárez bei der Nennung ihres Namens die Stirn runzelte und sich ein dunkler Zug auf ihr Gesicht legte. Oder war das nur Einbildung? Jenna wusste es nicht, und sie kam auch nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, da in dem Moment eine weitere Person den Salon betrat.
Tómas.
Jenna konnte nicht sagen, woran es lag, aber sofort erfüllte seine Präsenz den ganzen Raum. Gleichzeitig verspürte sie wieder dieses Kribbeln im Bauch, das sie schon bei der ersten Begegnung mit dem Spanier irritiert hatte.
„Madre“ , sagte er, während er sich zu seiner Mutter hinunterbeugte und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. „Darf ich dir unseren Gast vorstellen?“
„Señorita Fitzgerald und ich haben uns bereits bekannt gemacht“, erwiderte die alte Frau. Sie maß ihren Sohn mit einem ernsten Blick, sagte aber nichts weiter. Doch Jenna hatte das Gefühl, dass ihr Sohn sie auch ohne Worte sehr gut verstand – und die Botschaft schien ihm nicht zu gefallen.
„Möchtest du mit uns zu Abend essen, Madre ?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin ziemlich erschöpft.“ Dann wandte sie sich an Jenna. „Ich hoffe, Sie verzeihen einer alten Frau die Unhöflichkeit, Señorita Fitzgerald, aber ich möchte mich jetzt gern zurückziehen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.“
„Soll ich dich nach oben bringen?“ Tómas streckte die Hand bereits nach den Schiebegriffen ihres Rollstuhls aus, doch seine Mutter winkte energisch ab.
„Ich mag eine alte Frau sein, mein Sohn, aber ich bin noch längst nicht senil.“ Das verschwörerische Lächeln, das nur für Jenna bestimmt war, machte Señora Suárez in ihren Augen nur noch sympathischer.
„Ich muss mich entschuldigen“, wandte Tómas sich nun seinem Gast zu, wobei er wieder ins Englische überging, „doch ich musste noch auf einen dringenden Anruf warten.“
Jenna winkte ab. „Kein Problem, ich kann mir vorstellen, dass Sie ein viel beschäftigter Mann sind. Daher würde ich auch gern gleich zur Sache kommen und …“
„Nicht so eilig.“ Er hob eine Hand, und Jenna verstummte. „Bei uns in Spanien wird Gastfreundschaft großgeschrieben. Ich möchte, dass Sie sich in meinem Haus wohlfühlen. Daher schlage ich vor, dass wir es uns zunächst einmal auf der Terrasse bequem machen und eine Kleinigkeit zu uns nehmen, bevor wir zum geschäftlichen Teil kommen. Dolores hat schon alles vorbereitet. Kommen Sie.“
Er ging voraus, und Jenna, erleichtert darüber, seinen Blicken entkommen zu sein, folgte ihm wortlos. Sie fühlte sich angespannt. Tómas war ein äußerst gut aussehender Mann, verkörperte Macht und Erfolg, und ihr wurde klar, dass sie in diesem Moment am liebsten vor ihm geflüchtet wäre. Da war zum einem die Angst vor dem Versagen. Wie sollte sie, eine Frau, die bis vor wenigen Jahren mit geschäftlichen Dingen rein gar nichts zu tun gehabt hatte, das schaffen, was nicht einmal ihrem Vater, einem Geschäftsmann durch und durch, gelang?
Zum anderen war
Weitere Kostenlose Bücher