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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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schwierigen Zeiten im Exil dachte, doch war ihr klar, dass sie dank der Lektionen, die das harte Leben dort sie gelehrt hatte, zu einem besseren Menschen geworden war. Sie dachte an ihre Kindheit und lachte. Ach Lizzy, wie verzogen du warst!
    Sie wusch sich Hände und Gesicht, fuhr sich rasch mit der Bürste durchs Haar und zog ihr pfirsichfarbenes Kleid an. Dann setzte sie sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett.
    »Danke«, murmelte Greysteel.
    Sie sah ihm lächelnd in die Augen. »Du sollst nicht sprechen – nur zuhören. Du musst deine Kraft sparen.«
    »Ich liebe dich, Velvet.«
    Tränen schossen ihr in die Augen. Das hatte er noch nie zu ihr gesagt. Vielleicht verwechselt er Liebe mit Dankbarkeit.
    »Ich liebe dich, Greysteel. Es tut mir Leid, aber heute Abend wird dein Fieber wieder aufflammen. Du warst immer ein Kämpfer, und ich möchte, dass du den bevorstehenden Kampf mit aller Kraft führst. Du bist nicht allein. Ich bin bei dir, mit vereinten Kräften werden wir siegreich sein!«
    »Du bist mein Schild, mein Schirm«, murmelte er. Seine Augen schlossen sich, er schlief ein.
    Velvet nutzte die Zeit für ihr Frühstück und verzehrte die Speisen, die man ihr hingestellt hatte. Die leere Platte stellte sie an der Treppe ab und nahm den Wein mit ins Krankenzimmer.
    Als es Nacht wurde, hatten sich die Wasserbläschen auf Greysteels Körper mit Eiter gefüllt, und seine Temperatur war hinaufgeschnellt. Sie kühlte ihn unablässig mit Wasser, konnte aber nicht verhindern, dass er trotz ihrer Bemühungen ins Delirium fiel, die Decken von sich warf und zu phantasieren anfing. In seinem Fieberwahn redete er unausgesetzt von Leben und Tod, und Velvet war klar, dass es um die jungen Soldaten ging, die unter ihm gedient hatten. Er tobte, weil er sie General Monck ausgeliefert hatte.
    Es waren Enthüllungen, die ihr das Herz zerrissen. »Du hast das Kommando abgegeben, um ihr Leben zu retten!«
    Er setzte sich auf und packte ihre Arme. »Er hat mich nie geliebt! Sie starb für mich … endlich werde ich sie sehen!«
    Velvet entzog sich ihm nicht. Sie ahnte, dass er von seiner Mutter sprach. »Nein, Greysteel! Ich brauche dich hier. Unser Kind braucht seinen Vater. Du musst den Tod bekämpfen; er ist unser Feind!«
    Sein Griff wurde fester. »Du wirst mich verlassen.«
    »Nein, nein, das werde ich nicht. Ich bleibe hier mit dir«, gelobte sie.
    »Du liebst Charles … Du wirst zu Charles gehen.«
    »Ich verspreche bei meiner Seele, dass ich nicht zu Charles gehen werde. Ich bleibe für immer bei dir. Ich liebe dich, Greysteel … Ich brauche dich!«
    »Velvet?«
    »Ja, ich bin Velvet«, versicherte sie ihm.
    Allmählich lockerte sich sein verzweifelter Griff, mit dem er sie festhielt, und er ließ sich zurücksinken. Seine heftigen Reden verstummten, seine Bewegungen beruhigten sich, doch seine Augen blieben offen.
    Er wird mich doch nicht verlassen? Der Gedanke entsetzte sie so sehr, dass sie sich Wein einschenkte, um sich Mut für das eventuell Kommende anzutrinken. Sie leerte das Glas, dann legte sie sich neben ihn und ergriff seine Hand. Ihre andere Hand legte sie auf ihren Bauch und zog ein wenig Trost aus dem Wissen, dass sie alle drei nun zusammen waren und einander berührten. »Ich bin hier, Liebes. Ich verlasse dich nicht.«
    Als Nächstes wusste sie, dass es Morgen war. Daran merkte Velvet, dass sie geschlafen hatte. Voller Angst sprang sie auf und lief zur anderen Bettseite, um zu sehen, ob ihr Mann noch lebte. Als sie sich über ihn beugte, schlug er die Augen auf, und sie atmete erleichtert auf, weil der Glanz des Fieberwahns aus ihnen gewichen war. Seine Temperatur war gesunken, seine Sinnesempfindungen kehrten zurück, und sie wagte zu hoffen, dass die Krise überwunden war.
    Ich hätte diesen verdammten Wein nicht trinken sollen. Mein Kopf dröhnt!
    »Greysteel, du wirst am Leben bleiben! Die Gefahr ist gebannt. Du wirst von den Blattern genesen!« Sie wusste nicht, ob es stimmte, doch sie wollte, dass er es hörte und glaubte.
    Im Palast von St. James kniete König Charles im Gebet am Bett seiner Schwester, während ein Priester ihr das Sterbesakrament spendete.
    »Sie ist verschieden, Sire.« Dr. Fraser legte seine Hand auf die Schulter des Königs. »Sie hat ausgelitten!«
    Ermattet erhob Charles sich. Krankheit und Tod kennen weder Rang noch Namen. Eine Prinzessin zählt nicht mehr als eine Magd. »Danke, Dr. Fraser. Sie haben alles Menschenmögliche getan. Marys Gemahl starb an den Blattern, wie

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