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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Ein alter Aberglaube besagte, dass der Teufel zugegen sei, wenn die Flammen blau brannten. Der Gottseibeiuns ist heute hier.
    Als Emma wiederkam und Obst und Backwerk mit dem Ingwerwein brachte, traf sie Velvet schlafend an. Sie wollte sie nicht stören, da sie der Meinung war, Schlaf würde ihr gut tun. Leise zog Emma sich zu ihrer Schlafstatt im Ankleidezimmer zurück.
    Kurz vor Mitternacht erwachte Velvet. Einen Moment war sie ohne Orientierung, dann erst wurde ihr klar, wo sie war. Und dann erinnerte sie sich wieder an die Episode mit ihrem Mann.
    »Ich hasse dich, Greysteel Montgomery!«, zischte sie laut.
    Sie setzte sich auf und blickte in die erkaltende Glut des Feuers. Sie fühlte sich nicht nur einsam, sie fühlte sich völlig allein. Ihre Hand glitt zu ihrem Leib. Wir sind nicht allein. Die Engel werden über uns wachen. Velvet verspürte das merkwürdige Verlangen, in die Kapelle hinunterzugehen und für ihr Kind zu beten. Ihr fiel die Engelsstatuette ein, die sie an ihre Mutter erinnerte, und sie wusste, dass sie sich an diese wenden musste.
    Leise schloss sie die Tür zu ihrem Gemach und schauderte. Der Gang war kalt, und sie hatte darauf verzichtet, einen Mantel zu holen, um Emma nicht zu stören. Leise und langsam, aber entschlossenen Schrittes brachte Velvet den langen Weg durch das Labyrinth von Whitehall zur Kapelle hinter sich.
    Der Gang vor der Kapelle war in Dunkelheit gehüllt, und Velvet beeilte sich, zu den ewig brennenden Lichtern zu gelangen. Ein Paar, das mit dem Geistlichen vor dem Altar stand, der auch Velvets Trauung vollzogen hatte, fuhr schuldbewusst auseinander.
    »Wer ist das?«, rief die Frau vor dem Altar aus.
    Velvet erfasste sofort, dass das Paar in einer mitternächtlichen Zeremonie getraut werden sollte. Den Bräutigam erkannte sie als James Stuart, den Bruder des Königs.
    »Das ist Lady Montgomery, eine Freundin«, erklärte James seiner Braut.
    »Es … es tut mir sehr Leid … ich wollte nicht stören.« Sie sah deutlich, dass die Braut in anderen Umständen war. Ihre Schwangerschaft schien so weit fortgeschritten wie jene Barbaras. Christian hatte ihr anvertraut, dass Anne Hyde, die Tochter des Chancellors, in James verliebt war.
    Ein hoch gewachsener dunkler Mann trat aus den Schatten, und sie sah, dass es der König war. »Kommt zu mir, Velvet«, sagte er leise. Er wartete, bis sie neben ihm stand, dann bedeutete er dem Geistlichen fortzufahren. Nach der Zeremonie bat Charles sie: »Wir wollen als Zeugen unterschreiben, um der Heirat Gültigkeit zu verleihen.«
    Velvet setzte ihre Unterschrift neben jene Charles Stuarts und knickste tief vor Anne, der neuen Duchess of York.
    Die Neuvermählten gingen rasch und leise hinaus, und der Priester verschwand. Charles, der sie hoch überragte, blickte mit melancholischen Augen auf sie hinunter. »Es muss noch eine Zeit lang geheim bleiben. Wenn es herauskommt, was unvermeidlich ist, werden wir sagen, dass sie letzten November in Breda heimlich getraut wurden aus Gründen, die auf der Hand liegen. Meine teuerste Velvet, auf Eure Diskretion ist doch hoffentlich Verlass?«
    »Gewiss, Majestät«, gelobte sie. Sie erhob den Blick zu dem Engel. Bitte, wache über meinem Kleinen und beschütze ihn.
    Charles führte sie aus der Kapelle und den Gang entlang, aus dem alten Trakt heraus. Der König wandte sich an einen seiner Gardisten, die Dienst hatten. »Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn Ihr Lady Montgomery in ihre Gemächer begleiten würdet.« Charles zog mit einer Verbeugung seinen Hut. »Gute Nacht, meine Liebe.«
    Vor ihrer Tür bedankte sie sich bei dem Gardisten und fragte sich flüchtig, ob der Mann Montgomery verraten würde, dass sie um ein Uhr morgens mit Charles zusammen gewesen war. Was macht das schon aus? Der Schaden ist angerichtet.
    Nachdem Velvet sich leise im Dunkeln ausgezogen hatte und ins Bett geschlüpft war, wollte ihr Anne Hydes Gesicht nicht aus dem Sinn gehen. Die junge Frau, die mit ihr im gleichen Alter stand, war totenbleich gewesen. Fünf Monate lang musste sie quälende Angst ausstehen. Wie schrecklich, schwanger und unvermählt zu sein. Velvet stellte sich vor, wie die junge Frau versucht hatte, ihre Schwangerschaft unter losen Kleidern und fließenden Capes zu verbergen. Anne tat ihr unendlich Leid. Sie bezweifelte, dass James Stuart, wiewohl königlicher Prinz, als Ehemann etwas taugte, doch war es ein Segen, dass er sie geheiratet hatte und der Tochter des Chancellors ein schrecklicher Skandal

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