Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
und Federmatratzen, Charles. Anders würde ich nie schlafen.«
»Wie du willst. Auch in St. James, wo Mutter residiert, stehen Räume für dich bereit. Der Palast ist nicht so alt und unbequem wie Whitehall. Du kannst wohnen, wo du möchtest, oder aber wechseln.«
»Wie geht es Mutter? Sicher wird sie Henrys wegen von Gewissensbissen geplagt.«
»Ja, das sollte man meinen, obwohl man es ihr nicht ansieht. Ach, da sind wir ja. Die ganze Etage steht dir allein zur Verfügung, damit du ungestört bleibst.«
Bis Montgomery sein Pferd versorgt hatte und die Gepäckkarren abgeladen waren, war es fast sieben. Er hätte es dem Palastgesinde überlassen können, doch er wollte den Dienern zeigen, auf welchem Karren das Bett Princess Marys und jene Sachen, die sie sofort brauchen würde, transportiert worden waren. Wenngleich erleichtert, dass er seinen Auftrag ausgeführt hatte, war er noch immer misslaunig. Er entschied, dass am nächsten Tag noch Zeit genug war, seine Gardisten ihrem neuen Captain zu übergeben und ihnen für ihre treuen Dienste zu danken.
Er hatte für Charles ein kleines Geschenk mitgebracht, mit dem der König in seinem Labor Versuche anstellen konnte. Auf einem Schiff in Dover hatte er einen Behälter Natriumnitrat, bekannt als Salpeter, und einen mit Kaliumnitrat oder Schießpulver bekommen. Greysteel brachte das Geschenk in die Privaträume des Königs hinauf und übergab es Prodgers. »Das bringe ich Seiner Majestät … für sein Labor. Ich bekam es auf einem Schiff aus China.«
»Danke, Lord Montgomery. Sehr aufmerksam. Seine Majestät wird sich freuen.« Prodgers räusperte sich. »Da wäre etwas, weswegen ich Euch aufsuchen wollte, Mylord. Falls Ihr einen Moment Zeit hättet, Mylord?«
»Natürlich, Prodgers.«
»Dann und wann schicken Damen des Hofes Seiner Majestät Geschenke. Sie übergeben sie Will Chiffinch, der sie wiederum mir übergibt, damit ich sie dem König präsentiere.«
Montgomery hörte geduldig zu und wünschte, der Mann käme zur Sache.
»Chiffinch übergab mir ein Porträt Lady Montgomerys, das ich Seiner Majestät noch nicht präsentierte.«
Montgomery kniff den Mund zusammen. Er hatte nicht gewusst, dass Velvet sich hatte porträtieren lassen. Dass sie ihr Bild Charles zugedacht hatte, war nicht weiter verwunderlich. »Und … gibt es ein Problem?«
»Die Sache könnte nicht delikater sein, Mylord. Wenn Ihr wohl einen Moment in den Vorraum kommen würdet?«
Montgomery warf einen Blick auf die Lattenkiste, auf die Prodgers deutete.
»Seht Euch das Porträt an, Mylord.«
Greysteel hob das Gemälde aus der Verpackung.
»Verdammt!« Velvets nacktes Ebenbild lächelte ihm verführerisch zu. Rasch schob er das Bild in die Verpackung zurück. »Verdammt … wer außer Euch bekam das zu Gesicht?«
»Will Chiffinch übergab mir die Kiste, doch ich habe keine Ahnung, ob er einen Blick darauf warf.«
»Ich werde Euch sofort von Eurem Problem erlösen.« Er hob die Lattenkiste mit Händen, die sie am liebsten in Stücke zerschmettert hätten.
Montgomery schloss Emmas Kammer auf, stellte das Bild hinein und sperrte wieder ab. Noch ehe er Rock und Schwert ablegte, öffnete er die Kiste, hob das Porträt heraus und lehnte es gegen die Wand.
Es war ohne Zweifel eines der reizvollsten und verführerischsten Bilder, die er je gesehen hatte. Velvets makellose Porzellanhaut wirkte warm und lebendig. Ihr rotgoldenes Haar sah aus, als würde es sich besitzergreifend um seine Finger ringeln, wenn er durch die schimmernden Wellen strich.
Eine explosive Mischung aus Wut und Eifersucht stieg in ihm hoch. »Dieses kleine Luder!« Er ballte die Fäuste. »Dieses abgefeimte, schamlose kleine Luder!«
25
Die Tür wurde mit so großer Kraft aufgerissen, dass sie laut gegen die Wand schlug.
»Greysteel!« Velvet, die sich gesetzt hatte, um ihre Schuhe anzuziehen, sprang vom Stuhl auf. Bei seinem Anblick begann ihr Puls zu rasen. »Wie bin ich glücklich, dass du zurück bist! Du hast mir so gefehlt.«
Seine geballten Fäuste und seine Gewittermiene verrieten ihr, dass ihn etwas aufgebracht hatte, doch sie konnte mit ihrer freudigen Nachricht nicht zurückhalten. »Ich bekomme ein Baby.«
Drohend kniff er die Augen zusammen. »Wer ist der Vater?«
Seine Worte durchstießen ihr Herz wie ein Pfeil mit Stahlspitze. Sie geriet ein wenig ins Taumeln und legte rasch ihre Hand auf die Stuhllehne, um ihr Gleichgewicht zu halten. Die andere Hand legte sie schützend auf ihren Leib. Dann
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