Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
Vom Netzwerk:
kalt ist, bis es zu ihm gelangt.«
    »Na ja, er ist oben im zweiten Stock, aber Sergeant Bromley hält die Speisen mit silbernen Deckeln warm.«
    »Ich will zu ihm gehen und ein Wörtchen mit ihm reden. Und denkt daran, kein Wort zu den anderen. Das bleibt zwischen uns.«
    Montgomery ging in die angrenzende Küche und füllte einen Krug mit kochendem Wasser, den er in den ersten Stock von Whitehall trug. Er spähte den Korridor entlang und sah eine Tür, vor der ein Posten stand. Auf dem Boden an der Wand stand ein Tablett, die Gefäße trugen silberne Deckel. Montgomery blieb vor der Tür stehen, blickte hinauf und hinunter und schüttelte bekümmert den Kopf. »Konnte er wieder nichts essen?«
    »Jeden Tag dasselbe, Cap’n.«
    Als plötzlich die Tür geöffnet wurde, ließ Montgomery sich nicht aus dem Konzept bringen und sprach unbeirrt weiter. »Sergeant Bromley, um Euch den Weg in die Küche zu ersparen, bat mich eine der Köchinnen, heißes Wasser zu bringen.«
    »Danke.« Bromley nahm den Krug und deutete mit dem Kopf auf jemanden, der sich im Raum befand. »Er hat es wieder mit der Galle.«
    »Soll ich einen Arzt holen, Sergeant?«
    Bromley schüttelte den Kopf. »Er hat schon alle konsultiert. Im Moment betet er – er verbringt Stunden auf den Knien. Ich muss gehen – ich glaube, er ruft mich.« Der Sergeant schloss die Tür.
    »Gibt es in diesem Stock eine Toilette?«, fragte Montgomery den Posten.
    Dieser wies ihm die Richtung. »Am Ende des Korridors.«
    Montgomery ging ans Ende des Ganges, drehte sich um und setzte sich auf die Treppe, um zu warten. Er wollte einen gründlichen Blick auf Oliver Cromwell werfen. Früher oder später fordert die Natur ihr Recht.
    Eine Stunde verging, ehe seine Geduld belohnt wurde. Als er hörte, dass jemand den Gang entlangging, stand er auf und trat in den Schatten der Treppe. Licht aus dem Gangfenster fiel auf einen Mann, den Montgomery als Cromwell erkannte. Die hohe Gestalt war gebeugt, seine Blässe spielte ins krankhaft Gelbe, als litte er an Gelbsucht. Doch es waren seine Augen, die Greysteel zu denken gaben. Er kannte diesen Blick, hatte ihn im Kampf auf den Gesichtern jener Frommen gesehen, die sich für Gottes erwählte Werkzeuge hielten. In Cromwells Augen glühte der Fanatismus eines Menschen, der eine Mission zu erfüllen hat und weiß, dass seine Tage gezählt sind.
     
    An jenem Abend saß Montgomery lange an seinem Schreibtisch im neuen Kontor und versuchte sich zu überwinden, den versprochenen Bericht an General Monck abzufassen. Mochte er sich auch bemühen, alles mit Vernunft zu sehen, ging es ihm zutiefst gegen den Strich, dem Feind auf irgendeine Weise zu helfen. Schließlich griff er nach dem Federkiel und brachte seine ehrliche Meinung darüber zu Papier, was er in London gehört und gesehen hatte. Als er fertig war, las er das Geschriebene durch. Monck hätte sich keinen Royalisten als Agenten wählen dürfen, wenn er daran Anstoß nimmt, dass ich kritisch über die Regierung schreibe.
    Greysteel fühlte sich gedrängt, auch an Charles zu schreiben und ihm mitzuteilen, dass Cromwell ein kranker Mann war. Der König sollte wissen, dass man in London der Militärdiktatur überdrüssig war und viele Menschen die Monarchie in günstigem Licht sahen. Doch schließlich beschloss er zu warten, bis er mehr in Erfahrung gebracht hatte. Im König falsche Hoffnungen zu wecken, war das Allerletzte, was er wollte.
    Wenn ich Berichte an beide schicke, bin ich ein Doppelagent . Seine Miene verhärtete sich. Doppelagent zu sein, schmeckte ihm nicht besser, als nur als Moncks Agent zu arbeiten. Er ließ das Siegelwachs auf den Brief tropfen und verschloss ihn in seiner Schreibtischlade.
     
    Velvet betrachtete ihr Spiegelbild. Während die meisten Frauen das Kleid aus einfachem grauem Batist mit gestärktem weißen Kragen und Manschetten als sehr unscheinbar empfunden hätten, war sie heilfroh, dass es neu war und perfekt saß.
    Sie griff nach der silbernen Haarbürste und brachte ihr ungebärdiges rotes Haar in Form, indem sie es zu ordentlichen Locken kämmte und ein Häubchen darauf feststeckte. Dann lief sie hinunter zum Frühstück mit Christian.
    »Guten Morgen, mein Schatz, du siehst reizend aus.« Ach Gott, du siehst eher wie ein kleines Milchmädchen aus und nicht wie eine edle Cavendish. Das jahrelange armselige Leben im Exil hat dir dein Selbstvertrauen geraubt. Ich muss es stärken und auch versuchen, die köstliche kecke Haltung wieder zu wecken,

Weitere Kostenlose Bücher