Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
unbekümmerten Lächeln auf den Lippen täuschte Velvet eine falsche Fröhlichkeit vor, die ihr über den Tag hinweghalf. Sie lachte, scherzte und brillierte mit kecken Bemerkungen, die alle amüsierten, nur Montgomery nicht. Sie wettete bei den Rennen, und ihre Einsätze wurden mit jeder Stunde waghalsiger, wobei sie es als Ironie empfand, dass ihre wildesten Wetten das meiste Geld einbrachten.
Die Zuschauermenge auf der Rennbahn, die der königlichen Gesellschaft ehrerbietig den Weg freigab, verfolgte nicht nur den König mit bewundernden Blicken, auch die zwei schönen Frauen in seiner Gesellschaft mit ihren prächtigen breitkrempigen Hüten wurden neugierig angestarrt.
Velvet hängte sich bei Lauderdale ein und schmeichelte: »Kommt, Johnnie, zeigt allen, dass Ihr kein knickeriger Schotte seid und verwettet etwas von Eurem Geld. Ich suche Euch ein Siegerpferd aus!«
Barbara frohlockte. Nicht nur die Menge hatte ihr große Aufmerksamkeit gezollt, auch Charles himmelte sie an. Dennoch war sie ungehalten, weil sie Geld verloren hatte. »Lady M. Ihr habt teuflisches Glück.«
Velvet lachte. »Das M steht wohl für Moneten , nehme ich an?«
»Die Dame kennt sich eben bei Pferden aus«, sagte Charles.
»Und bei Pferdeärschen«, raunte Velvet Lauderdale zu.
»Apropos Buckingham, wo ist der Bursche?«
»Dort drüben spricht er mit einem Jockey. Es geht entweder um Insidertipps oder um ein Stelldichein. Das sollt Ihr beurteilen.«
Johnnie schlug Greysteel auf den Rücken. »Euer Mädel ist unbezahlbar – ich unterhalte mich so gut mit ihr, dass ich sie vielleicht nicht wieder herausrücke.«
»Wer weiß, ob ich sie zurücknehme«, drohte Montgomery.
Velvet lachte und strich eine vorwitzige Locke zurück, die ihrem Hut entwischt war. »Die Chance bekommst du vielleicht gar nicht.«
Die Rennen dauerten an, bis das letzte Licht am Himmel verblasst war. Dann half man den Damen in ihre Kutsche, und der Tag wurde zum Erfolg erklärt.
Barbara streifte ihre Schuhe ab und legte die Füße auf den Sitz gegenüber. »Ach Gott, was bin ich erledigt. Ihr könnt ja Euren Gewinn zählen, aber ich möchte auf der Rückfahrt nach Whitehall schlafen. Sicher wird Seine Majestät mir heute Nacht keine Ruhe lassen.«
Velvet sank in die Polsterung zurück. Sie legte ihr Lächeln ab und schloss die Augen.
Spätabends, allein in seinem Gemach zu Whitehall ließ Greysteel Montgomery die Ereignisse des Wochenendes Revue passieren. Er hatte von Charles eine Katastrophe abgewendet und einen hohen Preis dafür bezahlt. Sein Sinn für makabren Humor ließ ihn erkennen, dass er in einer komischen Posse mitgespielt hatte, Velvets Blick aber, als sie die Tür geöffnet hatte, war alles andere als komisch gewesen.
Er war überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Es war unter den gegebenen Umständen die einzig mögliche Vorgehensweise, und er wusste, dass er wieder so handeln würde, um den König vor Barbaras Rachsucht und Zorn zu schützen, sollte es noch einmal nötig sein. Als Charles’ Freund hatte er keine andere Wahl gehabt.
Velvet sollte mir vertrauen! Ihr Mangel an Vertrauen in ihn war von Anbeginn an Ursache allen Übels gewesen. Gleich darauf geriet Greysteels Überzeugung ins Wanken. Velvet hatte ihr Schlafgemach betreten und ihn im Bett mit einer anderen Frau angetroffen. Welchen anderen Schluss hätte sie unter diesen Umständen ziehen sollen? Er war versucht, zu ihr zu gehen und zu erklären, wie es wirklich gewesen war.
Sie verließ mich am Vorabend der Hochzeit, und es bedurfte der Intervention des Königs, um sie umzustimmen. Tief in seinem Inneren wurmte ihn das noch immer.
Sie hat kein Vertrauen zu mir, hat es nie gehabt. Es erzürnte ihn nicht nur, es verletzte auch seinen Stolz, dass seine Frau stets bereit war, das Schlimmste von ihm zu glauben. Hartnäckig verweigerte er sich der Einsicht, dass er ihr dazu allen Grund geliefert hatte.
Wieder schwankte er. Er wünschte sich mit Velvet aus ganzem Herzen eine Beziehung voller Liebe. Er wusste, dass er auf Grund seiner militärischen Ausbildung alles nur schwarz oder weiß sah. Ging es aber um Velvet, musste er vernünftiger sein und graue Bereiche zulassen, wenn es zwischen ihnen Frieden geben sollte.
Wenn Velvet mich lieben würde, hätte sie Vertrauen zu mir. Er wusste, dass er den Finger auf den wunden Punkt gelegt hatte. Velvet liebte ihn nicht. Das erfüllte ihn mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und des Verlustes.
Da sie seine Frau war, hatte er
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