Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
ziemlichen Wirbel. Es gibt keinen wirklichen Grund mehr, sie noch länger im Verlies einzusperren. Was sollen wir mit ihnen machen?«
Lord Maccon seufzte. »Leider sind nicht sie es, für die wir uns etwas einfallen lassen müssen. Wir sind es.«
Alexia blickte zu ihm hoch. »Was willst du damit andeuten?«
»Wir können nicht weiterhin hier leben, nicht, wenn auch noch ein Vampirstock hier lebt, und als du die Countess hineingebeten hast, Alexia, hast du ihnen Woolsey Castle gegeben, fürchte ich.«
Professor Lyall ließ sich in einen Sessel sinken, der in seiner Nähe gestanden hatte. Noch nie hatte Alexia ihn so niedergeschlagen erlebt. Überhaupt hatte sie noch nie jemanden so am Boden zerstört gesehen, wie es der Beta des Woolsey-Rudels offenbar gerade war.
Lord Maccon wirkte grimmig, aber entschlossen. »Es hilft nichts. Wir werden mit dem Rudel dauerhaft nach London umziehen müssen. Wir werden ein zweites Stadthaus kaufen, um alle unterbringen zu können, und wir werden ein Verlies bauen müssen.«
Professor Lyall erhob Einwände gegen diese Entscheidung. »Wo sollen wir unseren Auslauf haben? Wo sollen wir jagen? Mylord, so etwas wie ein Stadtrudel gibt es nicht!«
»Wir leben im Zeitalter von Industrie, technischem Fortschritt und noblem Benehmen. Das Woolsey-Rudel wird lernen müssen, sich der Zeit anzupassen, und zivilisiert werden.« Lord Maccon war fest entschlossen.
Alexia sah ihr Kind an. »Es wäre ja nur für vielleicht sechzehn Jahre. Bis Prudence erwachsen ist. Dann könnten wir uns ein neues Revier suchen. Sechzehn Jahre sind nicht allzu lang für einen Werwolf, oder?«
Professor Lyall wollte dem offenbar nicht zustimmen. »Dem Rudel wird das nicht gefallen.«
»Ich habe meine Entscheidung getroffen«, sagte sein Alpha.
»Der Königin wird es nicht gefallen.«
»Dann werden wir sie eben davon überzeugen müssen, dass es im besten Interesse der Krone ist.«
»Ich halte es für eine sehr gute Idee«, sagte Countess Nadasdy, die in diesem Augenblick das Zimmer betrat, gefolgt von Quesnel und Madame Lefoux.
»Wie sind Sie drei aus dem Kerker herausgekommen?«, maulte Professor Lyall.
Die Countess bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Vergessen Sie nicht, ich bin eine Vampirkönigin – und ich bin jetzt die Herrin dieses Hauses!«
»Ach, papperlapapp!«, mischte sich Madame Lefoux ein und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie weiß einfach nur, wie man Schlösser knackt.«
»Es war toll!«, fügte Quesnel hinzu, der Countess Nadasdy auf einmal echten Respekt entgegenzubringen schien.
Die Countess jedoch schenkte der Französin und ihrem Kind keine Beachtung, sondern musterte argwöhnisch Alexias Baby. »Halten Sie mir nur einfach dieses Ding vom Leib.«
Alexia wiegte das Neugeborene drohend in ihre Richtung. »Meinen Sie diese gefährliche vampirefressende Kreatur?«
Die Countess fauchte zischend und wich zurück, als befürchtete sie, Alexia würde mit der kleinen Prudence nach ihr werfen. Madame Lefoux aber begab sich zu Lady Maccons Bett, um sich gurrend über das Baby zu beugen.
Countess Nadasdy erlangte ihre Fassung zurück und richtete den Blick auf Lord Maccon. »Woolsey gehört nun uns. Aber glauben Sie nicht, dass ich überglücklich darüber bin, in der Nähe von Barking auf dem Land zu wohnen, geradezu meilenweit von allem entfernt!«
Lord Maccon rührten ihre Probleme nicht. »Wir werden ein paar Tage brauchen, um hier auszuziehen. Die Jüngsten des Rudels können nicht fort, bis die Wirkung des Mondes nachlässt.«
»Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen«, antwortete die Vampirkönigin großmütig. »Aber der Seelensauger und ihre Abscheulichkeit von einem Kind müssen noch heute Nacht verschwinden.« Dramatisch wirbelte sie zur Tür herum, hielt aber auf der Schwelle noch einmal inne. »Und der Junge gehört mir!«
Mit diesen Worten rauschte sie hinaus, vermutlich um sich um die Freilassung der übrigen Vampire ihres Stocks zu kümmern. »Oh«, hörte Alexia sie zu niemandem im Besonderen sagen, als sie die Treppe hinunterging. »Hier werden wir ja einfach alles umdekorieren müssen! Und diese Strebepfeiler!«
Madame Lefoux blieb zurück. Sie sah ausgelaugt und erschöpft aus von den Ereignissen der vergangenen Nacht. Quesnel wich ihr nicht von der Seite, die schmutzige kleine Hand fest mit ihrer verschlungen. Madame Lefoux hatte Schmierölflecken an den Fingern und einen Schmutzfleck am Kinn.
»Sie dürfen nicht zulassen, dass sie ihn
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