Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Captain?«
»Kalt«, murmelte er.
Sie zog seine Decke höher und steckte sie um seinen Hals fest, als sie seine Haut berührte, glaubte sie zu verbrennen. Sie versuchte, ihre Angst zu unterdrücken, und ging ans Feuer, um Kohle und Holz nachzulegen, damit es heißer brannte. »Ist dir jetzt wärmer, Lieber?«
Er schauderte zusammen, seine Zähne klapperten. »So kalt.«
Velvet geriet in Panik. Er friert so, weil er dem Tod nahe ist! Sie holte eine zusätzliche Decke aus dem Schrank und breitete sie über ihren Mann, doch er hörte nicht auf zu zittern. Nun gewann ihr Instinkt die Oberhand und riet ihr, was sie zu tun hatte. Sie zog sich aus, schlüpfte unter die Decken und nahm ihn in die Arme. Obwohl ihn Schauer überliefen, fühlte sich sein nacktes Fleisch brennend heiß an. »Meine Körperwärme wird in dich eindringen … Fühl es, Greysteeel, fühl die Wärme!«
Allmählich ließ sein Zittern nach, und er lag reglos da. Sie rieb ihre Wange an seiner Schulter, an ihren Tränen fast erstickend. Wenn du stirbst, ist es jetzt das letzte Mal, dass wir zusammenliegen. Sie schluckte den Kloß hinunter und raunte ihm zu: »Ich liebe dich mehr als mein Leben … spür, wie meine Liebe in dich eindringt.«
27
Beim Erwachen sah Velvet, dass die Morgendämmerung den Himmel erhellte. Sie spürte sofort, dass sie an Greysteels Rücken geschmiegt dalag. Die Feuchtigkeit zwischen ihren Körpern ließ sie hoffen, dass sein Fieber gebrochen war. Als sie die Decken zurückschob und sich von ihm löste, sah sie zu ihrem Entsetzen, dass sich auf seinem Rücken etwa ein Dutzend großer Wasserblasen gebildet hatte, von denen sie einige aufgerissen hatte.
Sie stand auf, lief zur anderen Bettseite und stellte fest, dass er wach war. »Kannst du mich verstehen, Liebling?« Er senkte die Lider, was sie als Bejahung deutete. Sie sah, dass er sich die rissigen Lippen leckte, doch sein Mund hatte keine Feuchtigkeit mehr in sich. Sie goss ihm einen Trank aus bitterem Borretsch und Wasser ein und führte ihn an seine Lippen. Es war ein Wunder, dass er davon trank, und sie wusste nun, dass er ihr die Führung überlassen hatte.
Als sie seine unrasierte Wange umfasste, spürte sie, dass er noch warm, aber nicht mehr brennend heiß war. Sie schickte ein rasches Dankgebet zum Himmel und zog rasch ihr Unterkleid an. Das gebrauchte Wasser leerte sie in den Holzeimer und füllte die Waschschüssel frisch. Ehe sie ihn wieder wusch, sah sie nach, wie viele Bläschen sich gebildet hatten. Zu dem Dutzend auf seinem Rücken hatte er mindestens ebenso viele an Armen und Beinen und am Bauch. Velvet beschloss, die Lage zu beschönigen. »Greysteel, an deinem Körper haben sich etwa zwanzig Bläschen gebildet, aber wie durch ein Wunder kein einziges im Gesicht.«
Als sich sein Mund leicht verzog, wusste sie, dass er verstanden hatte. Zuerst kühlte sie seine Vorderseite, ganz sachte, damit sie nicht wieder unversehens ein Bläschen öffnete, dann seinen Rücken, der am ärgsten befallen war. Sie legte ein frisches Tuch auf das Kissen und überredete ihn, sich auf den Bauch zu drehen. Wieder leerte sie das gebrauchte Wasser in den Eimer und trug diesen zum Kamin.
Velvet schaufelte die Asche aus dem Kamin und tat auch diese in den Eimer, den sie ans Ende der Treppe trug. Mit dem frischen Wasser hatte Mr Burke ihr eine Nachricht hinterlassen.
Ich weiß, wie die Krankheit verläuft. Zuerst sind die Bläschen mit Wasser gefüllt, und das Fieber lässt nach. Kurz danach füllen sich die Bläschen mit Eiter, es folgen wieder Fieber und Delirium. Seid auf dieses gefährliche Stadium gefasst.
Sie hörte jemanden am oberen Ende der Treppe und rief hinaus: »Lord Montgomery hat an die sechsundzwanzig Bläschen im wässrigen Stadium.«
Mr Burke rief zurück: »Sobald sie sich in Eiterpusteln verwandeln, brauchen sie mindestens fünf Tage, um abzutrocknen, wenn …«
Er sprach den Satz nicht fertig, doch Velvet wusste, dass er sagen wollte: Wenn er so lange lebt.
»Danke. Zeigen sich die Symptome bei jemandem vom Hauspersonal?«
»Nein, Mylady, aber wenn Ihr Kopfschmerzen habt, müsst Ihr mir versprechen, es mir nicht zu verschweigen.«
»Ich verspreche es, Mr Burke.«
Velvet ging ins Schlafgemach zurück, entmutigt von der Aussicht, dass Greysteel wieder fiebern würde. Sie kniete vor dem Kamin nieder und machte mit Papier und Kienspänen Feuer. Wie gut, dass ich das lernte, als ich in Saint-Germain lebte. Sie lächelte traurig, als sie an die
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