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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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beruhigt.«
    »Danke, Greysteel. Gute Nacht.«
    »Ich muss mich bedanken, Velvet. Was du getan hast, ist selbstlos, und ich weiß, wie viel Mut es erforderte.«
    »Es ist nicht Mut, Greysteel.« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Es ist Liebe.«
    Das letzte Wort konnte er nicht hören, doch er wusste, was er hören wollte. Ich liebe dich aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele, Velvet. »Gute Nacht … ruh dich aus, morgen sprechen wir uns aus.«
    Er blickte ihr nach. Dann kehrte er an den Kamin zurück und stellte das Schutzgitter auf, ehe er sich setzte. Princess Mary darf nicht sterben! Charles darf nicht so kurz hintereinander zwei Geschwister durch Blattern verlieren. So grausam kann das Schicksal nicht sein!
    Doch Montgomery wusste, dass das Schicksal so grausam sein konnte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Velvet nach London zurückkehrte; doch das Schicksal hatte es gefügt, dass ihre Kutsche nicht fahrtüchtig war. Kraft seines Willens wollte er die Krankheit zwingen, ihn nicht zu befallen. Zugleich presste er die Hände gegen die beunruhigenden Schmerzen an seinen Schädel.
    »Ich muss mich der Tatsache stellen und mit einer Ansteckung rechnen.« Er zwang sich, aufzustehen und hinaufzugehen, da es, wie Velvet betont hatte, zusätzliche Mühe bedeutet hätte, ihn ins Bett zu schaffen.
    Am oberen Ende der Treppe angelangt, erwog er, Mr Burke zu wecken. Sie konnten Velvet in ihrem Gemach zu ihrer eigenen Sicherheit einschließen. Ein Geräusch aus dem großen Schlafgemach lenkte ihn ab. Als er die Tür öffnete, sah er, dass ein Scheit im Kamin zu Asche zerfallen war. Plötzlich überlief ihn in der Kälte des Raumes ein Schaudern. Er legte Holz nach, dann zog er sich langsam aus und kroch ins Bett.
     
    Als Velvet die Augen aufschlug, wusste sie einen Moment lang nicht, wo sie sich befand. Dann fiel es ihr ein. Sie war auf Roehampton in einem der Gästezimmer, wo sie aus dem Schlaf der Erschöpfung erwacht war. Jetzt war sie erquickt und stand auf, um aus dem Fenster zu schauen. Der Mond stand eher hoch als tief am Horizont, ein Zeichen dafür, dass es noch nicht Morgen war. Sie schätzte, dass sie etwa vier Stunden ganz fest geschlummert hatte.
    Sie fror in ihrem Unterrock und setzte sich auf, um ihre Strümpfe anzuziehen. Dann schlüpfte sie in ihr grünes Samtkleid. Sie schickte ein stilles Dankgebet zum Himmel, weil sie ohne Zwischenfall ihr Ziel erreicht hatte und weil Greysteel wohlauf war. Dann betete sie für Charles und bat Gott, ihm Stärke zu verleihen.
    Sie zündete einen zweiarmigen Kerzenleuchter an und schrieb an Mr Burke, dass Princess Mary an den Blattern erkrankt war und Montgomery sich möglicherweise angesteckt hatte. Sie wies den Verwalter strikt an, sich von ihm fern zu halten. Sodann verließ sie ganz langsam und leise ihr Gemach und ging den Gang entlang zu Mr Burkes Zimmer, um die Nachricht unter seiner Tür hindurchzuschieben.
    Velvet spürte sich wie von unsichtbaren Fäden zu Greysteel hingezogen. Sie versuchte, Widerstand zu leisten, und sagte sich, dass sie seinen Schlaf nicht stören durfte. Vor ihrer eigenen Tür angelangt, brachte sie es jedoch nicht über sich einzutreten. Sie gab ihrem Instinkt nach und ging zum großen Schlafgemach.
    Leise drehte sie den Türknauf und hielt den Atem an in der Hoffnung, die Tür würde nicht knarren. Sie schlüpfte in den Raum und schlich zum Bett. Kein Laut, keine Bewegung – es war anzunehmen, dass er schlief. Dann aber sah sie ihn. Das Mondlicht zeigte, dass er nackt und mit offenen Augen dalag.
    Sie legte ihre Hand auf seine, die so glühend heiß war, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. »Greysteel!« Als sie seine Stirn berührte, wusste sie, dass er hohes Fieber hatte.
    Velvet entzündete alle Kerzen im Raum und trat wieder ans Bett. Seine zinngrauen Augen glänzten vor Fieber, Gesicht und Nacken waren stark gerötet. Seine Lippen waren trocken und rissig.
    »Wasser«, murmelte er undeutlich.
    Sie stürzte an den Waschtisch und goss etwas Wasser aus dem Krug in einen Becher. Dann hob sie seinen Kopf an und neigte das Wasser an seine trockenen Lippen. Er trank gierig, und als er genug hatte, legte sie seinen Kopf sanft aufs Kissen zurück.
    Velvet schüttete den Rest des Wassers aus dem Krug in eine Schüssel.
    Sodann brachte sie die Schüssel mit Schwamm und Handtuch ans Bett, um ihm Gesicht, Brust und Arme zu kühlen – immer wieder, ohne Unterlass, während ihre Angst sie zu überwältigen drohte, doch

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