Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
ja so froh, dass sie kommt. Sicher ist sie niedergeschmettert, aber Bruder und Schwester werden einander ein großer Trost sein.«
»Heute Nachmittag möchte ich Mr Burke nach Roehampton bringen. Es ist jetzt zwar dein Besitz, doch er kann durch die Dienste eines Verwalters nur gewinnen. Und ich werde Emma mitnehmen.«
Seine Worte waren förmlich und knapp, als spräche er mit einer Fremden. Velvet merkte sehr wohl, dass Greysteel ihr noch zürnte, weil sie sich geweigert hatte, Charles im Stich zu lassen und sich nach Bolsover zu flüchten. Seine Haltung war gänzlich unvernünftig. Da er nun selbst nicht nach Bolsover ging, hatte er eigentlich keinen Grund mehr, ihr zu zürnen, doch sie spürte, dass dem immer noch so war; ihr Mann war von ihr abgerückt, die Distanz zwischen ihnen deutlich spürbar. »Danke«, sagte sie ebenso kühl.
In Hampton Court teilten Velvet und Emma sich eine Suite.
Die formellen Palastgärten wirkten beruhigend und erholsam aufs Gemüt, und die zwei verbrachten so viel Zeit wie möglich im Freien und genossen die späte Septembersonne. Nur zu bald würden die Oktoberstürme daherfegen, die prächtigen Blutbuchen ihres Laubes berauben und die leuchtenden Blüten der Herbstblumen vernichten.
Die Countess of Castlemaine kam, um Charles zu besuchen, blieb aber nur wenige Tage. Der König wollte keine Unterhaltung, keine Musik, keine Spiele, nur Einsamkeit und stilles Gedenken auf ausgedehnten Spaziergängen mit seinen Hunden. Morgens und abends besuchte er eine Messe in der Kapelle.
Barbara verdrehte vielsagend die Augen, als sie Velvet ihr Leid klagte. »An diesem Ort kann Melancholie nicht vergehen, sie überfällt einen hier erst recht. Ich beschloss, nach London zurückzukehren. Ob Charles es hier noch lange aushält, wenn ich gehe?«
Im Laufe der folgenden Woche trafen Velvet und Charles sich oft zufällig im Garten und spazierten zusammen ein Stück. Eines Tages suchte Emma den im kunstvollen elisabethanischen Stil angelegten Teil des Gartens auf, während Velvet den Irrgarten erforschen wollte. Als sie zwei Spaniels vorüberlaufen sah, wusste sie, dass Charles nicht weit sein konnte. In der Mitte des Irrgartens angekommen, traf sie ihn auf einer Bank sitzend an. »Wollt Ihr lieber allein sein, Sire?«
»Ein König ist immer allein, Velvet, auch wenn er Gesellschaft hat.« Er lächelte traurig. »Ich bitte Euch, setzt Euch zu mir.«
»Ich glaube, das trifft auf alle zu, Sire, nicht nur auf Könige.« Sie setzte sich und blickte zu ihm auf. »Das gehört zum Menschsein.«
»So habe ich es nie gesehen. Vielleicht habt Ihr Recht.«
»Wir alle müssen uns einem Verlust allein stellen … man muss sich damit abfinden und ihn schließlich hinnehmen.«
»Der Verlust Henrys ist besonders schwer.«
»Ja … weil sein Tod so ungerecht ist. Er war so jung und wurde noch vor seiner Blüte hinweggerafft. Just als Ihr in der Lage gewesen wäret, ihm alles zu geben, wurde ihm sein Leben genommen.«
»Und meines wurde verschont.«
»Ihr fühlt Euch schuldig, doch das wird vergehen«, versicherte Velvet ihm. »Als meine Mutter in Frankreich starb, war es die Ungerechtigkeit, die mir ans Herz griff. Sie hatte alles geopfert und jahrelang im Exil gelebt. Wäre es ihr doch vergönnt gewesen, Eure Rückkehr auf den Thron zu erleben … sie hätte in ihre geliebte Heimat zurückkehren können, auf ihre Landsitze und Schlösser, die ihr so teuer waren. Als ich ohne sie heimkehrte, fühlte ich mich schuldig. Erst mit der Zeit wurde mir klar, dass es nicht meine Schuld war und dass ich dieses Gefühl loslassen müsste.«
»Ihr seid für Eure jungen Jahre sehr weise.«
»Nicht wirklich. Meinem Vater grolle ich noch immer. Statt meiner Mutter brachte er eine andere Frau nach England. Nun ist es Margaret, die die geliebten Häuser meiner Mutter genießen kann. Ich leide unter dem Gefühl, dass er meine Mutter und auch mich betrog. Als Folge davon fällt es mir sehr schwer, einem Mann Vertrauen zu schenken.«
»Ich schenkte Montgomery mein Vertrauen, und er enttäuschte es nie.«
»Ich sprach nicht von meinem Gatten.«
»Nein, Velvet?«, fragte er spöttisch.
Sie beeilte sich, das Thema zu wechseln. »Ihr müsst mit Henry sprechen, dann bekommt Ihr das Gefühl, dass er Euch nicht verlassen hat. Es wird Euren Kummer lindern.«
»Vielleicht ist der Geist unserer Lieben immer bei uns. Ihr seid eine teure Freundin, Velvet. Ich hoffe sehr, dass Ihr mit Catherine of Braganza Freundschaft
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