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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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schob sie trotzig ihr Kinn vor, ihre Augen funkelten violett.
    »Charles natürlich! Welche Frau würde sich ihn nicht als Vater ihres Kindes wünschen!«
    Montgomery stand da und starrte sie an, von rohem Schmerz zerrissen, gegen das Verlangen ankämpfend, handgreiflich zu werden. In dem Bemühen, sich zu zügeln, ballte er die Fäuste fester. Er verspürte Übelkeit. »Prodgers übergab mir dein schamloses Bild – es steht in Emmas Kammer!«
    Er hat meinen Akt gesehen! »Du verstehst nicht …«
    Seine Lippen wurden schmal, er entblößte die Zähne wie ein knurrender Wolf. »Nein, du verstehst nicht. Ich bin kein nachsichtiger Roger Palmer. Mit unserer Ehe ist es vorbei, Lizzy. Es ist aus!«
    Velvet starrte minutenlang die Tür an, nachdem er gegangen war. Von Übelkeit erfasst schleppte sie sich wie in Trance zu dem kleinen Refektoriumstisch, um sich Ingwerwein einzuschenken. Plötzlich packte sie die Karaffe und schleuderte sie gegen die Tür. Kristallscherben klirrten, Wein spritzte bis zur Decke.
    »Ich hasse dich, Greysteel Montgomery!«
    Eine Stunde darauf öffnete Emma die Tür, und als sie eintrat, knirschten Scherben unter ihren Schuhsohlen. »Was ist denn das, um Himmels willen?« Sie beeilte sich, die Kerzen anzuzünden, und sah nun erst Velvet in dem großen Sessel. »Warum sitzt du im Dunkeln?«
    »Ich … ich wollte nachdenken.«
    »Ist dir nicht wohl, mein Liebling? Hast du ein Glas fallen lassen?«
    »Nein, ich habe das verdammte Ding mit Absicht geworfen.« Tatsächlich hatte sie nicht nachgedacht. Sie hatte dagesessen, nichts gedacht, nichts gefühlt, da ihre Sinne wie betäubt waren. Jetzt löste sich ihre Starre. »Komm mit, Emma.«
    Eine erstaunte Emma folgte Velvet den Gang entlang zu der Kammer, die sie bewohnt hatte. Die Tür war versperrt, Emma aber besaß einen Schlüssel.
    Velvet sah die Lattenkiste sofort. »Hilf mir beim Tragen.« Die zwei Frauen hoben je an einem Ende an und brachten das Bild in die Suite der Montgomerys. »Danke, Emma.« Sie setzte sich auf den Stuhl, wohl wissend, dass sie riesige Erleichterung hätte empfinden sollen, weil die nackte Venus wieder in ihrem Besitz war, doch sie dachte nur: Welche Rolle spielt das noch?
    Während Emma sorgfältig die Glasscherben auflas, saß Velvet tief in Gedanken versunken da. Er sagte, Prodgers hätte ihm das Porträt gegeben. Dieser Schuft Cavendish muss Prodgers gebeten haben, das Gemälde Charles zu überreichen. Weil ich mich nicht erpressen ließ und er Roehampton nicht bekommen konnte, machte dieser bösartige Schurke seine Drohung wahr.
    »Wusstest du, dass Princess Mary und ihre Damen eintrafen? Hast du Lord Montgomery schon gesehen?«
    »Ja, ich habe dieses eifersüchtige Scheusal gesehen. Warum sonst hätte ich die verdammte Karaffe zerschmettern sollen? Er glaubt, Charles sei der Vater meines Kindes.«
    »Um Himmels willen, wer kann ihm eine so bösartige Lüge aufgetischt haben?«
    »Ich war es!«
    Emma starrte sie entgeistert an. »Vielleicht solltest du dich hinlegen, Liebes.«
    »Du glaubst, ich wäre verrückt geworden, wenn ich doch in Wahrheit wütend wie der Teufel bin!«
    »Auf wen bist du wütend?«
    »Auf die Männer! Ich hasse sie alle«, schwor sie.
    »Nun, ich weiß, dass du König Charles nicht hasst. Du solltest eher Mitleid mit Seiner Majestät haben. Von der Dienerschaft weiß ich, dass Princess Mary anspruchsvoll und undankbar ist.«
    »Er ist ein Mann. Verdammt will ich sein, wenn ich Mitgefühl an das männliche Geschlecht verschwende. Alle Männer sind böse geschaffen!«
    »Du bist wütend auf deinen Gatten«, beschwichtigte Emma.
    »Nein, bin ich nicht. Er ist mir völlig gleichgültig. Meine Ehe ist vorüber. Mit Montgomery bin ich für immer fertig.«
    Emma verzichtete auf Widerspruch, wenn Velvet in dieser Stimmung war. »Hast du schon gegessen, meine Liebe?«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Ich gehe hinunter und bringe dir etwas.«
    »Bitte, bringe mir nur ein wenig Ingwerwein, Emma. Er hilft mir wirklich gegen Übelkeit. Es war dumm, dass ich ihn verschüttete.«
    Ich brauche Greysteel Montgomery nicht. Ich brauche keinen Ehemann, dachte sie, als sie allein dasaß. Das Ende der Ehe ist keine Tragödie. Es ist nur eine Herausforderung, der ich begegnen werde wie eine Auster, die ein lästiges Sandkorn in eine Perle verwandelt. Ihre innere Stimme spottete: Theoretisch sind die Dinge so einfach.
    Velvet ging zur Liege und beobachtete, den Kopf gegen ein Kissen gestützt, die Flammen im Kamin.

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