Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
drückte. Beim letzten Mal, als sie dieses Bett geteilt hatten, hatte sie von Charles geträumt und dessen Namen gerufen. Er schob den Gedanken von sich, zuversichtlich, dass es heute Nacht anders wäre. Schließlich war auch er fast eingeschlafen. Vielleicht wirst du mich lieben lernen, Velvet.
Als sie am Morgen erwachte, war Greysteel nicht neben ihr, hatte ihr aber etwas auf seinem Kissen hinterlassen. Velvet griff nach dem knisternden Dokument, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Er hat mir Roehampton überschrieben, weil er weiß, wie sehr ich dieses Haus liebe. »Ein schöneres Geschenk kann es für mich nicht geben!«
Barbara Palmer wird Countess of Castlemaine. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Neuigkeit am Hof, und die Geliebte des Königs erstrahlte unter der Aufmerksamkeit und dem neuen Respekt, der einer Dame mit Titel zukam. Natürlich wollte sie jetzt Gemächer in Whitehall und machte sich daran, Charles zu bearbeiten.
Velvet ging nach Pall Mall zur nächsten Porträtsitzung. Sie wollte das Bild Greysteel als Geschenk präsentieren. Nach dem ersten Schock wüsste er das Gemälde sicher zu schätzen, da er ihre makellose Haut anbetungswürdig fand.
»Ich möchte Euch danken, dass Ihr meine Arbeiten empfohlen habt.« Mary Beale mischte gewissenhaft die warme cremefarbige Ölfarbe, die sie benutzte, um dem Ton von Velvets Teint gerecht zu werden. »Euer Vetter Lord Cavendish beauftragte mich mit einem Porträt seiner künftigen Braut.«
»Das habe nicht ich veranlasst. Seine Großmutter, die Dowager Coutness of Devonshire muss Euch empfohlen haben.«
»Porträtaufträge von Damen des königlichen Hofes sind für mich eine große Auszeichnung. Damit schaffe ich mir einen Ruf in der Londoner Kunstwelt.
»Barbara Palmer bekommt einen Titel. Gewiss wird sie sich als Countess of Castlemaine malen lassen. Lely schuf ihr letztes Porträt, doch werde ich vorschlagen, sie solle sich diesmal an Euch wenden.«
Zurück in Whitehall zog sie sich um und begab sich in den Empfangssaal hinunter, wo Greysteel sich mit ihr zum Dinner treffen wollte.
»Heute Morgen brach der junge Henry im Stall zusammen. Er wollte unbedingt seinen neuen spanischen Ledersattel ausprobieren und fiel herunter wie ein Stein. Als ich ihm wieder auf die Beine half, glühte er förmlich.«
»Wie schrecklich! In Newmarket erfreute er sich noch bester Gesundheit.«
»Ach, hier kommt Charles.« Er ging, um den König zu begrüßen. »Guten Abend, Sire. Hoffentlich geht es Henry schon besser.«
»Nein, leider nicht. Dr. Fraser sagt, er hätte ein Viertagefieber. Er muss es sich auf diesem ausländischen Schiff geholt haben.«
Barbara und Buckingham traten zum König, und Greysteel ging wieder zu Velvet und berichtete, was er gehört hattet.
»Charles wird in großer Sorge sein, da er immer wie ein Vater zu Henry war, während die Königin mit dem Jungen seit Jahren kein Wort mehr gewechselt hat. Sie sollte sich schämen«, erklärte Velvet.
Am folgenden Tag erfuhren sie, dass Prince Henry mit roten Bläschen übersät sei und man mit Blattern rechnen müsse. Er wurde isoliert untergebracht, Zutritt hatten nur Dr. Fraser und der König. Charles hatte als Kind eine leichte Form dieser Krankheit überstanden und war immun dagegen.
Die Countess of Castlemaine glänzte durch Abwesenheit, und andere Höflinge verließen unter Vorwänden Whitehall. Als sich gegen Abend Prince Henrys Bläschen in erbsengroße Blasen verwandelten, bestätigte sich der Verdacht auf Blattern.
Charles wich die ganze Nacht über nicht von der Seite seines Bruders und bemühte sich, sein Fieber zu senken. Er stand ihm in seinem Delirium bei und säuberte ihn, wenn er erbrach, doch waren seine Mühe und seine Gebete umsonst. Henry, Duke of Gloucester, starb vor Mitternacht am 13. September. Der König war verzweifelt, der Hof in tiefer Trauer.
Velvet weinte sich in den Schlaf, getröstet von Greysteels Armen. Nie wieder würde der junge Henry ihr Komplimente machen, mit ihr tanzen oder sie beim Kartenspiel schlagen. »Am traurigsten ist es, dass der Tod ihn in so jungen Jahren und nur wenige Monate nach Charles’ Rückkehr auf den Thron dahinraffte. Eine wahre Tragödie.«
Der gesamte Hof und halb London nahm an der Beerdigung des Duke of Gloucester teil. Da es undenkbar war, während der Trauerzeit die Krönung anzusetzen, beschlossen der König und sein Kronrat, diese bis zum Frühling aufzuschieben.
»Barbara ist selig, dass die Krönung für
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